Adelshofen:Landrat rechtfertigt den Bau des Flüchtlingsquartiers

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Bei der Bürgerversammlung regt sich Widerstand gegen den Plan, nun doch Wohncontainer auf dem Klosteranger aufzustellen. Thomas Karmasin hält das Projekt für unverzichtbar

Von Manfred Amann, Adelshofen

Obwohl dem Landkreis seit etwa einem halben Jahr keine neuen Flüchtlinge zugewiesen werden, sollen am Rand des Klostergartens in Adelshofen Wohncontainer für Flüchtlinge errichtet werden. Dieses Vorhaben kommt nicht bei allen gut an, insbesondere nicht bei den zukünftigen Nachbarn. Angesichts der geäußerten Befürchtungen konnten sich Besucher der Bürgerversammlung am Dienstagabend zuweilen in die Zeit vor dem Bürgerentscheid zurückversetzt fühlen. Bei der Abstimmung hatte sich eine Mehrheit für den Standort ausgesprochen. Bürgermeister Michael Raith appellierte an die Bürger, solidarisch zu den anderen Kommunen zu stehen und sich unvoreingenommen der Lage zu stellen. Raith kündigte an, er werden alles ihm Mögliche tun, um die Belastung für die Bevölkerung so gering wie möglich zu halten.

Es habe sich bereits ein Kreis von 30 ehrenamtlichen Helfern gefunden, die sich mit Unterstützung der Helferkreise in Mammendorf und Jesenwang vorbereiten, lobte der Rathauschef. In der lebhaften, zuweilen emotional gefärbten Aussprache, an der sich etliche der 150 Besucher beteiligten, wurde der Verdacht laut, dass Flüchtlinge ohne Anhang auf die kleinen Dörfer im Landkreis "abgeschoben" werden. "Die Gemeinden dürfen sich dann darum kümmern, dass alles gut läuft und auch noch dafür sorgen, dass eine Wohnung bereit steht, wenn Asylbewerber anerkannt sind", kritisierte ein Bürger. Größeren Gemeinden und die Städte hätten es leichter. Dagegen wandte Landrat Thomas Karmasin ein, dass anerkannte Asylbewerber im Landkreis in ihren Aufnahmeunterkünften bleiben könnten, weil im Einzugsbereich der boomenden Metropole München ja ohnehin Wohnungsknappheit herrsche. Aufgrund der Lage auf dem Wohnungsmarkt und mangelnder Einkommen verließen nur wenige Anerkannte ihre Unterkunft, es sei also keine hohe Fluktuation zu erwarten. Mehrfach wurde die Befürchtung geäußert, die Gemeinde Adelshofen und deren Einwohner könnten mit 54 Wohnplätzen hinsichtlich Integration "überfordert" sein.

Karmasin erwiderte, die Wohnanlage sei nötig, weil auch künftig Unterkünfte gebraucht würden. So müssten größere Objekte mit zeitlich begrenzten Nutzungsvereinbarungen frei gemacht werden. Zudem wolle man für teure, nicht so geeignete Quartiere Ersatz schaffen. "Außerdem geht es auch um die gerechte Verteilung im Landkreis", befand der Kreischef und führte an, auch die in Hattenhofen geplante Anlage werde gebaut.

Dass nur Einzelpersonen nach Adelshofen kommen sollen, ließen weder Karmasin noch Raith gelten. Man könne die Zuteilung durchaus steuern, sagte Karmasin und versprach, sich hier mit der Gemeinde abzustimmen. Zu bedenken sei, dass der Zuzug nur von Familien mit Kindern enorme Belastungen für die Infrastruktur nach sich ziehen würde, sagte Raith. Er hatte zuvor in seinem Bericht erwähnt, dass bereits Bedarf an weiteren Betreuungsplätzen bestehe. Der Gemeinderat habe darüber zu befinden, ob das Kinderhaus einen Anbau bekommen oder ein Neubau hingestellt werden soll.

Zur Größe der Wohnanlage meinte ein Adelshofener, anstelle einer zweistöckigen sollte doch eine einstöckige auch genügen. Karmasin entgegnete, ein wirtschaftlicher Betrieb rechne sich nur ab einer bestimmten Wohnplatzzahl. Die Anregungen, nicht alle Plätze zu belegen, beantwortete Karmasin diplomatisch. Es sei nicht beabsichtigt, die Anlage stets voll zu haben. Von der Quote, nach der Adelshofen etwa 43 Flüchtlinge aufnehmen müsse, auf 54 sei also nur ein Unterschied von elf Plätzen. Die Erfahrung zum Beispiel von Landsberied lehre, dass es keine nennenswerten Probleme gebe.

© SZ vom 10.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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