Anwohner fühlen sich weiter belästigt:Dauerplage Saatkrähe

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Puchheim will Einsatz von Greifvögeln gegen Hauptkolonie einklagen. Regierung lehnt dieses Mittel bisher ab

Von peter bierl, Puchheim

Die Stadt Puchheim bereitet sich auf die nächste Kampagne gegen Saatkrähen vor. Im Herbst, wenn die Vögel zurückkommen, sollen Nester entfernt und die "Bird Gards", die Lautsprecher, angeschaltet werden. Außerdem bereitet die Kommune einen Antrag an die Regierung für einen "Notfalleinsatz" von Wüstenbussarden vor. Zugleich läuft eine Klage gegen die Regierung, die den Einsatz von Falken am Rande der Hauptkolonie beim Friedhof am Schopflachwäldchen ablehnt.

Im Frühjahr konnte Monika Dufner vom Umweltamt erstmals einen drastischen Rückgang der Population melden. Die Zahl der Nester fiel von über 400 im Vorjahr auf rund 250. Wohin die Tiere verschwunden sind, kann die Biologin aber nicht sagen, weil das Wanderverhalten der Saatkrähen nicht erforscht sei. Es seien jedenfalls nicht alle nach Germering ausgewandert, allerdings hätten sich in Gilching Splitterkolonien gebildet.

In Puchheim haben die Krähen zwei neue Splitterkolonien nördlich der Bahnlinie angelegt, in einem Wäldchen an der Nordendstraße und am Gerner Platz. Außerdem haben etliche Krähen ein neues Zuhause an der Eichenauer Straße gefunden. Dort wurden 32 Nester gezählt. Das wird im Rathaus als Erfolg gewertet, weil an dem Platz niemand gestört wird. Die älteren Splitterkolonien in Wohngebieten sind nach Angaben von Dufner verschwunden. Allerdings will die Kommune, getrieben vom Unwillen der Anwohner, die Hauptkolonie weiter verkleinern und zwar von den Rändern her. Dafür hatte die Stadt den Einsatz von Greifvögeln beantragt, was die Regierung ablehnte. Deshalb klagt die Kommune jetzt. "Wir wollen die Tiere ja nicht umbringen, sondern umsiedeln", betonte Bürgermeister Norbert Seidl (SPD). Dass die Hauptkolonie schon geschrumpft sei, gebe ihm Hoffnung.

Im Rathaus fürchtet man, dass die cleveren Saatkrähen sich nicht dauerhaft von den Bird Gards, die Laute von Raubvögeln von sich geben, narren lassen werden. "Wir haben am Ende der Brutsaison im Frühjahr schon gemerkt, dass die Wirkung nachlässt", erzählt Dufner. Um das Erreichte nicht zu gefährden, sei der Einsatz von Greifvögeln notwendig, betont die Biologin. Deshalb klage man gegen den Bescheid der Regierung. Diese hatte auch einen zweiten Antrag der Kommune zurückgewiesen, die Krähen direkt von Greifvögeln töten zu lassen. Diesen Bescheid hat die Stadt akzeptiert.

Als Kompromiss zeichnet sich ein Einsatz von Wüstenbussarden ab. Während Falken ein ganzes Gebiet überfliegen, können diese Vögel gezielt in einzelnen Abschnitten eingesetzt werden, weil sie im Gewirr der Äste hin- und her hüpfen. Bei den Diskussionen mit Vertretern der Regierung sei angedeutet worden, dass im Notfall eine Attacke mit Wüstenbussarden genehmigt werden könnte.

© SZ vom 09.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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