Adelshofen:Adelshofen stellt für Flüchtlinge Wohncontainer auf

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Sehr großes Interesse an Informationen haben die Adelshofener bei der Veranstaltung zur Unterbringung von Flüchtlingen. (Foto: Günther Reger)

350 Besucher kommen zur Informationsveranstaltung und verlangen von Landrat und Bürgermeister Aufklärung

Von Manfred Amann, Adelshofen

Weil keine Privatwohnungen oder Häuser für Flüchtlinge zur Verfügung stehen, sollen in Adelshofen jetzt Wohncontainer aufgestellt werden. Wo das sein wird und welche Folgen das haben könnte, wurde am Mittwochabend bei einer Informationsveranstaltung zum Teil heftig und kontrovers mit Landrat Thomas Karmasin und Bürgermeister Michael Raith diskutiert, an der etwa 350 Adelshofener teilnahmen. Zwar wurde eine "Verteilungsgerechtigkeit" innerhalb der Gemeinde gefordert, aber die Mehrzahl der Bürger scheint bereit zu sein, Asylbewerber vorbehaltlos aufzunehmen und ihnen einen menschenwürdigen Aufenthalt zu ermöglichen. Manche appellierten sogar an die Mitbewohner, Ressentiments hintan zu stellen, und die Integration der Fremden als Chance zu sehen.

Auch Caritas-Mitarbeiterin Andrea Gummert, die im Landkreis den Einsatz der ehrenamtlichen Helfer koordiniert, ermunterte die Bürger, Flüchtlinge willkommen zu heißen und sagte Unterstützung zu. Laut Adelshofens Drittem Bürgermeister Heinz-Josef Schmitz, der federführend die Vorbereitungen trifft, haben bereits 20 Bürger ihre Bereitschaft erklärt, in einem Helferkreis mitzuarbeiten, und am Abend kamen noch einige dazu.

Wie Rathauschef Raith erläuterte, muss die Gemeinde 41 Flüchtlinge unterbringen. Mangels Wohnraum sollen dafür Container aufgestellt werden, und da absehbar mit höheren Zahlen zu rechnen ist und Wohnanlagen eine Mindestgröße haben sollten, wie Jimmy Liu vom Landratsamt erklärte, sollen darin etwa 54 Asylbewerber unterkommen können. Es werden zwei Standorte geprüft. In Adelshofen sei ein Grundstück der Kirche, der "Exposi-Garten", geeignet, sagte Raith. Kirchenverwaltung und Ordinariat hätten nichts einzuwenden, allerdings sei das etwa 2250 Quadratmeter große Gelände verpachtet. Ferner könnte in Luttenwang im Bereich Wegäcker ein 1550 Quadratmeter großes Grundstück der Gemeinde genutzt werden. Dagegen wurde eine Vielzahl von Argumenten, wie zu viele für den kleinen Ortsteil, zu nah an der Wohnbebauung oder keine Einkaufsmöglichkeiten emotionsgeladen vorgebracht. Heftige Kritik wurde auch daran geübt, dass zwei weitere Standorte, die laut Raith ursprünglich vorgeschlagen worden waren, nicht mehr in Betracht kommen sollen. Der Stockschützenbereich am alten Sportplatz sei eigentlich gut geeignet, weil dort aber ältere und erhaltenswerte Eschen und eine Linde stünden und wegen des angrenzende Wohnbereichs sei der Platz doch nicht so ideal, befand der Bürgermeister und erntete Prostest. "Es kann doch nicht sein, dass trotz der schwierigen Situation der Schutz der Natur mehr Gewicht hat als Flüchtlingen ein menschenwürdiges Leben zu bieten", sagte ein Besucher und erntete Applaus. Massiv verurteilt wurde auch, dass das ehemalige Klosterareal aus dem Rennen sei, weil das Denkmalamt nicht will, dass der außergewöhnliche, historisch bedeutsame Bereich Schaden nehme. "Der Denkmalschutz muss zurückstehen", lautete eine Forderung an den Landrat, und ein Bürger fand es "bizarr, dass der Denkmalschutz über der Flüchtlingsproblematik steht".

Angeregt wurde zudem, in jedem Ortsteil Voraussetzungen für die Flüchtlingsaufnahme zu schaffen und die ankommenden Flüchtlinge gemäß Einwohnerzahl aufzuteilen. Die Gemeinde habe offensichtlich nur Adelshofen und Luttenwang im Blick, nicht aber Nassenhausen, wurde vorgetragen, und nachdem Raith erklärt hatte, dass die Kommune in Nassenhausen kein Grundstück besitze, kam die Anregung, dass man ein solches auch pachten oder erwerben könne. "Wir werden darüber nachdenken", versprach der Bürgermeister, wies aber darauf hin, dass man nicht in jedem Ortsteil Container aufstellen wolle. "Wenn in allen Ortsteilen freie Wohnungen zur Verfügung gestellt werden, verteilt sich auch die Belastung", appellierte Raith.

© SZ vom 31.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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