Althegnenberg:Bahn schickt Reisende auf weite Umwege

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In der Nacht zum Freitag geht der viergleisige Ausbau in die letzte Runde. Tausende Fahrgäste müssen sich auf längere Fahrzeiten und Zugausfälle einstellen.

Markus Peters

Karl Hamberger zeigt auf zwei Gleise. Zwei Gleise, die kurz vor Althegnenberg enden. Im Nirgendwo. Ab Sonntagfrüh aber soll das eine Gleis mit der bestehenden Strecke zwischen München und Augsburg verbunden werden, Dienstagfrüh schließlich das andere. Sie ersetzen das alte Gleispaar, das anschließend saniert wird. Dann ist der viergleisige Ausbau fertig. Wegen der Inbetriebnahme dieser Gleise und der neuen Bahnsteige in Mammendorf und Haspelmoor wird es von diesem Donnerstagabend an, 23.30 Uhr, bis zum Betriebsbeginn am Dienstag, 10. August, um 4 Uhr zu Behinderungen im Zug- und S-Bahnverkehr im Münchner Westen kommen.

In der Nacht auf Freitag werden die beiden Gleise an die Bahnstrecke zwischen Haspelmoor und Althegnenberg angeschlossen. (Foto: Günther Reger)

Es ist die vorletzte Etappe auf dem Weg zum viergleisigen Ausbau der meistbefahrenen Bahnstrecke Deutschlands. Hamberger leitet das Großprojekt. Seit 18 Jahren begleitet er die Planungen und Arbeiten schon. Doch nun ist ein Ende in Sicht: Bis Juni 2011 sollen auch die letzten bestehenden Gleise zwischen Mammendorf und Althegnenberg komplett saniert und der Ausbau damit komplett sein. Dann geht Hamberger in den Ruhestand.

Zur Zeit fahren täglich rund 320 Züge auf der Strecke. Nach der Fertigstellung des Ausbaus sollen es mehr als 600 werden. Bis dahin gibt es aber noch viel zu tun. Oft laufen die Arbeiten "unter rollendem Rad", der Betrieb auf der Strecke läuft also weiter. Nur manchmal müssen Strecken teilweise oder ganz gesperrt werden. So wie jetzt.

Von den Bauarbeiten in den kommenden Tagen werden nach Schätzungen der Bahn täglich 10.000 Pendler und Reisende betroffen sein. Sie müssen sich auf Fahrplanänderungen, Ersatzbusse, Zugausfälle und längere Fahrtzeiten einstellen. Die Fernverkehrszüge werden über Geltendorf und Ingolstadt umgeleitet, die Regionalzüge zwischen Augsburg/Mering und München entfallen teilweise ganz oder werden ebenfalls umgeleitet. Am Samstag ersetzen auf der Strecke zwischen Lochhausen und Mammendorf von 18 Uhr an bis Sonntagmorgen 10 Uhr Busse die S-Bahnen. Danach verkehrt die S3 nur im 40-Minuten-Takt. Zudem entfällt der Zehn-Minuten-Takt zwischen Pasing und Maisach den ganzen Montag über.

Die Bauarbeiten habe man extra in die Ferienzeit gelegt, da in dieser Zeit weniger Fahrgäste unterwegs seien, so Bahn-Sprecherin Bianca Piechaczek. Doch fast hätten das Wetter, der lang anhaltende Frost und häufiger Regen im Mai und Juni, den Zeitplan umgeworfen. Die letzten Arbeiten an Signalanlagen und Oberleitungen sowie auf den Bahnsteigen laufen deshalb unter Zeitdruck.

Von Juni 2011 an sollen auf zwei separaten Gleisen nur Hochgeschwindigkeitszüge mit bis zu 230 Stundenkilometern fahren, ohne von langsameren Zügen aufgehalten zu werden. Noch aber schlängeln sich die weißen ICE ebenso langsam durch die Landschaft wie ratternde Güterzüge. Solange die Bauarbeiten nicht abgeschlossen sind und Gutachter nicht grünes Licht für den Bauabschnitt im Haspelmoor gegeben haben, gilt Tempo 80 für den ganzen Streckenabschnitt.

Dort queren die Gleise zwei jeweils 500 Meter lange Moorstellen. Bereits im vergangenen Jahr wurde zur Verdichtung des Untergrundes meterhoch Sand aufgeschüttet, doch erst jetzt wird sich herausstellen, wie sich der Boden unter der Last des Bahnbetriebs verhält. Auch die Teilstrecke zwischen Gernlinden und Maisach, wo Züge auf drei Ebenen die Gleise kreuzen, wird erst jetzt richtig eingeweiht. Künftig wird da der Nah- und Güterverkehr aus München unterirdisch geleitet. Wegen der Inbetriebnahme der neuen Gleise wird bis Dienstag die Nachtruhe der Olchinger gestört werden. Mit dem Austausch von Oberleitungsmasten aus dem Jahr 1927 sind Rammarbeiten mit Vibrationen und Lärm verbunden.

© SZ vom 05.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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