Ausbildung:Kür an der Kettensäge

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Romy Hieber schneidet mit der Motorsäge eine Scheibe mit vorgegebener Dicke ab. Hieber gehört zu den wenigen weiblichen Auszubildenden in dem Beruf. (Foto: Günther Reger)

Zu einer ordentlichen landwirtschaftlichen Ausbildung gehört, dass die Lehrlinge auch Bäume fällen und den Wald pflegen können. Das demonstrieren sie bei einem Wettbewerb am Jexhof

Von Michael Schrank

Schöngeising - Mit großem Engagement haben kürzlich 50 landwirtschaftliche Berufsschüler, aus den Landkreisen Dachau, Fürstenfeldbruck und Landsberg, darunter acht Frauen, ihr forstliches Geschick bei einem Wettbewerb auf dem Jexhof unter Beweis gestellt.

Die Ausbildung zum Landwirt dauert in der Regel drei Jahre. In Bayern steht im ersten Ausbildungsjahr die Berufsgrundschule in Vollzeitform auf dem Lehrplan, der sich zwei betriebliche Ausbildungsjahre anschließen. Bis heute ist dieser Ausbildungsberuf noch immer eine Männerdomäne, denn Frauen finden nur selten den Zugang. Eine, die sich dafür entschieden hat, ist die 23-jährige Schuster, die ihre Ausbildung in einem landwirtschaftlichen Betrieb in Igling macht. "Ich bin im landwirtschaftlichen Betrieb meiner Eltern aufgewachsen und hatte dadurch direkt einen Bezug zur Landwirtschaft", sagt Schuster, nach einer Lehre zur Groß- und Außenhandelskauffrau habe ich jedoch den Wunsch verspürt, wieder in der Landwirtschaft tätig zu sein".

Zu den Inhalten der Ausbildung gehört auch forstliches Wissen, da die vom Landwirt zu bewirtschaftenden Flächen oftmals auch bewaldet sind. Bei einem forstlichen Wettbewerb, der turnusmäßig alle zwei Jahre durch das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Fürstenfeldbruck (AELF) organisiert wird, konnten nun die Auszubildenden des zweiten und dritten Lehrjahres ihre theoretischen und praktischen Fähigkeiten beweisen. Die drei Bestplatzierten dürfen beim Landesentscheid am 18. Juni 2016 in Goldberg bei Kehlheim teilnehmen.

Die Berufsschüler hatten an mehreren Stationen unterschiedliche Aufgaben zu bewältigen. Als erstes war ein Wissenstest mit Fragen der Arbeitssicherheit, Holzaushaltung, Walderschließung und zum Waldschutz zu beantworten. Dem schloß sich eine Bestimmungsübung zu diversen Baumarten sowie Schadbildern von Baumschädlingen an.

Allerdings ging es nicht nur im theoretische Fragen, auch das richtige Fingerspitzengefühl in der Praxis galt es zu beweisen. An einer Station mussten die Teilnehmer in weniger als 14 Minuten zehn Buchensetzlinge in einem Abstand von 140 bis 160 Zentimetern präzise in einer Reihe pflanzen. Dabei ist die richtige Technik wichtig, denn das Wurzelwerk soll möglichst schnell in die Tiefe wachsen. Hans-Jürgen Gulder, Behördenleiter und Bereichsleiter Forsten im AELF, beaufsichtigte diese Aufgabe und betonte dabei die Notwendigkeit einer genauen Pflanztechnik in der Waldbewirtschaftung.

Als letzte Station waren mehrere Motorsägen-Disziplinen jeweils in einem Zeitlimit zu bewältigen. Die Beherrschung dieses Aufgabenbereichs, insbesondere unter Beachtung der geltenden Sicherheitsvorschriften, ist beim Fällen und zum Abtransport von Bäumen unerlässlich. Dabei mussten die Bewerber zunächst einmal mittels Motorsäge zeigen, dass sie einen Baum mit einer Fallkerbanlage und einem Fällschnitt nicht nur Fällen, sondern ihm auch die richtige Fallrichtung vorgeben können.

Als nächstes galt es, den Kombinationsschnitt zu setzen, mit dem der Baumstamm für den Abtransport oder die Lagerung in mehrere Teile geschnitten wird. Dabei ging es um das exakte Aufeinandertreffen von zwei Schnitten mit der Motorsäge, wobei die genaue Stärke der Scheibe und des Schnittwinkels vorgegeben waren.

Mit der Absolvierung des Präzisionsschnitts wurde die Praxisübung abgeschlossen. Bei diesem Schnitt mussten die Teilnehmer eine fünf Zentimeter dicke Scheibe von einem Stamm abschneiden, ohne in ein darunterliegendes Brett zu sägen. Bei der Bewertung dieser Aufgabe wurden die Genauigkeit der Scheibendicke, die Rechtwinkligkeit und die Stärke des verbleibenden Spans berücksichtigt.

© SZ vom 01.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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