Aktion am kommenden Montag:Tischlein deck dich auf der Straße

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Die Gastronomie im Landkreis will vor der nächsten Ministerpräsidentenrunde mit Angela Merkel noch einmal Druck aufbauen. Die Forderung nach einer Öffnung wird mit einer kuriosen Kampagne verknüpft

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Wenn am kommenden Montag vor einer Pension ein frisch gemachtes Bett stehen sollte oder vor einem Gasthaus ein festlich gedeckter Tisch, dann sollten Passanten dies nicht als Einladung verstehen. Weder sollen sie draußen ein Nickerchen machen, noch bekommen sie ein Essen serviert. Denn Hotel- und Gastronomiebetriebe sind weiterhin wegen der Corona-Beschränkungen geschlossen. Die Gastgeber im Landkreis beteiligen sich mit der Aktion "Gedeckter Tisch und Gemachtes Bett" an der bayernweiten Kampagne des bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) um möchten öffentlichen Druck auf die Politik ausüben. Geht es doch zwei Tage später, am 3. März, in der Runde der Ministerpräsidenten mit der Bundeskanzlerin um eine Exitstrategie.

Den Stammtisch aus der Gaststube stellt Wirtesprecher Harry Faul vor das Maisacher Bräustüberl - zur Probe. Am kommenden Montag wollen er und viele seiner Kolleginnen und Kollegen mit einer solchen Aktion auf ihre Situation hinweisen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Eine "Öffnungsperspektive mit Sicherheit und Lebensfreude" erwartet sich die Dehoga und deren Kreisvorsitzender Harry Faul sagt: "Es ist ein stiller Protest, dass wir nicht vergessen werden." Der Wirt vom Bräustüberl Maisach, der selbst im März vergangenen Jahres an Covid-19 erkrankt war, ist überzeugt davon, dass die Gastronomie mit ihrem Hygienekonzept optimale Voraussetzungen habe, wieder Gäste zu empfangen. Erst in der vergangenen Woche sei das in einer Video-Runde von 48 Wirtinnen und Wirten aus ganz Oberbayern festgestellt worden: Es habe keinen Fall in einem der Lokale gegeben, den die Behörden nachverfolgen hätten müssen.

Die Dehoga-Kampagne hat nach den Worten von Alexander Maffei zum Ziel, Druck auf die politischen Entscheidungsträger auszuüben, damit die Branche bei etwaigen Öffnungsszenarien berücksichtigt wird. "Hierbei geht es nicht um eine Öffnung über Nacht, sondern um eine echte Perspektive", so Maffei, der früher Wirt des "Griabign" in Germering war und sich nun im Außendienst der Dehoga um die Mitglieder kümmert. Während in ganz Bayern die Wirte und Hoteliers aufgerufen sind, in ihrem Landkreis einen Ort, zum Beispiel ein Rathaus, auszuwählen, wo ein Tisch und ein Bett repräsentativ aufgestellt werden soll, haben Faul und Maffei im Landkreis Fürstenfeldbruck ehrgeizigere Pläne. Sie wollen so viele Kolleginnen und Kollegen wie möglich dazu bewegen, an der Kampagne teilzunehmen und jeweils vor ihrem eigenen Haus zu demonstrieren. Alle Wirte sollen zumindest mit Plakate zeigen, "wie wichtig es ist, von der Politik ein verlässliches Exit-Szenario aus dem Lockdown aufgezeigt zu bekommen", heißt es in einem Schreiben Maffeis an die Dehoga-Mitglieder.

Der Branche, das erzählen die Wirte ganz offen, gehe es sehr schlecht. Zwar seien viele Betriebe weiterhin mit der Zubereitung von Speisen zum Abholen beschäftigt, doch werde damit gerade einmal die Küche etwas ausgelastet. Das Servicepersonal ist entweder entlassen oder in Kurzarbeit geschickt worden. Viele Mitarbeiter aus dem europäischen Ausland sind in ihre Heimatländer zurückgekehrt. Welchen Effekt der Aufruf im vergangenen Jahr hatte, Servicekräfte sollten sich in der Pflege zu engagieren, ist den befragten Wirten nicht bekannt. "Weniger Arbeit habe ich dennoch nicht", bekennt Birgit Bartels-Peter vom Klosterstüberl Fürstenfeldbruck. Sie kümmert sich von neun Uhr morgens an um die Bestellungen für die Mittagsmahlzeiten, die ihr Mann Martin Peter zubereitet. Bis alles abgewickelt und abgerechnet sei, "wird es auch halb Zehn abends", sagt Bartels-Peter, die sich ihre Fröhlichkeit von der Corona-Krise nicht hat nehmen lassen. Sie solidarisiert sich mit der Kampagne ("eine ganz großartige Idee") und lobt den Dehoga-Außendienstler Alexander Maffei für die gute Kommunikation mit dem Verband. Der Dehoga, sagt sie, sei auch für Vertreter anderer Branchen in Sachen Corona ein Vorbild. Deshalb wäre sie auch gerne dabei am kommenden Montag, würde auch einen gedeckten Tisch vors Klosterstüberl stellen und bei gutem Wetter sicher auch beim einen oder anderen Touristen Interesse wecken. Doch daraus wird wohl nichts werden: "Am Montag haben wir Ruhetag."

© SZ vom 25.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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