Frühlingswetter:Glühwein ade!

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"Es sind alle so gut drauf": München ist ins Frühlingsfieber geraten - mit Bier, Radler und Schlumpfeis. Am Osterwochenende soll es noch wärmer werden

Von Thomas Anlauf

Nur mal angenommen, der Frühling wäre ansteckend - ganz München hätte sich am Wochenende infiziert. Schon am Samstagmittag macht sich das Frühlingsfieber in ersten Schüben bemerkbar. In Pulks schlendern Tausende über die breiten Wege durch den Englischen Garten, viele mit einem Ziel: der Chinesische Turm. Noch am Vormittag sind die Arbeiter des Biergartens damit beschäftigt, vor dem ersten großen Ansturm des Jahres schnell die grünen Tische und Bänke auf dem Kies zu verteilen. Bereits um zwölf Uhr leuchtet das Bier in Hunderten Krügen auf den Tischen. Oben im Turm spielt Anton Thoma und sein Kirchheimer Blech auf, auch für den langjährigen Kapellenleiter ist der Saisonauftakt am Chinaturm immer etwas Besonderes. "Wir spielen heuer erst das dritte Mal, das erste Mal waren wir sogar im Januar hier", sagt Thoma in einer Musikpause. "Aber da gab's Glühwein", ruft sein Kollege und holt sich am Stand eine Radlerhalbe.

Den Frühlingsbeginn im Biergarten am Chinesischen Turm zu feiern, ist für viele Münchner ein festes Ritual. Andere, die den astronomischen Anfang der warmen Jahreszeit am 20. März lieber bei einem Sonnenbad genießen wollen, belegen die Wiesen rund um den Schwabinger Bach. Ein Saxophonist bläst an der kleinen Brücke jazzige Loungemusik, am anderen Ufer steht Villy und verteilt gelbe Plastikumhänger. Die junge Frau hat alle Hände voll zu tun, am Stand der "Sonnendiebe" wartet Kundschaft, die sich für ein oder zwei Stunden einen der hundert Liegestühle leihen will. "Die Leute brauchen die Sonne, gerade wenn der Frühling anfängt", sagt Villy. Aber es sei schön zu sehen, wie mit den milden Sonnenstrahlen auch die Laune der Münchner steige. "Es sind alle so gut drauf", sagt sie und lacht.

Das gilt auch für die Eisverkäufer. Vor dem Café Italia am Roecklplatz im Dreimühlenviertel ist kein freier Platz an der Sonne zu finden. Wirt Elio Ferraro schlängelt sich durch die Gäste, serviert riesige Eisbecher, während drinnen der kleine Nino auf einen Plastikhocker vor der Eisvitrine steigt. "Eine Kugel Schlumpfeis", ordert er. Das dürfte auch in dieser Saison der Renner bei den Kindern werden, während bei Ballabeni an der Theresienstraße oder um die Ecke beim "Verrückten Eismacher" ungewöhnliche Kreationen wie Grinsekatze oder Gorgonzola von der Kundschaft erst noch getestet werden. Der Andrang zumindest ist so groß, dass einigen Gelatieri am Wochenende die Waffeln ausgehen.

Die dürften sie wohl ziemlich schnell nachbacken oder bestellen. Denn am kommenden Osterwochenende könnte in München erstmals in diesem Jahr die 20-Grad-Marke übersprungen werden. Die Fieberkurve in der Stadt steigt.

© SZ vom 21.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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