Akute Personalnot:Kreisklinik muss Station schließen

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Offene Stellen in der Pflege können seit Monaten nicht besetzt werden. Deshalb bleiben Betten leer.

Gerhard Eisenkolb

Der Mangel an Pflegekräften beeinträchtigt seit Monaten den Betrieb an der Kreisklinik in Fürstenfeldbruck. Weil offene Stellen nicht besetzt werden können, musste von Januar bis Ende März sogar eine Station mit insgesamt 30 Betten ganz geschlossen bleiben. Seit Anfang April ist aufgrund des akuten Personalmangels eine Großstation mit insgesamt 45 Betten teilweise dicht gemacht worden. Hier können zurzeit 15 Betten nicht belegt werden. Entsprechende Informationen der SZ hat Klinikvorstand Stefan Bauer am Mittwoch auf Anfrage bestätigt.

Die Brucker Kreisklinik braucht Pflegepersonal. (Foto: Johannes Simon)

Bauer verwies darauf, dass es zurzeit sehr schwer sei, examinierte Schwestern oder Pfleger zu bekommen. Deshalb seien fünf bis sechs Planstellen unbesetzt. Auf die Personalsituation wirke sich zudem ein wechselnder Krankenstand aus. Deshalb komme es immer wieder vor, dass Kliniken in einer solchen Situation ganze Stationen schließen müssten. Eigentlich bestehe der Bedarf, den Betrieb auf allen 13 Stationen mit insgesamt 380 Betten in Fürstenfeldbruck aufrechtzuerhalten.

Angesichts des akuten Pflegenotstands fordert der Klinikarzt und Personalratsvorsitzende Holger Geißler mehr Wertschätzung des Personals. Das gelte sowohl für Pflegekräfte als auch für Mediziner. Die Klinikleitung müsse versuchen, die Mitarbeiter auf Biegen und Brechen zu halten und diese mehr umsorgen. Zu einem besseren Betriebsklima gehöre es, die Arbeit erträglicher zu gestalten. Statt dies zu tun, werde die massive Arbeitsverdichtung auf dem Rücken des Personals ausgetragen. Laut Geißler ist mit einem motivierten Team der gleiche Berg an Arbeit besser und schneller zu bewältigen als mit einem frustrierten. Der Personalratsvorsitzende wies auch darauf hin, dass sich kürzlich mit dem Wechsel der Pflegedienstleitung zumindest der Umgangston verbessert habe.

Wie berichtet, führt der Personalmangel auch dazu, dass examinierte Schwestern durch billigere Hilfskräfte ersetzt werden, die bei einem Tochterunternehmen der Kreisklinik zu schlechteren Bedingungen angestellt sind. Wer das tut, muss laut Geißler Abstriche bei der Pflege hinnehmen. Die entscheidende Frage sei, wann eine ausreichende Betreuung der Patienten nicht mehr zu gewährleisten sei. Da das Personal ausgebrannt sei und fast "permanent im roten Bereich" arbeite, komme es bei Spitzenbelastungen immer häufiger zu Situationen, in denen es gefährlich werde. Geißler räumte am Mittwoch ein, dass es viele Kliniken gebe, in denen der Pflegenotstand noch größer sei als in Fürstenfeldbruck.

Die Praxis, examinierte Pfleger durch Hilfskräfte einer Tochterfirma zu ersetzen, sieht Geißler kritisch. Dabei handle es sich letztlich um ein Steuersparmodell, das tot wäre, wenn eine Gesetzeslücke geschlossen werde. Wegen des Fachkräftemangels gibt es zurzeit laut Geißler keine Alternative zur Beschäftigung von Hilfskräften. Nur sollte man anders mit ihnen umgehen und ihnen mehr Wertschätzung zeigen. Die Anstellung bei einer Tochtergesellschaft zu schlechteren Bedingungen sei der falsche Weg. Wie berichtet, hatte der Kreisausschuss am Montag beschlossen, dass sich der Verwaltungsrat der Klinik damit beschäftigt, Pflegehilfskräfte künftig nach dem Tarif des öffentlichen Dienstes zu entlohnen. Landrat Thomas Karmasin sagte, die Lage an der Klinik sei "unspektakulär". Stationen würden immer wieder geschlossen. Der Vorwurf des Lohndumpings von SPD und Grünen sei verantwortungslos. Solche "Sprüche" gefährdeten den Erfolg der Klinik. (Kommentar)

© SZ vom 14.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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