Adventskonzert:Adventlicher Ruhepunkt

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Musikerinnen-Trio gefällt mit klassischen Melodien

Von Klaus Mohr, Fürstenfeldbruck

Die Advents- und Weihnachtszeit sollte eine Zeit der Ruhe sein. Auch wenn das oft nicht der Fall ist, bleibt doch die Sehnsucht nach einer Ruhephase. Konzerte können auf unaufdringliche Weise eine Auszeit anzeigen: Je nach Besetzung und Repertoire wirken sie meditativ und in positiver Weise stimulierend zugleich. So ein Abend fand in der Reihe "Alte Musik in Fürstenfeld" mit den Musikerinnen Marion Treupel-Franck (Traversflöte), Elisabeth Seitz (Hackbrett) und Johanna Seitz (Harfe) statt. Dass das Konzert pandemiebedingt vom Kurfürstensaal in den größeren Stadtsaal verlegt werden musste, wirkte sich nicht negativ auf die Stimmung aus. Die an den Mikrofonen auf der Bühne erkennbare Verstärkung war im Saal akustisch nicht als solche unangenehm wahrzunehmen.

Ruhe wird in der Musik am ehesten mit zurückhaltenden Tempi und geringer Lautstärke assoziiert, eine Vorstellung, die sich auch in diesem Konzert wie ein roter Faden durch das Programm zog. Weihnachten hat zudem etwas mit Freude zu tun, und nicht nur Kinder reagieren bei diesem Gefühl mit tänzerischer Bewegung zur Musik. Das Wiegen des Christuskindes ist ein weiterer Impuls, der seit jeher mit pastoralen Klängen einhergeht. Das Programm unter dem Titel "Noëls en trio - süße Melodien zur Weihnachtszeit" spürte Stücken aus Renaissance- und Barockzeit nach, die in besonderer Weise den genannten Charakteristika gerecht wurden, und das in europäischer Perspektive: Die Kompositionen aus England, Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien wiesen viele Gemeinsamkeiten auf, hatten aber auch länderspezifische Ausprägungen, die in der Gegenüberstellung deutlich hervortraten.

Bei den Kompositionen aus England durften solche von Henry Purcell nicht fehlen. Eine Chaconne aus der Oper "The Fairy-Queen" vereinigte eine volksliedhafte Melodie mit einer beständigen Harmoniefolge. Auf dieser Basis entwickelte sich sanfter Schwung, der sich durch die einzelnen Variationen zog. Allen Veränderungen gemeinsam war die ganz fein ziselierte Oberstimmenführung, die dennoch etwas ganz Bodenständiges hatte. Den Werken von Georg Philipp Telemann und Georg Friedrich Händel, also den deutschen Beiträgen im Programm, haftete ein konzertanter Klangeindruck an. So verschmolz der Klang in einer Passacaille aus einer Triosonate von Händel gut miteinander, was aber nicht zu einer undifferenzierten Klangwolke führte, sondern zu einer positiven Rundung der Interpretation. Die "Pifa" aus Händels Oratorium "Der Messias" überraschte im neuen Klanggewand, zeigte aber deutlich, dass die Bearbeitung der weihnachtlichen Stimmung fast in höherer Weise gerecht wurde als das Original.

Spezifika der einzelnen Instrumente wurden in den Beiträgen aus Frankreich hörbar: Mal erklang ein Duo aus Flöte und Hackbrett, ein anderes Mal eines aus Harfe und Hackbrett. Diese Reduzierung bewirkte im zweiten Fall einen wenig greifbaren, weil schemenhaften Klang, der zum Charakter der Air von Jacques-Martin Hotteterre wunderbar passte. Auch der Dudelsack, respektive der entsprechende Part der Harfe, hatte quasi einen Auftritt, nämlich in der Begleitung des Weihnachtsliedes "Il e né le divin entfant". Eine italienische Tarantella brachte mehr Tempo und Drive in die Musik, der spanische Teil hatte auch einen Abstecher nach Peru, und zwar im Titel "Al Nacimento de Christo". Allein am rhythmischen Kick war zu erkennen, dass hier noch eine höchst vitale und kraftvolle Note zum Spiel der Musikerinnen hinzugefügt wurde. Am Ende gab es sehr dankbaren Beifall und eine Zugabe, die den Bogen zum ruhigen und sehnsuchtsvollen Anfang zurückschlug.

© SZ vom 22.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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