Aktionstag Musik:Ein Chor aus 150 Kinderstimmen

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Drei Wochen haben die Schüler für ihren Auftritt geübt. Als es endlich los geht, haben sie großen Spaß, die Nervosität ist verflogen. (Foto: Günther Reger)

Die Gröbenzeller Ährenfeldschule singt vor der Kirche und lockt zahlreiche Zuhörer an

Von Eirik Sedlmair, Gröbenzell

Es ist noch recht ruhig an diesem Morgen in Gröbenzell. Einige Menschen laufen über den Wochenmarkt, erledigen ihre Einkäufe. Es riecht nach gebratenem Fleisch und frischem Gemüse, das Stimmengewirr ist nicht viel lauter als das Brummen der Verkaufswagen.

Doch dann wird es laut, eine Gruppe von mehr als 150 jungen Menschen taucht auf dem Markt auf, brav in Zweierreihen geordnet. Kinderstimmen durchbrechen den monotonen Geräuschteppich. Die Gruppe, die sich ihren Weg über den Wochenmarkt bahnt, kommt von der Ährenfeldschule in Gröbenzell. Und die Schüler sind gekommen, um zu singen.

Mit ihren dritten und vierten Klassen nimmt die Schule an diesem Morgen am bayernweiten Aktionstag Musik. Dieser wurde 2013 von der Bayerische Landeskoordinierungsstelle Musik ins Leben gerufen. Die Ährenfeldschule ist seither in jedem Jahr mit dabei. "Singen baut Schranken ab", sagt Gudrun Beck. Sie ist die Rektorin - und als solche singt sie auch auf dem Wochenmarkt in Gröbenzell mit.

Die Kindergruppe ist inzwischen vor der Kirche Sankt Johann Baptist angekommen, einige Meter vom Markt entfernt. Die jungen Sänger stellen sich auf, Lehrerin Veronika Zettl steht vor ihnen, in der Hand hält sie ein Akkordeon. Gudrun Beck steht noch leicht abseits, sie lacht, sagt "lass mas krachen" und geht zu den Schülern. Dann spielt Zettl die ersten Töne und die Gruppe fängt an zu singen.

"Drunt in der greana Au steht a Birnbaam, schee blau, juche!", schallt es nun aus 150 Kindermündern. Manche stehen noch schüchtern da und machen nur leise mit, die meisten aber singen das Volkslied aus voller Kehle. Um die Kinder herum hat sich eine Gruppe von Erwachsenen gebildet, meist Eltern, sie zücken ihre Smartphones und filmen, singen leise mit und lächeln stolz. Drei Wochen haben die Schüler die drei Lieder geübt, die sie an diesem Tag präsentieren. "Den Schülern macht das großen Spaß", sagt Gudrun Beck.

Das sieht man. Doch nicht nur den Kindern bereitet das Singen Freude, auch die Erwachsenen machen langsam mit, Veronika Zettl dreht sich um, animiert sie, mitzusingen. Die Menge an Zuhörern wird größer, immer mehr Menschen kommen vom Markt auf den Kirchenvorplatz gelaufen. Andere kommen aus der gegenüberliegenden Stadtbibliothek, bleiben interessiert stehen und hören zu.

Nach 15 Minuten sind die Schüler beim letzten Lied angelangt. "Shalalala", singen die Kinder, Zettl hat ihr Akkordeon gegen eine Gitarre eingetauscht. Sie singt laut mit, dreht sich wieder um, motiviert noch einmal gestenreich das Publikum. Diesmal klatschen fast alle Zuschauer rhythmisch mit und singen, es wird richtig laut in Gröbenzell.

Als das letzte Lied zu Ende geht, brandet großer Applaus auf, "Zugabe, Zugabe", rufen einige der Umstehenden. Da lassen sich die Schüler nicht zweimal bitten, beraten kurz , was sie singen. Dann greift Veronika Zettl wieder zur Gitarre, fängt an zu spielen, "Shalalala" tönt es noch einmal über den Vorplatz.

"Das war ein großer Erfolg", sagt Gudrun Beck glücklich, als die Zugabe zu Ende ist. Letztes Jahr hätten sie direkt am Markt gesungen, da sei es sehr eng gewesen, deshalb seien sie heuer vor die Kirche ausgewichen. Dort ist es inzwischen wieder leer, doch noch immer hört man am Wochenmarkt vereinzelte Kinderstimmen, die "Shalalala" singen. Wieder gehen sie in Zweierreihen über den Platz, biegen links ab, zurück in Richtung Schule. Man sieht die Kinder jetzt nicht mehr. Aber man hört sie noch.

© SZ vom 14.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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