30-jähriges Bestehen:Feiern unterm Apfelbaum

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Georg Kink und Jörg Illner unterhalten die Gäste im Garten des Museums mit ihrer Gitarrenmusik. (Foto: Leonhard Simon)

Besondere Angebote des Museums Fürstenfeldbruck ziehen Besucher an

Von Sonja Pawlowa, Fürstenfeldbruck

Das Museum Fürstenfeldbruck im Kloster feiert mit seinen Besuchern, und zu feiern gibt es allerlei: Den letzten Tag zweier sehr erfolgreicher Ausstellungen und die vergangenen 30 Jahre des Museums überhaupt. Wie im Märchen von Frau Holle durchschreiten die Gäste eine Pforte in einen unbekannten Garten. Dort, jenseits des alten Klostergemäuers, mischen sich zarte Geräusche von Kuchengabeln, Sektgläsern und Geplauder mit der wundervollen Live-Gitarrenmusik von Georg Kink und Jörg Illner.

In den bevorstehenden 30 Tagen werden 30 Köpfe in Fürstenfeldbruck und München plakatiert, Repräsentanten der vielen Gesichter des Museums. Die Zahl 30 zieht sich auch durch die Feierlichkeiten, dem Dreiklang aus Konzeption, Kommunikation und null Euro Eintritt.

Die Kurzführungen im 30-Minuten-Takt sind unterschiedlich stark frequentiert. Besonders viele Gäste drängen sich um Verena Beaucamp und Barbara Kink, die Einblicke in das Künstlerinnen-Dasein vor 100 Jahren gewähren. Die Ausstellung mit dem Namen "Frau darf" trifft zusätzlich einen Nerv, weil sie am Vortag der Bundestagswahl auf Frauenwahlrecht, Emanzipation und das damalige München als Zentrum der Frauenbewegung eingeht.

Zwölf Biografien der ersten Generation Frauen, die an der Münchner Kunstakademie studieren durfte, geben ein faszinierendes Spektrum von Stilen und Lebensentwürfen wider. In der Zuhörerschaft ist auch Peter Schütz, der in seinem Urlaub täglich mit der S-Bahn aus München anreiste, um dem Zauber eines Kinderporträts von Irmgard Behrendt-Mastaglio künstlerisch auf die Spur zu kommen. Rein zufällig sei er auf "Frau darf" gestoßen, angezogen von einem Werbeplakat in München, erzählt er.

"Wir freuen uns über jeden, der kommt," sagt Verena Beaucamp. "Die Leute sollen eine schöne Zeit hier haben." Seit es die "Landpartie", einen Zusammenschluss von neun Museen im Münchner Umland gibt, offenbart sich für den Lokaltourismus auch die Attraktivität der Dauerausstellung. Am Abend der offenen Tür steht das gesamte museumspädagogische Team in allen Räumen bereit, beantwortet Fragen und erklärt die Exponate. Das gilt auch andersherum für die Besucher. Auch sie können mitunter Fragen beantworten und Geschichten erzählen. So bestätigt die Bildhauerin Elena Carr, die sich im Publikum der "Frau darf"-Führung befindet, dass in der Akademie noch im Jahr 2011 die immense Anzahl der 80 Prozent Studentinnen auf nur 20 Prozent weibliche Lehrende traf.

Veronika Fischer-Horns und Axel Horns begleiten Stefanie Varena-Hermann, die Enkelin der Künstlerin Elisabeth Kronseder, durch die Ausstellung, die auch Werke der Großmutter zeigt. "Bei dieser fast lebensgroßen Holzfigur meiner Großmutter haben meine Vettern als Kinder die Finger abgehauen," erinnert sich Varena-Hermann. Sie findet es sehr bewegend zu sehen, wie unterschiedlich die Lebenswege der Künstlerinnen waren, vor allem durch den gigantischen Einschnitt der NS-Zeit. Ihre Großmutter Elisabeth Kronseder lebte sehr isoliert am Samerberg, konnte immer arbeiten und spürte deshalb kaum Einschränkungen. Ihre künstlerische Freiheit fußte auch auf der glücklichen Ehe mit dem 29 Jahre älteren Schuldirektor Otto Kronseder, der voll und ganz hinter ihr stand. Jedoch waren die beiden wegen des Altersunterschieds ständigen Anfeindungen ausgesetzt.

Die letzte Gelegenheit, die Sonderausstellung "Erleuchtet" zu genießen, nutzt der Fotograf Karl-Heinz Rothenberger. Er ist stolz, dass seine Fotografien im Rahmen der elektrisierenden Geschichte des Stroms in Bruck gezeigt werden. Die gelungenen Sonderausstellungen des Museums schreien förmlich danach, auch andernorts präsentiert zu werden. Oder aber danach, noch mehr Publikum aus der weiteren Umgebung anzuziehen.

Die Ziele des Museums Fürstenfeldbruck tragen viele Namen. Überregional bekannter zu werden, ist eines davon. Aber auch die Schlagworte "Kunst im öffentlichen Raum" oder "nachhaltiges Museum" gehören dazu. Informationen, welche Kulturveranstaltungen der Nachbarlandkreis bietet, sind noch nicht umfassend präsent. Kulturwanderwege und Radtouren werden jedoch bereits ausgebaut.

© SZ vom 28.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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