Antibiotika-Resistenz-Initiative Fürstenfeldbruck:Einsatz mit Nebenwirkungen

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Die häufige Anwendung von Antibiotika führt zu Resistenzen. Eine Brucker Ärzte-Initiative will Mediziner deshalb über die richtige Dosierung der Medikamente informieren

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Endlich etwas gegen den unnötigen Einsatz von Antibiotika tun - und gegen die daraus entstehenden resistenten Keime. Das ist das Ziel der Brucker Antibiotika-Resistenz-Initiative (Bari). Seit Februar besteht der interdisziplinäre Zusammenschluss aus Kreisklinik, ärztlichem Kreisverband und Gesundheitsamt. Für Montag lädt die Initiative zu einer Podiumsdiskussion ins Landratsamt ein, um über ihre Arbeit und die sinnvollere Verwendung von Antibiotika zu sprechen.

Die Idee, eine interdisziplinäre Gruppe zu gründen, hatte Hermann Schubert, Hygienebeauftragter und Arzt an der Brucker Kreisklinik. "In den Klinken gibt es schon sehr lange ein Antibiotika-Qualitätsmanagement. Wir machen das in Bruck schon seit mindestens zehn Jahren", erklärt er. Bei einem Netzwerktreffen habe er im vergangenen Jahr von einem Kinderarzt in Bielefeld gehört, der sich mit anderen niedergelassenen Ärzten zusammengeschlossen hatte. "Weil etwa 80 Prozent der Antibiotika im humanmedizinschen Bereich ambulant verschrieben werden, hatte ich die Idee, dass wir das doch auch im Landkreis machen könnten", sagt Schubert. Schon bei den ersten Gesprächen mit Fachleuten habe er gemerkt, wie groß das Interesse war.

Im Februar traf sich die Initiative, die bayernweit einmalig ist, zum ersten Mal. In den vergangenen Monaten ist bereits einiges passiert. Bei mehreren Fortbildungen wurden Mediziner zum Thema verantwortungsvoller Umgang mit Antibiotika geschult, man hat einen Antibiotika-Pass entwickelt, in dem Patienten und Apotheker die verschriebenen Medikamente festhalten können. Zudem wurde eine Leitlinie für Hausärzte formuliert, die auf der Homepage der Initiative zu finden ist. "Darin empfehlen wir den Hausärzten die passenden Antibiotika für die gängigsten Infektionserkrankungen. Die mit den geringsten Nebenwirkungen, einem gezielten Wirkungsspektrum", erklärt Schubert. "Da steht also nicht ein Antibiotikum gegen alles. Unser Ziel ist es, unnötige Medikamentierung zu vermeiden mit einer möglichst schmalen Behandlung, die so kurz wie notwendig ist." Wichtig ist ihm, dabei zu betonen, dass es der Initiative keinesfalls darum geht, Antibiotika abzuschaffen oder sie gar zu verteufeln. Es gehe vielmehr darum, ein Bewusstsein für die Problematik zu schaffen.

Das Feedback zu den Leitleitlinien sei sehr positiv, sagt der Klinikarzt. Es gehe einfach um einen sehr speziellen Bereich der Infektiologie, bei dem es nicht immer ganz einfach sei, das richtige Vorgehen zu finden. "Bei der Erstellung der Leitlinien haben wir sämtliche Leitlinien der Fachgesellschaften gelesen. Da haben Sie dann 50 Seiten, und wenn Sie die gelesen haben, fragen Sie sich: Was gebe ich jetzt?", sagt Schubert. Diese Arbeit wolle man den Ärzten vereinfachen, die oft nicht so tief in bestimmten Themen drin seien.

Das Problem an einem übermäßigen und unpassenden Einsatz von Antibiotika sei nicht nur die Resistenzbildung, die in den vergangen 20 Jahren zu einem großen Problem geworden ist, sondern auch die Folgen für das Mikrobiom im Darm. "Jeder von uns hat zehn hoch 14 Bakterien in sich. Wenn wir Antibiotika einnehmen, verändert sich dieses Biom." Welche Folgen das hat, lässt sich nur schwer abschätzen. Klar ist durch aktuelle Forschungen aber, dass das Mikrobiom, vor allem im Darm, großen Einfluss auf verschiedenste Krankheiten hat.

Podiumsdiskussion der Brucker Antibiotika-Resistenz-Initiative, Montag, 18. November, von 19 Uhr an im Sitzungssaal des Landratsamts

© SZ vom 16.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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