Animuc Convention:Identitätswechsel

Lesezeit: 2 min

Mein Name ist Comicheld: Die Fans von Anime, Manga und Cosplay treffen sich bei der vierten Animuc Convention im Veranstaltungsforum Fürstenfeld.

Valentina Finger

Decknamen sind seit Anbruch des Internetzeitalters keine Seltenheit mehr. Man verwendet sie in Chatrooms, beim Online-Shopping oder für soziale Netzwerke. Trifft man offline, also in echt, auf Menschen, die sich mit ausgefallenen Fantasienamen vorstellen, hat man vielleicht die Bekanntschaft von Geheimdienstlern gemacht. Oder man ist zu Gast auf der Animuc.

Manga-Messe in Fürstenfeldbruck
:Bilder aus einer anderen Welt

Sie verkleiden sich wie Figuren aus japanischen Zeichentrickserien oder Videospielen: Tausend Mangafans aus ganz Deutschland sind in abenteuerlichen Kostümen ins beschauliche Fürstenfeldbruck gekommen. Impressionen eines surrealen Spektakels.

Sebastian Ehm

Bei der Anime- und Manga-Messe, die am Wochenende zum vierten Mal im Veranstaltungsforum Fürstenfeld stattfand, sind echte Namen nebensächlich. Hier heißt man wie die eigenen Helden aus japanischen Comicserien, mimt seinen Charakter in Rollenspielen und schlüpft dabei in das entsprechende Kostüm. Und das kann teilweise ähnlich aufwändig sein wie die höchste Haute-Couture-Mode.

Am Samstag und Sonntag konnte man auf dem Gelände des Veranstaltungsforums prunkvolle Asia-Prinzessinnen, dämonische Vampirgestalten und andere skurrile Kreaturen flanieren sehen. War das Rahmenprogramm mit großem Fanartikel-Markt und vielen Workshops rund um die japanische Jugendkultur auch recht abwechslungsreich, zogen einige der Cosplayer, wie sich die Liebhaber des Kostümkults nennen, doch das gesellige Sehen und Gesehenwerden vor dem Kloster Fürstenfeld vor.

Da wurde posiert und fotografiert wie beim Karneval in Venedig in Verkleidungen, die meist über Wochen eigenhändig gefertigt wurden. Wenn dann am großen Tag aber doch mal was kaputt ging, war Hilfe schnell zur Stelle. "Ich habe schon Leute direkt in ihr Cosplay eingenäht, weil es aufgegangen ist", erzählt Selen, die natürlich nicht Selen heißt und in diesem Jahr als Helferin den Reparaturstand für Kostümnotfälle betreut hat. "Um da dann wieder rauszukommen, muss man es schon aufschneiden."

Es sei denn, man macht sein Kostüm zur Alltagsmode. "Einige hier tun das angeblich", sagt die 24-Jährige, in Japan sei das längst normal. "Langsam kommt es auch bei uns an, weil sich der Kleidungsstil verändert und sich die Leute mehr trauen." Außerdem eröffne die Vielzahl an Anime-Serien im deutschen Fernsehen gerade Kindern immer früher den Zugang zu dieser Kultur. Cosplay sei dabei lediglich ein Teil davon.

Die Leute, die hierher kommen, interessieren sich zum Beispiel auch für japanische Spiele oder die Esskultur", sagt Selen, die extra zur Messe aus Wien angereist ist. "In Japan gibt es mehr als nur Sushi." Deswegen sei auch nicht jeder Japanologie-Student automatisch ein Anime-Fan.

Die Tatsache, dass die Anhänger der Szene von Außenstehenden gerne alle in eine Schublade gesteckt werden, sei ärgerlich. "Was mich nervt ist, dass viele Leute nicht hinschauen wollen", sagt Selen. "Sie wollen sich nicht näher damit beschäftigen, deswegen heißt es einfach: Das sind halt die Verrückten." Dass ein bisschen Verrücktheit bei den Messebesuchern durchaus eine Rolle spielte, war dennoch ersichtlich. Bei herbstlichen acht Grad gingen die Cosplayer in bauchfreien Amazonen-Outfits und bloßen Oberkörpern zwei Tage lang ihrer Lieblingsbeschäftigung nach und boten damit ein bizarres Schauspiel, das viele Zivil-Zuschauer in den Klosterhof zog.

"Im Endeffekt ist es ein Hobby wie jedes andere auch", sagt Selen, "nur sehen wir vielleicht ein bisschen seltsam aus." Eigentlich sei es ja auch egal, wie so mancher seine Freizeit verbringen mag. Hauptsache es macht Spaß, einmal so zu sein wie ein Nachtelf, Pikachu und Sailor Moon. Oder wie sie eben alle heißen.

© SZ vom 14.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Sie verkleiden sich wie Figuren aus japanischen Zeichentrickserien oder Videospielen: Tausend Mangafans aus ganz Deutschland sind in abenteuerlichen Kostümen ins beschauliche Fürstenfeldbruck gekommen. Impressionen eines surrealen Spektakels.

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