Asylbewerberunterkünfte:Konfliktpotenzial

Lesezeit: 2 min

Das Landratsamt will von den Kommunen wissen, ob und welche Probleme in den Asylbewerberunterkünften bekannt sind. Olching möchte einen Sicherheitsdienst, andere Gemeinde sehen keinen Bedarf

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Nicht abgewaschenes Geschirr, schmutzige Duschen, Kindergeschrei oder einfach die Aussicht, kaum Chancen auf Aufenthalt und Arbeit zu haben, sind einige von vielen Gründen für Konflikte in den Unterkünften der Asylbewerber im Landkreis. Ob diese Probleme bekannt sind, welche Ursachen zu Grunde liegen und ob der Einsatz eines Sicherheitsdienstes die einzige Möglichkeit wäre, den Konflikten vielleicht schon im Vorfeld zu begegnen und aufkommenden Streit zu schlichten, darüber befragt derzeit das Landratsamt alle Gemeinden, die Asylbewerber in dezentralen Einrichtungen des Bezirks Oberbayern beherbergen.

Als zur Zeit nicht wünschenswert hat der Ferienausschuss als Vertretung des Gemeinderates in Eichenau den Einsatz eines Sicherheitsdienstes in den Einrichtungen am Schreberweg und am Lindenweg bezeichnet. Bürgermeister Peter Münster (FDP) hatte dem in diesen Sommerferien schon zum zweiten Mal tagenden Gremium die Anfrage aus dem Landratsamt vorgelegt und die Meinungen dazu abgefragt. Denn bis zur kommenden Woche möchte die Kreisbehörde eine Stellungnahme haben. Die wird im Rathaus Olching derzeit vorbereitet, wie die amtierende Bürgermeisterin Maria Hartl (CSU) sagte. "Im Großen und Ganzen haben wir keine Probleme", schildert sie die Situation. Nach anfänglichen Schwierigkeiten in der Unterkunft am Hermann-Böcker-Weg in Geiselbullach sei nun ein "gutes nachbarschaftliches Auskommen" festzustellen. Etwas anders beurteilt sie dagegen die beiden Einrichtungen im Gewerbegebiet an der Johann-G.-Guttenberg-Straße. " Wir fänden es nicht schlecht, wenn ein Sicherheitsdienst vorhanden wäre." Die Mitarbeiter könnten schon bei einer beginnenden Auseinandersetzung einschreiten.

Asylbewerber finden in Eichenau in der Unterkunft am Lindenweg eine erste Unterbringung. (Foto: Voxbrunner Carmen)

Solche Eskalation und die Notwendigkeit ständiger Präsenz von Security-Personal sehen die Bürgermeister von Maisach, Hans Seidl (CSU), und Mittelstetten, Andreas Spörl (CSU), nicht. Seidl erinnert sich zwar an eine blutige Auseinandersetzung in der Vergangenheit, aber nicht an Konflikte mit Nachbarn. Zwar gebe es hin und wieder Beschwerden über Ruhestörungen, aber in den drei Einrichtungen mit mehr als 200 Bewohnern in Maisach ist seiner Meinung nach kein Sicherheitsdienst nötig, um Konflikte zu lösen. Die Gemeinde stehe mit den Objektbetreuern, also den Mitarbeitern des Landratsamtes, die sich um die Einrichtungen kümmern, in Kontakt und kommt zu dem Schluss: "Es gibt keine Gefährdung."

So sieht das auch Andreas Spörl. In Mittelstetten leben derzeit 35 Flüchtlinge, einige von ihnen schon seit drei Jahren. Zumindest in den vergangenen sechs Monaten seien ihm "keine sicherheitsrelevanten Zwischenfälle" bekannt geworden. Und wenn es einen Streit in der Unterkunft gegeben habe, so sei niemand außerhalb betroffen gewesen. Wie sehr die Asylbewerber im Ort integriert seien, habe zum Beispiel das Fest der Kulturen am 1. September bewiesen, an dem fast alle Flüchtlinge teilgenommen hätten. Spörl erwähnte auch die Zusammenarbeit mit dem Asylhelferkreis und stellte fest: "Für einen Sicherheitsdienst besteht kein Bedarf."

"Brauchen wir nicht", ist die Antwort von Gröbenzells Bürgermeister Martin Schäfer (UWG), der bis Donnerstag zwar das Schreiben nicht bekommen hat, aber über das Zusammenleben zwischen Asylbewerbern und Einheimischen nur Gutes sagen kann.

Von der Gemeinde Eichenau wird das Landratsamt eine ähnliche Antwort bekommen, ergänzt um den Hinweis, das Geld statt in Sicherheitsdienste in die psychologische Betreuung der Asylbewerber zu investieren. Der Eichenauer Asylhelferkreis argumentiert, dass das Landratsamt öfter die Objektbetreuer vorbeischicken sollte, die die Kompetenz haben sollten, Sanktionen gegen"Putzverweigerer" auszusprechen. Diese Möglichkeit fehle den Landratsamtsmitarbeitern bislang. Zudem sollte die Möglichkeiten psychologischer Betreuung traumatisierter und depressiver Flüchtlinge und die Migrationsberatung durch die Caritas verbessert werden.

© SZ vom 07.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: