Aufruf:Gröbenzell sucht Kunst fürs Rathaus

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Malerei, Skulpturen, Fotos oder etwas ganz anderes: Ein offener Wettbewerb soll Ideen für den Neubau erbringen

Von Ariane Lindenbach, Gröbenzell

Das neue Rathaus in Gröbenzell nähert sich trotz einiger Verzögerungen sichtlich seiner Fertigstellung. Höchste Zeit für den Gemeinderat, zu überlegen, auf welche Weise die Gemeinde zu den Kunstobjekten im Wert von rund 100 000 Euro kommen soll, die das künftige öffentliche Gebäude zieren sollen. Das Gremium will nun in einem zweistufigen offenen Verfahren Künstler aussuchen, die zu einem der drei Themen "Bäche, Gräben, Wasserläufe", "Blühendes Gröbenzell" sowie "Frieden und sozialer Zusammenhalt für unsere Gemeinde" Kunstobjekte für das neue öffentliche Gebäude schaffen.

Bereits vor einigen Monaten hatte der Gemeinderat entschieden, das Budget für Kunst am und im neuen Rathaus um 100 000 Euro auf 110 000 Euro aufzustocken; da auch das Wettbewerbsverfahren etwas kostet, bleiben etwa 75 000 Euro für die Kunst übrig. In der gleichen Sitzung waren die drei Themen mit großer Mehrheit bestimmt worden. Aber wie findet man jetzt die besten und schönsten Kunstobjekte zu diesen drei Themen? Und vor allen Dingen: Wer entscheidet das?

Um solche Fragen zu beantworten, hatte die Verwaltung den Auftrag, ein Wettbewerbsverfahren auszuarbeiten, mit dessen Hilfe ein oder mehrere Künstler gefunden werden, deren Werke das zukünftige Rathaus zieren sollen. Welche Art Kunst es sein wird und wo im neuen Rathaus sie platziert wird ist noch völlig offen. Nach eingehender Recherche lautet der Vorschlag von Bauamtsleiter Markus Groß, ein offenes zweistufiges Wettbewerbsverfahren auszuloben, bei dem jede Fraktion einen Künstler vorschlagen kann und acht weitere Bewerber mittels öffentlicher Ausschreibung gefunden werden. Eine Jury wählt daraus insgesamt acht Teilnehmer. Diese konkretisieren in der zweiten Runde ihre Idee, welche von einer - personell anders besetzten - Jury bewertet wird.

Unter den Preisrichtern werden neben Gemeinderäten auch je ein Vertreter des örtlichen Kunstvereins Gröben-Art sowie eines Architektur- und eines Landschaftsarchitekturbüros sein. Ein Nachteil bei einem solchen Verfahren: Die erste Runde wird nicht honoriert. Die Künstler reichen ihre Ideenskizzen ein, ohne dafür auch nur eine Aufwandsentschädigung zu erhalten. Aus diesem Grunde unterstützt der Bundesverband Bildender Künstler diese Art des Wettbewerbs nicht. Dennoch folgt das Gremium Groß' Empfehlung für diese Art des Wettbewerbs. Für die ersten fünf der insgesamt acht Teilnehmer der zweiten Runde ist dann schon ein Preisgeld eingeplant: Der Gewinner erhält 1000 Euro, der Zweitplatzierte 800 Euro und die Künstler, die die Jury auf die Plätzen drei bis fünf wählt, bekommen je 400 Euro.

Ein anderer Aspekt, den das Gremium diskutiert hat, ist ein Einwand des Dritten Bürgermeisters Axel von Walther (SPD). Er habe "ein bisschen Bauchschmerzen mit dem Begriff professioneller Künstler", sagt der Kommunalpolitiker mit Blick auf den Umgang mit Kunst und Künstlern während der Naziherrschaft, als beispielsweise Bücher verbrannt und Bilder zerstört wurden, wenn ihre Aussage sich zu sehr von der damals propagierten Ideologie unterschied. "Der Staat soll sich niemals dazu aufschwingen zu sagen, was Kunst ist", bekräftigt er. "Wir kommen da in eine Debatte rein, die wir nicht haben wollen", warnte von Walther. Groß hatte vorgeschlagen, als Teilnahmebedingung nur "professionelle Künstler/Künstlerinnen/Künstlergruppen" mit einem erweiterten Bezug zu Gröbenzell oder dem Großraum München zuzulassen. Aufgrund der vorgebrachten Bedenken wird die Bedingung "professionell" gestrichen.

© SZ vom 14.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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