Kinderbetreuung:Wenig Chancen für einen Waldkindergarten

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Der Mehrheit im Gemeinderat Alling ist das jährliche Defizit zu groß.

Von Manfred Amann, Alling

Der Elternwunsch, in Alling einen Waldkindergarten einzurichten, geht zum Beginn des neuen Schuljahres im September 2022 nicht in Erfüllung. Die kontroverse Beratung in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates lässt es sogar fraglich erscheinen, ob es in der Gemeinde jemals einen solchen Natur- oder Waldkindergarten geben wird. Nur auf intensives Einwirken hin konnten Befürworter verhindern, dass das Vorhaben ganz gestrichen wird. Ein "Vorschlag zum Kompromiss" von Vizebürgermeister Hans Friedl (Freie Wähler) führte zu der einvernehmlichen Entscheidung, den September dieses Jahres nicht mehr als möglichen Eröffnungstermin anzustreben, sondern zu versuchen, ein Jahr später einen Waldkindergarten möglich zu machen.

Hauptgrund für die ablehnende Haltung einer Mehrheit im Gemeinderat ist der Mehraufwand und die daraus resultierenden, deutlich höheren Kosten, die eine solche Einrichtung erfordert. Einer von der Gemeindeverwaltung durchgeführten Erhebung zufolge würde sich bei den derzeitigen Elterngebühren ein Defizit von etwa 80 000 Euro im Jahr anhäufen, das auszugleichen weder der Gemeinde noch den Eltern zuzumuten sei. Die höheren Kosten werden insbesondere durch die Notwendigkeit einer dritten Ergänzungskraft verursacht.

Nur ein geeigneter Ort

Auf eine Umfrage der Gemeinde, die infolge eines Antrages von Ingrid Schilling (Bürgerschaft Alling) durchgeführt worden war und an der sich 180 Eltern beteiligt hatten, hatten 49 davon Interesse an einem Waldkindergarten bekundet. Daraufhin hatte der Gemeinderat beschlossen, eine Arbeitsgruppe zu gründen, die Machbarkeit zu prüfen und die Eröffnung einer solchen Einrichtung zum Herbst 2022 anzustreben. Nach Auskunft vom Landratsamt können in einer Waldgruppe maximal 18 Kinder betreut werden.

Von den 17 angeschriebenen Trägern in der Region haben laut Bürgermeister Joachimsthaler lediglich vier ihr Interesse bekundet. Überdies seien Standorte auf gemeindlichem Grund geprüft worden, wovon aber nur der im Bereich "Funkmast" als geeignet erscheine. Hubert Winkler (SPD) indes kennt noch viele schöne Plätze um Alling herum, die man sich ansehen sollte. "Diese liegen allerdings auf Privatgrund", befand dazu der Gemeindechef, so dass man deren Verfügbarkeit erst prüfen müsste.

Bauwagen nötig

Die Recherche nach einem Bauwagen, der als Rückzugsort für Kinder gebraucht wird, hatte ergeben, dass man mit etwa 80 000 Euro, wie angenommen, nicht auskommen wird. Mit Anschaffungskosten für den Bauwagen samt Außenanlagen und Genehmigungen müsse man mit 125 000 Euro rechnen. Zudem müsse die Gemeinde den Waldkindergarten genehmigen lassen und einen Bauantrag stellen, der eine Beschreibung des Tagesablaufs beinhaltet.

Hauptgrund für die ablehnende Haltung mancher Ratsmitglieder war jedoch das zu erwartende Defizit von jährlich rund 80 000 Euro. "Ich bin richtig erschrocken, dass die Mehrkosten so hoch sind", sagte Sozialreferent Walter Herz (CSU) und brachte als Alternative die Anlage eines Waldspielplatzes ins Gespräch. Diesen könnten dann alle Gruppen nutzen und "nicht nur eine elitäre".

Da sich Ratsmitglieder wie Bürgermeister Joachimsthaler dafür aussprachen, die Idee Waldkindergarten nicht weiterzuverfolgen, setzten sich Anna Borawski-Utz (Grüne) und Ingrid Schilling energisch dafür ein, das Projekt nicht zu beerdigen, sondern weiter nach machbaren Lösungen zu suchen. "Eine Möglichkeit könnte nach Ansicht von Hans Schröder (ABV) sein, für zwei Gruppen einen Waldkindergarten einzurichten und so das Defizit auf mehr Eltern zu verteilen.

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