Antrag im Stadtrat:Olchinger Seeretter in Not

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Das marode Bootshaus der Wasserwacht muss dringend erneuert werden. Vor allem der fehlende Platz für die Ausrüstung könnte sonst zum Sicherheitsproblem für die täglich bis zu 25 000 Badegäste werden

Von Julia Bergmann, Olching

Ein trauriges Bild gibt das Bootshaus der BRK-Wasserwacht am Olchinger See ab. Der Moder hat die Kanten des 1973 erbauten Holzhäuschens zerfressen. Mit einer leichten Berührung lassen sich die fasrigen Bretter stellenweise lösen. Bei Sturm fürchten die Einsatzkräfte um die Standfestigkeit des kleinen Schuppens, und durch das undichte Dach regnet es ins Innere. Das größte Problem ist aber der mangelnde Platz. Nicht nur für die 64 Ehrenamtlichen, die während des Sommers den Wachdienst am See leisten. "Uns geht es primär um die Sicherheit der Badegäste", erklärt BRK-Kreisvorsitzender Rainer Bertram. Fehlt Platz, fehlt auch Zeit. Etwa wenn die Einsatzkräfte rangieren müssen, weil nicht alle gleichzeitig den engen Umkleideraum betreten können. Oder weil die notwendigen Gerätschaften erst von unterschiedlichen Lagerorten zusammengetragen werden müssen. Doch wenn einer der Badenden inmitten des Sees in Not gerät, zählt jede Sekunde.

Die einzige Möglichkeit, die Sicherheit der Badegäste auch in Zukunft aufrecht zu erhalten, so sehen es Bertram und der Ortsgruppenvorsitzende Florian Heininger, ist der Bau eines neuen und vor allem größeren Bootshauses. Unterstützung erhalten sie jetzt von der CSU-Stadtratsfraktion. Vor wenigen Tagen haben die Christsozialen einen entsprechenden Antrag gestellt. Sie fordern, die Stadt solle über die kommenden Jahre für die Erneuerung des Gebäudes rund 80 000 Euro zur Verfügung stellen. Mit den ersten 20 000 Euro könnten im Herbst bereits der Abriss, Aushub und die neue Bodenplatte in Angriff genommen werden, erklärt stellvertretender Fraktionsvorsitzender Maximilian Gigl. Bestenfalls und vorbehaltlich der Zustimmung des Stadtrats, könnte das neue Häuschen zur Badesaison 2019 stehen. Das heute noch 24 Quadratmeter große Häuschen wäre dann 59 Quadratmeter groß.

Der Zugewinn an Fläche würde es Heininger und seinen Kollegen erlauben, sämtliche Ausrüstung an einem Ort zu lagern. In den vergangenen Jahrzehnten ist das immer schwieriger und schließlich unmöglich geworden. "Das Rettungsboot war damals nicht größer als eine Badewanne mit Motor", sagt Heininger. Heute beansprucht es den Großteil des Raumes, so dass andere Geräte nach und nach ausgelagert werden mussten. Einige Stücke lagern in einem Container hinter der Wasserrettungsstation, andere unter den Schreibtischen der Ehrenamtlichen. "Teilweise geben wir die Gerätschaften unseren Leuten mit heim", sagt Heininger. Die Taucherausrüstungen zum Beispiel. Das habe immerhin noch einen positiven Nebeneffekt. Die Lagerung in beheizten, wetterfesten Räumen trägt zur Langlebigkeit der Geräte bei. Und damit spricht Heininger indirekt ein weiteres Manko des maroden Bootshauses an: die fehlende Heizung. Während des Winters werden Teile der Ausrüstung ausgelagert, weil sie durch den Frost beschädigt werden würden. Nicht nur dieser Umstand erschwert die Arbeit der Wasserwacht.

Das sieht auch Gigl. Er will den Neubau des Bootshauses als Würdigung der Einsatzkräfte verstanden wissen. Die Ehrenamtlichen leisten von Mai bis September etwa 3300 Stunden im Wasserrettungsdienst am Olchinger See. "Könnten diese Aufgaben nicht durch Ehrenamt abgedeckt werden, müsste zu den Wachzeiten seitens der Stadt Olching hauptamtliches Personal bereitgestellt werden", erklärt der stellvertretende Fraktionsvorsitzendeweiter. Das wäre ein nicht unerheblicher finanzieller Posten, den die Stadt jährlich begleichen müsste.

Während die technische Ausstattung der Wasserwacht Aufgabe des BRK-Kreisverbands ist, ist die Bereitstellung der Wachgebäude laut Gigl eine städtische Aufgabe. Diese Räume müssen selbstverständlich auch angemessen nutzbar sein, findet er. Allerdings lasse sich trefflich darüber streiten, welche Rolle bei einem Neubau des Bootshauses der Erholungsflächenverein spielt, der den Olchinger See als Freizeitfläche betreut. Die CSU-Fraktion fordert deswegen in ihrem Antrag auch, die Stadt solle mit dem Verein in Kontakt treten und verhandeln.

Nicht nur Gigl, sondern auch Bertram und Heininger hoffen, dass der Antrag Erfolg hat. Immerhin ist es nicht der erste Versuch, das marode Bootshaus zu erneuern. Bereits drei Vorstöße blieben bisher ohne Wirkung, obwohl im Haushaltsansatz vor neun Jahren bereits einmal 15 000 Euro für eine Renovierung eingestellt wurden. Die Gründe dafür sind laut Gigl heute nicht mehr eindeutig nachzuvollziehen. Der Wasserwachts-Vorsitzende weiß, dass die Zeit drängt. Die Zahl der Badegäste, die mittlerweile an besonders heißen Tagen bei 25 000 liegen kann, ist in den vergangenen Jahre stetig gestiegen. Auch die Einsätze für die Wasserwacht häufen sich. Immer öfter müssen die Rettungskräfte ausrücken, rangieren, die Ausrüstung zusammentragen und anlegen. Immer wieder kämpfen sie dabei gegen die Zeit und die Enge des Raumes. Bisher sei kein Gast zu Schaden gekommen, weil die Einsatzkräfte nicht schnell genug waren. "Es ist noch nichts passiert", sagt Heininger. Das "noch" betont er.

© SZ vom 08.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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