Abriss des Don-Bosco-Altbaus:Caritas verärgert Heimbewohner

Senioren und ihre Angehörigen wundern sich über die Informationspolitik der Sozialeinrichtung Caritas. Die hatte zu einem Infoabend eingeladen, ohne den Grund zu nennen: den Abriss des Don-Bosco-Altbaus.

Von Kevin Schrein

Don-Bosco-Altenheim

Das Germeringer Alten- und Pflegeheim Don Bosco

(Foto: Günther Reger)

"Schlimm so etwas, wirklich schlimm. Die Caritas wusste doch schon länger, dass das Haus abgerissen wird und hat uns nichts gesagt. Ich fühle mich einfach nur hintergangen", sagt Anton Kameter in einer Mischung aus Wut und Verzweiflung. Sein Schwiegervater hat Demenz, ist seit einem Jahr im Germeringer Alten- und Pflegeheim Don Bosco untergebracht - und muss nun wohl die Caritas-Einrichtung verlassen. Neben Kameter steht seine Schwiegermutter, die gedankenverloren die Wand anstarrt. Es scheint, als könne sie die Neuigkeiten noch nicht begreifen. "Mein Mann, er kann doch nicht umziehen", murmelt sie. "Ich bin doch auch nicht mehr gut zu Fuß, wie soll ich ihn denn in einem Heim besuchen, das außerhalb von Germering liegt?"

Am Donnerstagabend hat die Caritas Bewohner und Angehörige über die Schließung des Altbaus ihres Alten- und Pflegeheims Don Bosco in Germering informiert. Eine Sanierung der Anlage aus dem Jahr 1972 ist nach Angaben der Caritas nicht wirtschaftlich. Das Haus wird abgerissen, ein Neubau ist vorerst nicht geplant. Die Folge: Mehr als 60 Bewohner müssen umziehen. Der kleinere, neuere Bau des Altenheims bleibt bestehen und bietet Platz für 55 Senioren. Laut einigen Angehörigen sind dort jedoch nur sieben Betten frei. Die restlichen Bewohner sollen in den Caritas-Einrichtungen in Gräfelfing, Krailling oder Gröbenzell untergebracht werden. Nach Informationen eines Angehörigen möchte die Caritas auch Träger anderer Alten- und Pflegeheime in die Suche nach Betten miteinbeziehen.

Doch es ist nicht nur die Verzweiflung, die den Besuchern nach der Veranstaltung ins Gesicht geschrieben steht. Viele sind verärgert über die Informationspolitik der Caritas. Mit einem Schreiben hatte sie die Angehörigen und Bewohner zu dem Treffen am Donnerstagabend geladen, ohne jedoch den Grund zu nennen. Gerüchte über mögliche Umbauarbeiten verbreiteten sich. Am Montag wandte sich eine SZ-Leserin an die Redaktion, mit der Bitte, der Sache nachzugehen. Doch die Caritas ließ sich bis Donnerstagmittag Zeit, die SZ zu informieren. Bewohner und Angehörige mussten sich gar bis zum Abend gedulden. "Mit einem Abriss hätten wir nicht gerechnet, das haben wir nicht gewusst", klagt Christa Dahme-Maget. "Es gab Andeutungen, die man so überall vernommen hat, mehr aber auch nicht."

Dahme-Magets Mutter wohnt im Altbau, auch sie muss umziehen. Für die alte Dame ist es jedoch nicht der erste Transfer. Bereits 2011, als die Caritas noch Pläne für einen Umbau des Altbaus präsentierte, musste Dahme-Magets Mutter vom fünften in den zweiten Stock ziehen, weil die Sanierungsarbeiten im fünften Stock beginnen sollten. Als die Caritas dann beschloss, doch nicht zu sanieren, war Dahme-Magets Mutter bereits in der anderen Etage untergebracht. "Beim ersten Umzug hat uns die Caritas aber sehr geholfen, da kann man nichts sagen", betont Dahme-Maget. "Jetzt müssen wir schauen, wie es dieses Mal läuft."

Die Gründe für den Abriss möchte Frank Remsing nicht gelten lassen. Er ist mit seiner Frau Jutta zur Informationsveranstaltung gekommen. Seine Schwiegermutter lebt seit einem Jahr im Don-Bosco-Heim. "Über Jahre hinweg hat man das Haus nicht saniert, sondern nur die Rendite kassiert. Und jetzt soll kein Geld für Neubau oder Sanierung da sein?", moniert er. Neun Millionen Euro, sagt Remsing, würden laut Caritas sowohl die Sanierung als auch ein Neubau kosten. "Die Rücklagen dafür müssen doch irgendwo sein." Ein Bewohner des Hauses, der ebenfalls der Veranstaltung beiwohnte, seinen Namen aber nicht in der Zeitung lesen möchte, stellt sich noch eine ganz andere Frage: "Wenn der Altbau abgerissen wird und nur noch wenige Plätze im sogenannten Neubau übrig bleiben, wo sollen künftig Senioren aus Germering untergebracht werden?" Die Caritas, erzählt er, habe darauf keine Antwort geben können.

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