Auf dem Gottesacker:Blühwiesen und mehr Baumbestattungen

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Im Sommer sind 650 Bäume auf dem Brucker Waldfriedhof wegen Schädlingsbefalls gefällt worden. Der erforderliche Neuanfang soll für eine parkähnliche Umgestaltung mit mehr offenen Flächen genutzt werden

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Aus dem Waldfriedhof soll nach den umfangreichen Fällungen nun eine Art Parkfriedhof werden. Der Umweltausschuss hat jüngst dem ersten Entwurf zugestimmt. Bereits im Herbst soll - in Absprache mit den Vertretern aller betroffenen Glaubensgemeinschaften sowie weiteren Fachleuten - mit dem Umbau begonnen werden. Das Konzept sieht neben Ruhebänken auch die lockere Anpflanzung von Baumarten vor, die besser mit dem Klimawandel klar kommen als beispielsweise die Fichte.

Die bei der Stadt für den Landschaftsbau zuständige Kathrin Zifreund rief nochmals die Ursache für die fällige Neuausrichtung in Erinnerung. Wegen des starken Borkenkäferbefalls sowie anderer Erkrankungen mussten im Sommer etwa 650 Bäume und damit um die 40 Prozent des Bestands gefällt werden. Eine komplette Wiederaufforstung wurde bereits verworfen. Vielmehr soll die Gelegenheit genutzt werden, den Friedhof maßvoll naturnah umzugestalten und zudem stärker anderen Religionen zu öffnen. Der Trend geht ohnehin weg von der traditionellen Erdbestattung und hin zu anderen Formen wie Urnenbestattung (Anteil seit 2011 bereits mehr als 50 Prozent), Baumbestattung sowie Friedgarten. Im Fokus stehen neben der teilweisen Wiederaufforstung die Sanierung der Wege, die Erweiterung der Baumgräber sowie der anonymen Gemeinschaftsgräber, die Nachverdichtung der Grabbereiche, die Reduzierung des Pflegeaufwandes sowie - wegen des bislang noch fehlenden Wasseranschlusses erst in einem späteren Schritt - ein Toilettenhäuschen im Eingangsbereich der Landsberger Straße.

Das Foto zeigt einen Bereich, der als Vorbild für die parkähnliche Umgestaltung dienen kann. (Foto: Stadt Fürstenfeldbruck)

Nun besteht die Gelegenheit, den in den Sechzigerjahren eröffneten, etwa 140 000 Quadratmeter großen Waldfriedhof mit seinen derzeit an die 5000 Gräber maßvoll umzustrukturieren. Ergänzt wird die Fläche durch 20000 Quadratmeter im nordwestlichen Bereich, die von der Stadt bis zum Jahr 2084 für eine künftige Erweiterung von der katholischen Kirche gepachtet worden ist, aber bis auf Weiteres wohl nicht benötigt wird. Denn die Zahl der Gräber auf dem Waldfriedhof ging in den vergangenen fünf Jahren um etwa 15 Prozent zurück. Neben der fast vollständig entfernten Fichte finden sich auf dem Waldfriedhof vor allem Eiche, Linde, Ahorn, Buche und Kiefer. An ausgewählten Stellen neu gepflanzt werden sollen beispielsweise Tanne, Purpurerle, Hainbuche, Dreispitzahorn, Eisenholzbaum, Kiefer, ungarische Eiche sowie Ziersträucher.

Links: der Waldfriedhof 2017. Rechts: nach den Fällungen 2018 (der markierte Streifen gibt den von der Kirche gepachteten Grund wieder). (Foto: Stadt Fürstenfeldbruck)

Bereits heute gibt es auf dem Friedhof Waldgräber, Einzelgräber, Gräber in Grabfeldern, Urnengräber als Einzelgrab oder in Urnenwänden sowie Baumgräber. Neben den christlichen Gräbern gibt es vereinzelt auch jüdische sowie muslimische. Gemeinsam mit der Friedhofsverwaltung, der Stadtgärtnerei, den Vorsitzenden der drei in Fürstenfeldbruck ansässigen Moscheen, der israelischen Kultusgemeinde Oberbayern, dem Bund Naturschutz sowie den ansässigen Friedhofsgärtnern wurden nun der Vorschlag erarbeitet, im Norden einen zusätzlichen Grabbereich für andere Religionen bereit zu stellen und Grünflächen verstärkt als extensive Blühwiesen und Magerrasen anzulegen. Werde nur zweimal im Jahr gemäht, so Zifreund, dann profitierten davon auch Insekten wie Bienen. Zudem soll die Ausweitung alternativer Bestattungsformen geprüft werden, wie etwa Friedgärten, Friedwälder, Baumbestattungen, anonyme Bestattungsbereiche, Gemeinschaftsbestattungsbereiche.

Die Kosten für den auf mehrere Jahre verteilten Umbau werden auf 350 000 Euro geschätzt. Um noch in diesem Jahr starten zu können, muss zwingend bereits im Frühjahr ausgeschrieben werden. Zweiter Bürgermeister Christian Götz (BBV) mahnte zügige Beschlussfassungen an. Mit dem einstimmigen Beschluss ebneten die Mitglieder des Fachausschusses den Weg denn auch. Friedhofsreferent Albert Bosch (CSU) drang zuvor darauf, alle Religionsgemeinschaften einzubinden, und Hardy Baumann (BBV) riet, auch Angebote von Experten wie Ulrich Würstle, dem Brucker Gärtnermeister und Vorsitzenden der Blumen- und Gartenfreunde, nicht auszuschlagen. Dritte Bürgermeisterin Karin Geißler regte an zu prüfen, ob sich noch vor dem Bau der auf 200 000 Euro veranschlagten WC-Anlage als Zwischenlösung eine mobile Toilette aufstellen ließe.

© SZ vom 13.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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