Abenteurer:Ein Leben auf Reisen

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Mit einer selbstgebauten Yacht macht sich der Abenteurer Wolfgang Clemens 1988 auf, die Welt zu erkunden. Seitdem ist er quasi ständig unterwegs. In Emmering erzählt er nun von seinen Erlebnissen

Von Jakob Mandel, Emmering

Seit 1988 erkundet Wolfgang Clemens die Welt mit seiner selbstgebauten Yacht. (Foto: Wolfgang Clemens/oh)

Er hat mit dem Rucksack Afrika durchquert, im Himalaja 8000 Meter hohe Berge bestiegen und in der Südsee menschenleere Inseln gefunden. Das ist das Leben von Wolfgang Clemens, 78. 1988 startete er mit einer selbstgebauten Yacht in die Weltmeere und ist seitdem überall auf dem Planeten unterwegs. Seine Erfahrungen hat er in zwei Büchern zusammengetragen, von denen das erste, "Der Paradiesjäger", an diesem Mittwoch erscheint. Am Donnerstag, 19. September, hält Clemens im Bürgerhaus Emmering von 19.30 Uhr an einen Filmvortrag mit dem Titel "Zauberhafte Südsee". "Die Südsee ist das letzte Paradies unserer Erde", sagt Clemens. Ursprünglich war er Kunstschmied, der sein Büro in Gröbenzell und seine Werkstatt in Roding im Bayerischen Wald hatte.

Egal ob auf verlassenen Inseln oder inmitten fremder Völker: Wolfgang Clemens fühlt sich überall dort zuhause, wo innerer Frieden herrscht. (Foto: Wolfgang Clemens/oh)

Aber dieses Leben stellte ihn nicht zufrieden. "Ich finde die Welt so schön", erzählt er. Also baute er sich eine Yacht, um sie sich anzusehen. Das erste Buch beginnt mit dem Aufbruch in Regensburg 1988 und den vorläufigen Schlusspunkt setzt der Zyklon "Polly", in den Clemens, genannt "Gangerl", 1993 geriet. Ein Highlight dieser Zeit war der Besuch bei den Turmspringern auf der Insel Pentecost im Inselstaat Vanuatu. "Die haben dort quasi das Bungee-Jumping erfunden", sagt Clemens. In dieser Kultur springen Männer, die sich zur Sicherung Lianen um die Knöchel binden, von einem bis zu 30 Meter hohen Turm herunter. Viel wichtiger als solche Ereignisse, von denen er viele erlebt habe, sei es gewesen, "meinen innren Frieden zu finden." Er sei mit der Zivilisation nicht mehr zurecht gekommen, sagt Clemens. Erst in der Einsamkeit auf den Ozeanen habe er zu sich finden können.

Ans Aufhören denkt Wolfgnag Clemens nicht, für 2020 plant er eine Weltumseglung. (Foto: Wolfgang Clemens/oh)

Im Einklang mit sich selbst zu stehen, ist ihm nicht nur bei sich selbst wichtig: "Wo die Menschen den inneren Frieden haben, da fühle ich mich zu Hause." Kriegerisch seien indigene Völker nie gewesen, auch nicht beim ersten Kontakt, wenn sie noch Angst vor Clemens gehabt hätten. "Der Umgang mit Fremdkulturen ist ganz einfach", sagt er. Wichtig sei, dass man immer Geschenke mitbringe sowie mit Demut und Vorsicht vorgehe. Zuerst lege er das Geschenk, beispielsweise ein Messer oder Feuerzeug, in sicherer Entfernung für alle auf den Boden und ziehe sich davon zurück. "Die Neugier treibt die Menschen dann immer dazu, sich das anzusehen", erzählt er. Besonders Kinderwürden dabei helfen, da sie die Erwachsenen mitzögen. Mit Händen, Füßen und notfalls per Zeichnung, für die Clemens jederzeit Papier und Stift dabei habe, könne man sich immer verständigen. Angst vor Körperkontakt dürfe man nicht haben, denn sobald das Misstrauen abgelegt sei, wolle jeder Dorfbewohner den Gast anfassen. "Am zweiten Tag bin ich dann schon der Mittelpunkt des Dorfes", erzählt er. Mit dieser Methode habe er überall Erfolg gehabt, egal ob in Afrika, Südostasien oder Polynesien.

Viele Reisen hat der mittlerweile 78-jährige mit seiner selbstgebauten Yacht unternommen. (Foto: Wolfgang Clemens/oh)

Im zweiten Buch schildert er seine weitere Welterkundung, inklusive Piratenüberfall auf den Philippinen, Reise auf der Seidenstraße in Zentralasien und Rucksacktrip von Kapstadt nach München. Müde ist er nicht. Für 2020 hat er eine ausführliche Reise durch die 17 000 Inseln Indonesiens geplant, zur Feier seines 80. Geburtstages will er "im Schnellgalopp eine totale Weltumsegelung machen." Was danach kommt weiß er noch nicht: "Das lasse ich alles auf mich zukommen." Wichtig ist nur, dass er abseits des Massentourismus ist. Amerika und die "Barfußroute", eine alte Weltumrundungsroute für Segelschiffe durch tropische Gewässer, seien überfüllt. Was jeder sehen könne, sei für Clemens nicht interessant. Er wolle solange Meere und Kontinente durchqueren bis es nicht mehr geht. "Ich bin fit" sagt der 78-Jährige, nur die Knie schmerzten etwas.

Filmvortrag "Zauberhafte Südsee" von Wolfgang Clemens, Bürgerhaus Emmering, Donnerstag, 19. September, 19.30 Uhr. Tickets für 13,50 Euro, erhältlich unter www.sy-bavaria.de und an der Abendkasse.

© SZ vom 18.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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