Zu überdimensioniert:Der Nächste bitte

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Ein Boardinghaus soll an der Einmündung des Klosterwegs in die Echinger Hauptstraße entstehen. Die bisherigen Pläne dazu sind allesamt umstritten. (Foto: Marco Einfeldt)

Drei Büros haben es der Reihe nach abgelehnt, eine Leitplanung für das umstrittene Boardinghaus an der Echinger Hauptstraße zu entwickeln, weil es nicht ins Ortsbild passe. Nun sollen die Pläne modifiziert werden

Von Klaus Bachhuber, Eching

Mit den Dimensionen des geplanten Boardinghauses an der Echinger Hauptstraße können sich nicht einmal Büros anfreunden, die das Objekt nur in eine Planzeichnung überführen sollten. In einem bisher einzigartigen Vorgang haben sich gleich drei angefragte Planungsbüros geweigert, aus den Plänen des Bauherrn und dem heftig umstrittenen Gemeinderatsbeschluss einen Leitplan für das Genehmigungsverfahren zu entwickeln. Die CSU stimmte daher dafür, den Plan gleich vom Bauherrn selbst erstellen zu lassen, was alle anderen Gruppierungen im Bauausschuss jedoch einhellig abwiesen.

Um die Dimensionen des Neubaukomplexes an der Einmündung Klosterweg in vier Gebäudeteilen mit zusammen 80 Zimmern hatte es heftige Debatten gegeben. In nicht-öffentlichen Vorberatungen waren wohl ziemlich einhellige Vorbehalte dagegen da gewesen, dann setzten offenbar einige Stimmungsschwenks ein, und zuletzt fanden die Wünsche des Bauherrn ihre Zustimmung durch CSU, FWG und Grüne. Bürgermeister Josef Riemensberger (CSU) hatte dabei seinen Zustimmungsvorschlag aller irgendwie denkbaren Aspekte städtebaulicher Ordnung entkleidet und nur gefordert, der Bau müsse gesetzliche Abstandsflächen einhalten.

Auf dieser Basis sollte nun der bestehende Bebauungsplan neu gefasst werden. Der langjährige Ortsplaner Joachim Hansen weigerte sich, diese Aufgabe zu übernehmen, da die Pläne "ortsplanerisch nicht gut gelungen" seien. Ein mit Hansen verbundenes Büro aus Dachau hat in der Folge ebenso den Auftrag ausgeschlagen wie zuletzt auch noch der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum, ein kommunales Planungsbüro.

So entstand nun die Idee eines "vorhabenbezogenen Bebauungsplans", den der Bauherr auf eigene Rechnung erstellen würde. Das weitere Genehmigungsverfahren liefe dann analog zur konventionellen Leitplanung unter Gemeindehoheit, also Einwände von Nachbarn oder Behörden könnten ebenso eingebracht werden und die Abwägung und Feststellung träfe ausschließlich der Bauausschuss. "Mit dem Instrument des vorhabenbezogenen Bebauungsplans sind keine Inhalte verbunden", versicherte der Bürgermeister.

"Augenwischerei" nannte das Anette Martin (SPD), "wir wissen doch alle, worauf das dann hinaus läuft". Nach ihrer Überzeugung werde das Rathaus bei einer Planung unter Federführung des Bauherrn "noch weniger Möglichkeiten haben, einzugreifen". Wenn selbst Planungsbüros auf dem Markt Honorare ausschlügen, um diese Pläne nicht zu verantworten, "sollte man ins Überlegen kommen", empfahl sie.

"Manche Ortsplaner haben noch nie selbst etwas gebaut", entgegnete Bürgermeister Riemensberger. Bei so einem großen Objekt gebe es eben Sachzwänge, und die stelle er über Theorien der Ortsplanung, die meist "wenig Praxisbezug" hätten. Simon Schindelmayr (CSU) sagte, es helfe doch auch nicht, "einen Bebauungsplan aufzustellen, den der Bauherr dann nicht umsetzen will". Wenn dieser mit einem vorhabenbezogenen Bebauungsplan in Vorleistung gehe, sei das immerhin "sein Risiko".

Einzig gegen die Stimmen der CSU wurde die Vergabe eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans an den Bauherrn schließlich von SPD, FWG, Bürgern für Eching und Grünen mit 8:5 Stimmen abgelehnt. Jetzt soll ein konventioneller Leitplan erstellt werden, für den - um doch noch Büros zu finden, die den Auftrag annehmen wollen - auch Modifikationen an den Bauherrenplänen vorgenommen werden.

© SZ vom 06.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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