Zelt- und Containerdorf am Sportgelände:Schulleiter bleiben gelassen

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Es gebe Ängste und Befürchtungen, sagt die Direktorin des Camerloher-Gymnasium. Sie selbst sieht sie die Unterbringung der 300 Flüchtlinge an der Wippenhauser Straße aber als Chance. Der Sportunterricht geht weiter, wenn auch anders als zuvor.

Von Peter Becker, Freising

Andrea Bliese, Direktorin des Freisinger Camerloher-Gymnasiums, sieht etwas Positives darin, dass auf dem Sportgelände der Schule an der Wippenhauser Straße bald bis zu 300 Asylbewerber in Zelten und Wohncontainern einquartiert werden. "Es ist eine Chance, Kontakte zu knüpfen", sagt sie. Und es bestehe die Möglichkeit zu lernen, mit einer schwierigen Situation umzugehen. Die Direktorin des Gymnasiums sieht die Bewegungsfreiheit ihrer Schüler offenbar weniger eingeschränkt als einige User, die auf Facebook-Seiten Bedenken äußern, diese könnten zu wenig Sportunterricht abbekommen. Den Schulbetrieb sieht Andrea Bliese nicht eingeschränkt. Und was den Sportunterricht angeht, müssten die Schüler demnächst halt mehr Hallensport betreiben.

Das Camerloher-Gymnasium verfügt über ein großzügig angelegtes Raumangebot. Drei Hallen stehen zur Verfügung. Andrea Bliese glaubt, dass da noch Kapazitäten frei sind, die sie den Schulen zur Verfügung stellen könnte, die von der Belegung der Turnhalle zwischen Wirtschaftsschule und Fachober-/Berufsoberschule durch Asylbewerber betroffen sind.

Ängste und Befürchtungen auf der einen, eine überbordende Hilfsbereitschaft auf der anderen Seite

Natürlich herrsche eine gewisse Verunsicherung, wie mit der Situation umgegangen werden solle. Es gebe Ängste und Befürchtungen, sagt Andrea Bliese. Auch bei den Eltern. "Doch der Elternbeirat ist positiv eingestellt", betont die Direktorin des Camerloher-Gymnasiums. Und auf der anderen Seite hat sie eine "überbordende Hilfsbereitschaft" registriert, wie man die Asylbewerber am besten unterstützen könne. Andrea Bliese ist zuversichtlich, dass sich im Alltag der Umgang des Lehrerkollegiums sowie der Schüler mit den neuen Nachbarn bald eingespielt haben werde.

Ein paar hundert Meter weiter stadtauswärts leitet Werner Kusch die Freisinger Wirtschaftsschule. Seine Einrichtung ist stärker von der Entscheidung des Landratsamts betroffen, an der Wippenhauser Straße Unterkünfte für Asylbewerber einzurichten. Bis zu 250 Flüchtlinge könnten in der Turnhalle unterkommen, die sich die Wirtschaftsschule mit der FOS/BOS teilt. Direktor Kusch war insgeheim schon darauf gefasst, dass das Landratsamt mit der Botschaft auf ihn zu kommen werde, Asylbewerber einzuquartieren. Denn die Turnhalle der Wirtschaftsschule ist eine der größten im Landkreis. Kusch ist froh, dass im Juni wenigstens noch die Abschlussprüfungen dort stattfinden können.

Im Sommer weichen die Schüler ins Freie oder ins Schwimmbad aus

Bis jetzt empfindet der Leiter der Wirtschaftsschule die Situation noch nicht als allzu schwierig, was den Sportunterricht anbelangt. Im Sommer könnten die Schüler ins Freie oder ins Schwimmbad ausweichen. "Wir sehen das nicht dramatisch", beteuert Kusch. Schließlich bestehe die Aussicht, dass die Asylbewerber im September in das vom Landratsamt bereitgestellte Zelt- und Wohncontainer-Lager umziehen können.

Schlecht sähe es aus, wenn die Turnhalle dauerhaft mit Flüchtlingen belegt würde. Dann könnte kein Schul- und Vereinssport mehr stattfinden. Längerfristig seien dann private, für den Sportunterricht engagierte Fachkräfte nicht mehr weiter zu beschäftigen.

© SZ vom 11.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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