Abitur:Generation Einser-Schüler

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An den Gymnasien gibt es immer mehr Abiturienten mit einem Notenschnitt zwischen 1,0 und 1,9. Sie nehmen auch die Mühsal zusätzlicher mündlicher Prüfungen auf sich, um ihren Schnitt zu verbessern

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Die Zahl der Einser-Abiturienten steigt. War früher eine 1,0 noch die rühmliche Ausnahme, gibt es im aktuellen Abiturjahrgang im Landkreis bereits elf Absolventinnen und Absolventen, die ihre achtjährige Gymnasialzeit mit der Traumnote abschließen. Deutlich zugenommen haben sämtliche Abschlüsse mit einer Eins vor dem Komma. Immer mehr Schüler nutzen auch die Möglichkeit, ihre Abschlussnote über zusätzliche mündliche Prüfungen zu verbessern.

An diesem Freitag erhalten mehr als 800Abiturienten der sieben Landkreisgymnasien in eigenen Festakten ihre Abschlusszeugnisse. Auffällig ist, dass trotz anhaltender Kritik am achtjährigen Gymnasium (G 8), das 2011 seine ersten Abiturienten entsandte, die Bestnoten seither bayernweit zunehmen. Der Anteil der Einser-Abiturienten sei im G 9 "erheblich geringer" gewesen, bestätigt Angelika Schmöller, Oberstufenbetreuerin am Gymnasium Olching. 38 von 131 Olchinger Absolventen haben in diesem Jahr eine Eins vor dem Komma stehen, das sind 29 Prozent. Auch am Viscardi-Gymnasium Fürstenfeldbruck zählt etwa ein Viertel der Abiturienten zu dieser Gruppe. Am Carl-Spitzweg-Gymnasium Germering (CSG) schafften sogar 54 von 128 Absolventen - das sind 42 Prozent - ein Ergebnis zwischen 1,0 und 1,9. Fünfmal gibt es am CSG die Note 1,0. "Das sind heuer besonders viele", weiß auch Schulleiter Georg Gebhard. Am Viscardi-Gymnasium gibt es zwei 1,0-Ergebnisse, am Brucker Graf-Rasso-Gymnasium, am Max-Born-Gymnasium Germering sowie in Olching und Gröbenzell jeweils eines. In Puchheim liegt die Bestnote bei 1,1.

Das G 8 fördere "die Begabten und Fleißigen, die ganz zielgerichtet nach vorne streben", hat Gebhard beobachtet. Schulleiter und Lehrer vermuten, dass das auch mit der Aufwertung des Mündlichen im G 8 zu tun hat. "Manche fahren damit oft besser als im Schriftlichen", sagt Gebhards Kollege vom Brucker Viscardi-Gymnasium, Walter Zellmeier. Denn die Schüler seien "ja nicht schlagartig um so viel schlauer geworden", ergänzt Angelika Schmöller.

In der sogenannten Qualifikationsphase der 11. und 12. Klasse zählen schriftliche und mündliche Leistungsnachweise, die bereits Eingang finden in die Abiturnote, gleich - das war früher anders, da wogen die schriftlichen Ergebnisse doppelt schwer. Nur in der Abiturprüfung selbst erhält die Wertung des Schriftlichen wieder ein Übergewicht. Alle Abiturienten müssen mittlerweile eine schriftliche Abschlussprüfung in Deutsch und Mathematik absolvieren. Die übrigen drei Prüfungen sind in einer Fremdsprache, einem gesellschaftswissenschaftlichen Fach/Religion/Ethik und einem weiteren Fach nach Wahl zu absolvieren - eines davon schriftlich, zwei mündlich. Schmöller weist darauf hin, dass auch bestimmte Profilfächer wie Theater, Orchester oder wie etwa am Gymnasium Olching ein Chinesisch-Kurs begabten Schülern die Möglichkeit bieten, während der Qualifikationsphase zu weiteren Punkten zu kommen.

Auch habe sich die Gesellschaft gewandelt, sagt Gebhard, und mit ihr die Unterrichtsmethodik. So stünden visualisierte Präsentationen viel stärker im Mittelpunkt. Das ginge zwar zu Lasten der "differenzierten, muttersprachlichen Ausdrucksfähigkeit", doch den Schülern käme das entgegen. Auch enthält das G 8-Abitur Noten für praktische Gruppenarbeiten wie etwa im sogenannten P-Seminar.

Die meisten Schulleiter beobachten außerdem, dass immer mehr Schüler ihre Abiturprüfungen freiwillig verlängern und mündliche Zusatzprüfungen in jenen Fächern auf sich zu nehmen, in denen sie bereits die schriftliche Prüfung abgelegt haben. Allein 32 Anmeldungen dafür gab es diesmal, berichtet Viscardi-Direktor Zellmeier. Früher seien es zwischen fünf bis sieben gewesen. Am Gymnasium Gröbenzell haben sich zwei Abiturienten auf diese Weise noch auf einen Durchschnitt von 1,2 hochgearbeitet. Das kann in bestimmten Studiengängen mit Numerus clausus entscheidend sein.

© SZ vom 24.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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