Theater:Eheliches Ränkespiel unter Männern

Lesezeit: 2 min

Murray (links, Markus Verrecchia ) und Speed (Helmut Bauer) sind Teil der wöchentlichen Pokerrunde. (Foto: Jana Islinger)

Der Allinger Theaterverein führt die Komödie "Ein seltsames Paar" auf. Bei der Premiere im Bürgerhaus haben die 120 Zuschauer viel zu lachen.

Von Manfred Amann, Alling

Können zwei von Frauen verlassene Männer, die charakterlich unterschiedlicher, ja konträrer nicht sein können, in einer Wohnung zusammenleben? Eine klare Antwort darauf versagt dem Publikum das Bühnenstück "Ein seltsames Paar", das der Kultur- und Theaterverein Alling (KTV) unter der Regie von Helene Wutz-Weiler auf anspruchsvolle Weise und mit gewohnt großen schauspielerischen Talenten auf die Bühne bringt.

Aber eines lehrt das Stück: Jeder übernimmt vom anderen etwas, auch wenn man es nicht wahrhaben will. Oscar, seit einem halben Jahr geschieden, ein eher lässig-chaotischer und oberflächlicher Typ mit wenig Ordnungssinn, und Felix, den nach zwölf Jahren Ehe seine Frau vor die Tür setzte und der ein aufgeräumtes, geordnetes und nahezu klinisch reines Spießbürgerdasein gewohnt ist, sind die Hauptfiguren, die von Christof Schachtl und Horst Keßler in allen Gefühlslagen brillant verkörpert werden. Schon bei der Premiere vor 120 Zuschauern im Bürgerhaus war das Taschentuch wichtiges Utensil, um Tränen des Lachens abzuwischen, auch wenn Felix manchmal heulend in Selbstmitleid versinkt.

Männerrunde: Felix, Oscar und ihre Freunde treffen sich zum Pokern. (Foto: Jana Islinger)

Jede Woche treffen sich die Alleingelassenen mit Vinnie (Matthias Handel), Speed (Helmut Bauer), Murray (Markus Verreccia) und Roy (Hans-Peter Contro) zu einer Pokerrunde in Oscars verlotterter Wohnung im 12. Stock in New York. Die Wohnung hat KTV-Bühnenbildner Herbert Weiler "typisch amerikanisch" eingerichtet. Darin sorgen die Pokerfreunde mit ihren gegenseitigen Sticheleien, mal ernst und mal lustig, für eine illustre Männerrunde, in der es zur Freude der Zuschauer manchmal ganz schön knistert. Als eines Abends Felix nicht zur Pokerrunde kommt, machen sich die Freunde Sorgen. Als sie erfahren, dass ihn seine Frau hinausgeschmissen hat und er durch die Stadt irrt, fürchten sie das Schlimmste, denn laut Oscar ist Felix ein Sensibelchen. Als es an der Tür klingelt, beschließt die Clique, so zu tun, als wüssten sie von nichts und mimen Freude, dass Felix doch noch zum Pokerspielen gekommen ist.

Doch Felix ist so gar nicht nach Zocken: Er bricht in Tränen aus und erzählt, was passiert ist. Die Freunde lassen ihn daraufhin nicht mehr aus den Augen. Seines Lebensmittelpunkts beraubt ist Felix offensichtlich bereit für eine Kurzschlussreaktion. Zum Glück verhindern ein klemmender Fensterflügel, ein Hexenschuss und andere Wehwehchen das Schlimmste.

Eine Freundschaft wird zerputzt

Schließlich überredet Oscar den am Boden zerstörten Felix, bei ihm einzuziehen. Was am Anfang aussieht, wie eine normale Männer-WG, entpuppt sich aber bald als ein beinahe eheliches Ränkespiel, mit dem einzigen Unterschied, dass das ewig wischende und putzende Heimchen am Herd eben keine Frau, sondern Felix ist. Er hat nur Staubsauger, Luftreiniger und Kochutensilien im Kopf und beginnt so die Männerfreundschaft sprichwörtlich zu "zerputzen".

Aus Oscars Single-Behausung wird ein nahezu steriler Musterhaushalt, was schließlich selbst den Pokerfreunden zu weit geht. Außerdem kocht Felix vorzüglich, so dass Oscar sogar Alimente zahlen kann. Doch der ist trotzdem am Verzweifeln und glaubt, mit der Einladung der alleinstehenden Schwestern Gwendolyn und Cecily Bird (herausragend von Tanja Richter und Debütantin Laura Zanner gespielt), Felix ändern und das triste Zusammenleben zum Besseren wenden zu können. Doch es kommt ganz anders.

Das Theater "Ein seltsames Paar" wird im Allinger Bürgerhaus noch am Freitag und Samstag, 26./27. April, um 20 Uhr, und am Sonntag, 28. April, um 19 Uhr aufgeführt.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusBildung
:Die Letzten ihrer Art

Nächste Woche beginnen die Abiturprüfungen. Danach wird das achtjährige Gymnasium Geschichte sein. Dass die Zeit bis zur Hochschulreife wieder 13 Schuljahre dauern wird, halten die meisten im Sinne der Schüler für richtig.

Von Heike A. Batzer

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: