Ärger zwischen Helfern:Teure Einsatzwagen für die Garage

Lesezeit: 2 min

Das Technische Hilfswerk fühlt sich von der Feuerwehr ausgebremst, und wirft dem Landkreis Fürstenfeldbruck Geldverschwendung vor.

Stefan Salger

Landkreis und Gemeinden könnten sich viel Geld sparen, wenn sie statt teurer Neuanschaffungen für die Feuerwehr stärker die vorhandenen Fahrzeuge des Technischen Hilfswerks (THW) nutzen würden. Auf diesen Nenner lassen sich die Vorwürfe des THW-Ortsbeauftragten Franz Bretz bringen. Beim Neujahrsempfang am Freitag äußerte sich Bretz enttäuscht darüber, "dass wir eine Einsatzorganisation sind, aber so nicht zum Zuge kommen".

Auf Nachfrage der SZ bestätigte Bretz unumwunden die atmosphärischen Störungen zwischen der THW- und der Feuerwehr-Spitze. Die Einsatzkräfte vor Ort arbeiteten sehr gut zusammen. Aber bei der Kreisbrandinspektion herrsche offenbar die Meinung "Wir brauchen das THW nicht".

Das geht klar gegen Kreisbrandrat Hubert Stefan. Dieser räumte am Dienstag ein, wenig über das THW und seinen Fahrzeugbestand zu wissen. Zwischen den beiden Organisationen gebe es auf Führungsebene "fast keinen Kontakt mehr". Allerdings gibt er dem THW die Schuld: So seien weder er noch seine Stellvertreter zu dessen Neujahrsempfang eingeladen gewesen, obwohl "wir den Herrn Bretz immer einladen".

Vor allem die vom Kreistag jüngst genehmigte Anschaffung eines Transportlastwagens mit Ladebordwand für 400 000 Euro hat beim THW-Ortsbeauftragten das Fass zum Überlaufen gebracht. "So eines steht bei uns schon auf dem Hof", sagte er sichtlich verärgert am Freitag. Nicht gelten lässt Bretz die Darstellung von Feuerwehr und Landratsamt, man könne möglicherweise nicht oft genug auf den 18-Tonner des THW zurückgreifen, bedingt unter anderem durch die Trägerschaft des Bundes. Auch im Tagesgeschäft und für den Nachschub benötige man schließlich den neuen Lastwagen, so Stefan. Auf das THW werde aber "gerne zurückgegriffen", wenn es nötig sei - so wie Mitte Juli, als die Feuerwehr Geiselbullach das THW angefordert hatte, um mit Öl verseuchtes Erdreich abzubaggern.

Der 18-Tonner stehe sehr oft zur Verfügung, sagt Bretz. Zudem bezweifelt er wegen vergleichbarer Fahrzeuge bei anderen Ortsfeuerwehren ohnehin den Bedarf für die Neuanschaffung eines solchen Fahrzeugs. Vor vier Jahren sei es ähnlich gewesen: Damals wurde für die Feuerwehr Gernlinden ein Rüstwagen angeschafft - "praktisch identisch mit unserem Gerätekraftwagen", der meist ungenutzt herumstehe. Einziger Unterschied: "Der war blau und nicht rot." Bretz hat den Eindruck gewonnen, dass das Verhalten der Feuerwehr System hat: "Wir werden ausgebremst und wie ein alter Besen in die Ecke gestellt." Als Beleg führt Bretz die Zahl der geleisteten Einsatzstunden an, die 2011 gut 60 Prozent unter dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre liegen.

Die Folge ist, dass das THW keinen Nachwuchs mehr findet. Wer will sich schon für eine Organisation engagieren, die kaum noch gebraucht wird? Durch die Aussetzung von Wehr- und Zivildienst findet sich schon heute niemand mehr, der sich auf vier Jahre verpflichtet. Die Zahl der Aktiven ist von 53 im Jahr 2010 auf aktuell 47 gesunken.

Während das THW laut Stefan vor allem bei Katastrophenfällen ausrücken sollte, pocht Bretz auf ein breiteres Spektrum: Neben Katastrophenschutz und humanitärer Hilfe im Ausland sei die "Einbindung in die örtliche Gefahrenabwehr" eine der drei Säulen, für die der Bund den Landkreisen das THW zur Verfügung stelle. Die Landkreise Dachau, Landsberg und Starnberg beweisen seiner Überzeugung nach, wie dessen Fähigkeiten besser genutzt werden können.

© SZ vom 01.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: