Freundin tot geprügelt:Tödlicher Streit um eine Tütensuppe

Lesezeit: 2 min

Zehn Bier und zweieinhalb Liter Wein hatte ein ehemaliger Bundeswehr-Sanitäter getrunken, als er mit seiner Freundin in Streit geriet. Er verprügelte sie derart stark, dass sie wenig später einer Gehirnblutung erlag. Nun steht der Alkoholiker wegen Mordes vor Gericht.

Von Christian Rost

Als er den Notarzt gerufen habe, so erzählte Oliver K. dem Münchner Schwurgericht, habe er bei seiner bewusstlosen Freundin kaum Verletzungen erkennen können: "Ein gerötetes Auge, gerötete Wangen und einen blauen Fleck am Arm", mehr habe er nicht bemerkt.

Ein völlig anderes, weit drastischeres Verletzungsbild ergab sich wenig später für die Ärzte im Harlachinger Krankenhaus. Am Körper der 38-jährigen Patientin fanden sich 150 Blutergüsse. Eine Gehirnblutung bei der Frau wurde erst nach Stunden erkannt, weil ihr Freund, ein ehemaliger Bundeswehr-Sanitäter, den Ärzten nichts von Schlägen gegen den Kopf berichtet hatte. Die Hilfe kam zu spät. Am Tag nach den mutmaßlichen Misshandlungen durch Oliver K. starb die Frau. Seit Dienstag muss sich der Mann wegen Mordes vor Gericht verantworten.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Hörgeräteakustiker aus Germering vor, seine Freundin am 21. Januar 2013 in deren Wohnung in der Nähe des Grünwalder Stadions grausam getötet zu haben. Unter Alkoholeinfluss sei der 35-Jährige schon in der Vergangenheit regelmäßig gewalttätig geworden. Aus nichtigen Anlässen habe er die Frau geohrfeigt, sie mit einem Messer bedroht, ihr Faustschläge versetzt "und mindestens einmal auf sie uriniert", so der Ankläger. Auch bei seinem letzten Übergriff habe er mit Fäusten auf sie eingeschlagen und sie "im Kreis geschleudert".

Sowohl Oliver K. als auch seine Partnerin waren alkoholabhängig. Kennengelernt hatten sich die beiden 2012 in der Entgiftungsstation einer Klinik. Dort war K. zuvor schon sechsmal wegen seiner Trunksucht gewesen. Nachdem er sich 2006 von seiner ersten Lebensgefährtin getrennt hatte, mit der er achtjährige Zwillinge hat, verfiel er immer mehr dem Alkohol. Mit seiner neuen Partnerin steigerte er seinen Konsum auf bis zu einen Kasten Bier pro Tag, seinen Job hatte er längst verloren.

Er selbst sagte, dass er mit seiner Freundin am Tattag Streit wegen einer Portion Tütensuppe gehabt habe. "Sie warf mir vor, zu wenig bekommen zu haben, und schimpfte mich Schmarotzer", erklärte K. Am Abend dann - sie hatte bereits mehrere Liter Weißwein getrunken, er zehn Bier und rund zweieinhalb Liter Wein - sei es dann passiert: Sie habe ihn "leicht" geohrfeigt, er habe fünf Mal zurückgeschlagen.

Ausgeholt habe er bei den "Watschn" aber nicht, betonte K. Anschließend sei er auf der Couch eingeschlafen. Am nächsten Morgen gegen 5 Uhr habe er seine Freundin nackt am Boden neben ihrem Bett vorgefunden. "Sie war ja schon öfter gestürzt", sagte K. und führte dem Gericht vor, wie er die zierliche Frau angeblich zurück ins Bett hieven wollte. Und sie dabei fallen ließ - mit dem Kopf auf den Fliesenboden. Er habe gedacht, sie habe Schlaftabletten genommen, weil sie nicht aufgewacht sei. Den Notarzt rief K. erst Stunden später. Vorher holte er sich noch vier Bier aus dem Supermarkt und trank die Flaschen leer.

Der Angeklagte schilderte schon die Beziehung zu seiner ersten Lebensgefährtin als problematisch, wobei er die Mutter seiner Kinder als psychisch krank bezeichnete. Mehrfach hatte er sie geschlagen. Auch die verstorbene Freundin sei Borderlinerin gewesen, sagte er. Der Vorsitzende Richter Michael Höhne warf ihm Externalisierung vor: "Das heißt, Sie suchen die Schuld immer bei anderen."

© SZ vom 15.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: