50 Jahre Planie:Ein Schützengraben im Acker

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Franz Metz aus Puchheim-Ort hat im Jahr 1957 mitgeholfen, die Schlachtfeld-Szenerie für den Film "Wege zum Ruhm" zu gestalten. Die zwei Monate beim Film waren eine ganz besondere Zeit, an die er viele Erinnerungen hat

Während des Drehs in München hat Kirk Douglas auch seine Eindrücke vom München der Nachkriegszeit notiert. Dabei ist ihm aufgefallen, wie Deutsche die Verbrechen der Nationalsozialisten - insbesondere die Ermordung der Juden - verdrängten. In seiner Autobiografie "The Ragman's Son" (auf Deutsch: "Weg zum Ruhm") berichtet er davon, dass im Stadtbild die Folgen der Bombenangriffe noch zu sehen waren. Überrascht ist Douglas vom Wiederaufbau: In Großbritannien, das zu den Siegern des Zweiten Weltkrieges gehörte, sei die Knappheit viel größer gewesen als in Deutschland, schreibt er. Zu seinem Aufenthalt in Deutschland notiert Douglas, der aus einer jüdischen Familie stammt und im Zweiten Weltkrieg Soldat bei der US Navy gewesen ist: "Ich hatte tiefe Gefühle, die ich zu verbergen suchte. Ich sagte mir immer wieder, dass nicht alle Deutschen an der Vernichtung des jüdischen Volkes beteiligt waren."

Er lernt ein "sehr nettes" Ehepaar kennen, von dem er annimmt, dass es die Vergangenheit nicht einfach verdrängt. Umso enttäuschter ist er, als die beiden genau das tun, als er ihnen von seinem Besuch im KZ Dachau erzählt. Die beiden streiten nicht nur ab, von der Ermordung der Juden etwas gewusst zu haben, sie zweifeln sogar an, dass der Holocaust stattgefunden hat. "Erlebnisse wie diese machen mich krank", bilanziert er diesen Umgang von Deutschen mit der Vergangenheit, dem er mehrmals begegnet. An anderer Stelle schreibt er, dass es "unmöglich" gewesen sei, damals in Deutschland einen Nazi zu finden. "Soweit ich feststellen konnte, hat kein einziger Deutscher Hitler je gewählt. Niemand hatte an die Ideologie der NS-Partei geglaubt. Und dennoch muss es Millionen gegeben haben", resümiert Douglas seine Erfahrungen mit der Verdrängung der NS-Diktatur durch die Deutschen in den Fünfzigerjahren.

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(Foto: Bild aus dem Film)

Sturm aufs Schlachtfeld: Bayerische Polizisten mimen die französischen Soldaten, die im Film von Colonel Dax (Kirk Douglas) kommandiert werden.

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(Foto: Günther Reger)

Franz Metz hat damals mitgeholfen, Ackerland und Wiese zu einem filmreifen Schlachtfeld zu modellieren. Er erinnert sich noch recht lebhaft daran.

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(Foto: Günther Reger)

Auf der Grünfläche östlich der Alten Bahnhofstraße in Puchheim befand sich damals der für den Film "Wege zum Ruhm" ausgehobene Schützengraben.

Den Ungeist, der ein Regime wie das der Nazis ermöglicht hat, trifft Douglas auch in den Filmstudios in Geiselgasteig an, wo viele Innenaufnahmen zu dem Film "Wege zum Ruhm" gedreht werden. Allmorgendlich kommt er dort in seinem Wagen an, und allmorgendlich wird er von einem Wachtposten kontrolliert. Der mustert erst den Chauffeur und den Fahrgast, ehe er eine Sperrkette lockert und den Wagen auf das Gelände fahren lässt.

Am Morgen nach dem Gespräch mit dem Ehepaar will sich Douglas diese Behandlung nicht mehr gefallen lassen. Er verbietet seinem Fahrer anzuhalten. Auf dem Bavaria-Gelände angekommen, steigt Douglas laut seinen Memoiren aus und beschimpft den Posten als "Nazihund". Er droht ihm mit dem Verlust des Jobs, wenn er ihn noch einmal zum Anhalten auffordern sollte. "Da verlor dieser arrogante Pförtner seine ganze Überheblichkeit."

© SZ vom 27.08.2016 / Andreas Ostermeier - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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