Althegnenberg:Solarstrom vom Acker

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Auszeichnung für Projekt (von links): Markus Leczycki, Thomas Rebitzer, Elke Gaag, Maria Els, Rainer Spicker und Martina Drechsler (Foto: Carmen Voxbrunner)

Lehrer und Schüler engagieren sich für Pilotprojekt

Von Manfred Amann, Althegnenberg

Am Ortsrand von Althegnenberg, im vorgeschriebenen Abstand zu den Bahngleisen, gedeihen auf einem Acker Feldfrüchte. Gleichzeitig wird dort mit Hilfe der Sonne Strom erzeugt. "Diese Doppelnutzung ermöglicht in zweierlei Hinsicht höhere Erträge", sagt Projektleiter Thomas Rebitzer. Sowohl die Ernte von Strom als auch von Feldfrüchten erbringe ersten Erfahrungen zufolge um etwa 30 Prozent höhere Erträge als die bisherigen Freiflächen-Photovoltaikanlagen respektive die herkömmliche Ackerbewirtschaftung. Die bislang einzigartige Anlage mit der Bezeichnung "Agrophotovoltaik" ist von der Bayernwerk Netz GmbH in Kooperation mit der Regierung von Oberbayern als "Pionierleistung und vorbildliches Energieprojekt" mit dem Bürgerenergiepreis Oberbayern "Energiehelden" ausgezeichnet worden. Den mit 3333 Euro dotierten Preis haben Bezirkspräsidentin Maria Els und Markus Leczycki, Leiter des Kommunalmanagements des Bayernwerks, Projektleiter Thomas Rebitzer überreicht.

Der Lehrer hatte mit Schülern der beruflichen Oberschule in Friedberg (Landkreis Aichach-Friedberg) das Projekt entwickelt und mit dem Bayernwerk sowie den Landwirtsfamilien Ludwig Neuner und Maria Wiedemann aus Althegnenberg im vorigen Jahr erfolgreich umgesetzt. Aufgeschlossen und schnell hätten die Verwaltungsgemeinschaft Mammendorf und das Landratsamt die Genehmigung des Projektes erteilt, lobte Leczycki. Gebaut wurde die Anlage von der Firma "Ökohaus", für die Geschäftsführer Felix Steber der Preisverleihung beiwohnte.

Die Idee habe der Schüler Raphael Gaag gehabt, sagte Rebitzer. Da dieser zum Zeitpunkt der Preisverleihung im Sportzentrum eine Klausur in Biophysik schrieb, nahm seine Mutter Elke das Lob der Redner für ihren Sohn entgegen. Bürgermeister Rainer Spicker zeigte sich begeistert, in Althegnenberg das Pilotprojekt zu haben. "Es zeigt einen Weg auf, wie Strom erzeugt und damit ein Beitrag zur Energiewende geleistet werden kann, ohne Ackerflächen aus der landwirtschaftlichen Produktion nehmen zu müssen", befand der Gemeindechef. Ohne solche zukunftsfähigen Projekte sei die Energiewende nicht zu schaffen und der Klimawandel nicht zu bremsen.

Wie Rebitzer erläuterte, haben auf dem Acker die Sonnenmodulreihen einen Abstand von 14 Meter. In enger Abstimmung mit den Landwirten haben man so sichergestellt, dass alle Maschinenarbeiten dazwischen möglich sind. Zudem könnten die Solarmodule bei Feldarbeiten senkrecht gestellt werden. "Das macht es auch möglich, im Winter den Schnee loszuwerden und die Sonneneinstrahlung effektiver zu nutzen", erklärte der Projektleiter. Ertragssteigernd wirkt sich aus, dass sich die Module selbständig zur Sonne hin ausrichten. Dies führt auch dazu, dass die für Pflanzen suboptimale Mittagsstrahlung durch den Schattenwurf der Module ausbleibt und das Wachstum und der Reifeprozess nicht beeinträchtigt werden. Außerdem könne man unter den Modulen die Bildung von Kleinbiotopen zulassen und auch Pflanzen kultivieren, die mit Schatten gut zurechtkommen. An die Politik richtete Rebitzer den Appell, bürokratische Hürden für die Genehmigung solcher Projekte abzubauen, indem sie zum Beispiel der landwirtschaftlichen Privilegierung zugeordnet werden.

Das Mitwandern der Module mit der Sonne erinnerte Martina Drechsler an den Song von Paul McCartney: "I Follow the Sun". In der Agrophotovoltaik sieht die stellvertretende Landrätin eine ideale Möglichkeit, "die Energieerzeugung auf den Feldern und die landwirtschaftliche Produktion in Harmonie" zu bringen. Ein "Leuchtturmprojekt, von denen es noch mehr geben sollte", ist die Anlage für Oberbayerns Regierungspräsidentin Maria Els. Sie würdigte insbesondere das Engagement von Rebitzer, die Idee mit den Schülern, nicht nur theoretisch, sondern in der Praxis entwickelt und umgesetzt zu haben. "Dazu gehört Mut", lobte die Präsidentin. Mut hätten auch die Landwirte bewiesen, denn es sei keine Selbstverständlichkeit, sich für eine Innovation zu öffnen.

© SZ vom 10.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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