Ausbildung:Optimistische Handwerker

Lesezeit: 2 min

Gratulation zur bestandenen Ausbildung: Kreishandwerksmeister Harald Volkwein (rechts) überreicht den Gesellen ihr Abschlusszeugnis. (Foto: Johannes Simon)

Bei der Freisprechungsfeier für die neuen Gesellen gibt es viel Lob für das Ausbildungssystem und die Betriebe. Einige Berufe könnten aber noch mehr Lehrlinge gebrauchen

Von Henning Vetter, Fürstenfeldbruck

Im Landkreis gibt es seit Dienstag 36 neue Gesellen. Diese haben bei einer Freisprechungsfeier ihre Gesellenbriefe erhalten. Besonders ausgezeichnet wurden zudem die jeweils besten Gesellen der sechs Innungen sowie die zehn Gewinner des Anton-Hoch-Gedächtnispreises. Kreishandwerksmeister Harald Volkwein äußerte sich bei der Veranstaltung unter anderem zur Situation des Handwerks im Landkreis und schlug den Bogen zu globalen Ereignissen.

"Sie werden gebraucht und sind gefragt", rief Volkwein den Absolventen zu. Angesichts einer Arbeitslosenquote von 2,9 Prozent im Landkreis kann man von Vollbeschäftigung reden. Es sei ein "paradiesischer" Zustand, vor allem im Vergleich mit dem "südlichen Ausland." In Spanien und Portugal beispielsweise herrsche eine hohe Ausbildungs- und somit auch Qualitätslosigkeit, so führte der Schreiner aus und erweiterte das Bild: laut dem Kinderhilfswerk Unicef sind derzeit knapp fünfzig Millionen Kinder und Jugendliche weltweit auf der Flucht. Sie haben keine Aussichten auf eine Ausbildung, und ein Leben ohne eine solche sei "schlimm", betonte Volkwein.

"Eine gute Ausbildung ist das beste Fundament, Ihnen steht alles offen", ob weiterführende Schulen, ein Studium oder die Meisterprüfung. Auch die Schulleiterin der Berufsschule, Andrea Reuß, freute sich über "das beste Ausbildungssystem der Welt gegen Arbeitslosigkeit". In die gleiche Kerbe schlug Johann Wieser, stellvertretender Landrat. In der Globalisierung käme Stillstand Rückschritt gleich, nahm er die Absolventen in die Pflicht. Zugleich erinnerte auch er an die Möglichkeiten, die sich nun bieten, so etwa das Meister-Bafög. Neben der internationalen Wichtigkeit des Handwerks hob er die alltägliche hervor. Die habe jeder schon gespürt, wenn das Auto nicht anspringe oder im Haus etwas kaputt gegangen sei.

Um die Zukunft des Handwerks ist es laut Volkwein gut bestellt. Nachdem es in den vergangenen Jahren einen leichten Rückgang von neuen Lehrlingen gegeben hat, "scheint es nun wieder zu kippen." Waren es im Schuljahr 2015/16 im Landkreis noch 48 Anfänger, sind es nun 52. Bei den Innungen der Bäcker und Metzger gebe es jedoch weiterhin Bedarf, auch die Friseure hätten in den vergangenen Jahren fallende Zahlen verzeichnet.

Bei der Entscheidung für eine Ausbildung spielt es eine entscheidende Rolle, wo sich Berufsschulen befinden und wie diese zu erreichen sind. "Mobilität ist ganz, ganz wichtig", fügte Volkwein an. Die Kürze und Einfachheit der Wege zur Schule sei ein bedeutendes Kriterium. Ein weiteres sind die Berufsaussichten. Die sind gut, ebenso wie die Bezahlung. Darin sind sich alle einig. "Man kann gut vom Handwerk leben. Die Betriebe haben viele Mitarbeiter und zahlen gut", lobte der Kreishandwerksmeister, der am Ende die Zuhörer noch zum Nachdenken anregte. In Anspielung auf Angela Merkels Aussage sagte der Schreiner, Bayern sei "unsere Heimat, aber es kann auch zur Heimat werden für diejenigen, die auf der Flucht sind." Die jungen Gesellen sollen eben mehr sein als Handwerker, sie sollen auch frei denkende Mitglieder unserer Gesellschaft sein.

© SZ vom 15.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: