Fünf Stunden sind gratis:Paradies Hamburg

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Im Stadtstaat sollen Kitas auch dem Kinderschutz dienen

Von Thomas Hahn, Hamburg

Den Wahlkampf zur Hamburgischen Bürgerschaftswahl 2011 bestritt der SPD-Mann Olaf Scholz mit mehreren klaren Versprechen. Eines davon lautete: Die Kita-Gebühren werden sinken, sobald er im Stadtstaat das Bürgermeisteramt übernimmt. Scholz gewann die Wahl, die SPD erreichte die absolute Mehrheit. Die Leute, die an seine Versprechen geglaubt hatten, warteten gespannt. Und heute?

Olaf Scholz ist mittlerweile ein wiedergewählter Bürgermeister. Dass er 2015 sein Amt verteidigen konnte, lag auch daran, dass er sein Kita-Versprechen tatsächlich eingehalten hat. Seit August 2014 sind täglich fünf Stunden Kita-Betreuung für Kinder von null bis sechs Jahren frei. Mittagessen inklusive. 80 Millionen Euro kostete das die Stadt anfangs im Jahr, und in Hamburg wird sich kaum einer finden, der diese Investition nicht richtig findet. Kitas gelten hier nicht nur als Bildungseinrichtung, die berufstätige Eltern entlastet. Sondern auch als Sprachschule für Flüchtlingskinder. Und als Garanten eines besseren Kinderschutzes. Eltern, die unter Aufsicht des Jugendamtes stehen, haben in Hamburg nicht nur Anspruch auf einen Kita-Platz, sondern die Pflicht, ihre Kinder dorthin zu bringen; das ist die Lehre aus der Tragödie der kleinen Yagmur, die 2013 von ihrer Mutter zu Tode misshandelt wurde.

Hamburg wirkt wie das Paradies für Kita-Platzsuchende. Marcel Schweitzer, Sprecher der Sozialbehörde, verweist darauf, dass Hamburg das einzige Bundesland sei, in dem noch niemand seinen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz für seinen Spross eingeklagt habe. Das deutet darauf hin, dass so gut wie alle Eltern ihre Kinder unterbringen, die von ihrem Bezirksamt einen Kita-Gutschein bekommen haben. Diesen Umstand wiederum führt Schweitzer darauf zurück, dass die Kinderbetreuung in der Hansestadt seit 2006 in einem offenen System organisiert ist: Nichtstaatliche Kita-Betreiber schließen aus den Anmeldezahlen, wo Bedarf für neue Einrichtungen herrscht. Selbst die Opposition scheint das gut zu finden. "Das Thema ist ziemlich befriedet", sagt zumindest der Behörden-Sprecher Schweitzer.

© SZ vom 30.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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