Ausbau der S4:Karmasin-Gegner fahren auf einem Gleis

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Drei Landratskandidaten positionieren sich für raschen S4-Ausbau

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

In einer gemeinsamen Stellungnahme haben drei Landratskandidaten einen Auftritt des Amtsinhabers Thomas Karmasin (CSU) im bayerischen Verkehrsministerium als "Showveranstaltung" kritisiert. Der geplante dreigleisige Ausbau sei völlig unzureichend und werde entgegen der Aussagen von Karmasin eine Erweiterung auf vier Gleise "sicher" verhindern, schreiben Jan Halbauer (Grüne), Christoph Maier (SPD) und Sandra Meissner (FW). Sie fordern, die aktuelle Planung so zu ändern, dass gleich vier Gleise zwischen Pasing und Bruck verlegt werden können. "Wir ziehen hier an einem Strang. Vor der Wahl und vor allem danach", kündigten sie an.

Das Landratsamt hatte eine Pressemitteilung über ein Treffen von Karmasin und dem Landtagsabgeordnete Benjamin Miskowitsch mit Ministerin Kerstin Schreyer (alle CSU) am Montag veröffentlicht. Demnach äußerte Schreyer, die Planungen für ein drittes Gleis bis Eichenau dürften nicht gefährdet und sollten so schnell wie möglich verwirklicht werden. Es sei "der politische Wille, in der Zukunft auch den viergleisigen Ausbau der S 4 zu ermöglichen". Der Landrat wird mit den Worten zitiert, er sehe sich in seiner Auffassung durch die Ministerin bestätigt, eine "zeitnahe Realisierung" des dritten Gleise werde ein späteres viertes Gleis nicht verhindern.

Ein drittes Gleis steigere die Kapazität nur um 25 Prozent. Berücksichtige man die steigenden Zahlen im Güter- und Fernverkehr, werde es weiter zu Zugausfällen und Verspätungen kommen, argumentieren Halbauer, Maier und Meissner. Aktuell habe die Bahn AG jedoch nur einen Planungsauftrag für einen dreigleisigen Ausbau. Sollte dieses Projekt verwirklicht werden, sei eine Aufwärtskompatibilität zu vier Gleisen bautechnisch nicht gegeben. Etliche Bauwerke müssten wieder abgerissen und neu errichtet werden, ebenso Gleislagen. "Das würde extreme Kosten im Verhältnis zum geringen Zusatznutzen mit sich bringen".

Auch das Brucker Verkehrsforum hatte unlängst wieder gewarnt, die aktuelle Planung würde den weiteren Ausbau blockiere. In früheren Jahren hatte das Ministerium betont, der dreigleisige Ausbau werde nicht aufwärtskompatibel ausfallen. Jedenfalls fordern die drei Kandidaten, die aktuelle Planung müsse "sofort so modifiziert werden, dass vier Gleise zwischen Pasing und Fürstenfeldbruck geplant werden".

Karmasin habe unmittelbar vor der Kommunalwahl "ein wachsweiches Pressestatement" herausgegeben, ohne eine einzige feste Zusage, rügen die Kandidaten von FW, Grünen und SPD. Das müsse "wie Hohn für alle Pendler wirken". Meissner forderte eine "transparente und offene Informationspolitik", der Ausbau sei schon mindestens zwei Jahrzehnte überfällig. "Karmasin konnte sich wieder nicht durchsetzen und zementiert damit die Dreigleisigkeit, die keine echten Verbesserungen bringt", rügte Maier. Den Westen lasse Karmasin mit einem Ausbau nur bis Eichenau endgültig im Stich, kritisierte der SPD-Kandidat, der vier Gleise bis Geltendorf fordert. Halbauer warf der CSU vor, die Bürger seit 1991 hinzuhalten. "Wir brauchen dringend vier Gleise bis Bruck, um ein attraktives Angebot für alle Pendler bereitzustellen und unseren Beitrag für den Klimaschutz zu leisten", sagte er.

Das Verkehrsministerium hat endlich die Anfrage des Landtagsabgeordneten Martin Runge (Grüne) beantwortet. Demnach wurden keine Grundstücke verkauft, die für den Ausbau notwendig wären. Die Frage, ob für das vierte Gleise neue Bahnsteige wieder abgerissen werden müssen, bleibt unbeantwortet, Schreyer verweist auf die Machbarkeitsstudie, die sie bis Ende 2020 erwarte. Differenziert sind die Aussagen zu den Brücken zwischen Pasing und Eichenau: In drei Fällen würde für einen drei- und später viergleisigen Ausbau jeweils eine neue Überführung ergänzt, in drei weiteren Fällen müsse nur bei vier Gleisen etwas an den Bauwerken verändert werden und in sechs Fällen ist jeweils von Um- und Neubauten die Rede, was Teilabrisse nicht explizit ausschließt.

Karmasin wies die Vorwürfe der Kontrahenten zurück. Er verlasse sich auf die Fachleute, die ihm am Montag im Ministerium dezidiert versichert hätten, die Planungen seien aufwärtskompatibel. Wie in Eichenau zu besichtigen sei, könnten Brücken so ausgelegt werden, dass man sie auf vier Gleise erweitern könne. Die Behauptung, man müsse Bauwerke wieder einreißen, sei laut den Fachleuten falsch. "Für mich ist damit in der Diskussion alles gesagt", betonte der Landrat.

© SZ vom 13.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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