Zähes Ringen in Moosburg:Kita-Plänen trotz Kritik zugestimmt

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Stadträte wollen Neubau in den "Amperauen" nicht verzögern

Von Alexander Kappen, Moosburg

Es war ein zähes, mehrstündiges Ringen, ehe der Stadtrat am Montagabend die Planung für eine Kindertagesstätte mit sechs Gruppen im Neubaugebiet "Amperauen" doch noch einstimmig angenommen hat. Ebenso die Kostenberechnung für das 6,2 Millionen Euro teure Projekt, das einigen Stadträten "Kopfzerbrechen bereitet", wie CSU-Fraktionssprecher Rudolf Heinz sagte. Andere, wie der Grünen-Stadtrat Johannes Becher, zeigten sich gar "verärgert über das Verfahren". Seine Fraktion hätte gerne Personalwohnungen in dem Gebäude untergebracht, die in der Planung des Nandlstädter Büros Wacker nicht enthalten waren, weil dies bei der Auftragserteilung nicht gefordert worden war. Da dringend Betreuungsplätze benötigt werden und die zeitlichen und finanziellen Risiken eines neuen Entwurfs niemand verantworten wollte, stimmten letztlich alle der aktuellen Planung zu.

Für das Vorhaben könne man fix mit einem Zuschuss von 40 Prozent der förderfähigen Kosten rechnen, sagte Aicke Morgenstern, der zuständige Sachgebietsleiter im Rathaus. Weitere Zuschüsse sollen geprüft werden. Die Kindertagesstätte, die auf drei zusammenhängenden Grundstücken entstehen soll und zum Kindergartenjahr 2022/23 fertig sein könnte, besteht aus einem Hauptgebäude mit Erd- und einem Obergeschoss für sechs Gruppen und zwei Nebengebäuden. Im Hauptgebäude werden vier Kindergarten- und zwei Kinderkrippengruppen untergebracht. Auch für eine integrative Gruppe ist Platz. Bei Bedarf kann ein weiterer Raum problemlos für eine integrative Gruppe umgestaltet werden, wie Kita-Referentin Nathalie von Pressentin (Grüne) auf Nachfrage von den Planern erfuhr. Am Dach ist ein sogenanntes Satteloberlicht vorgesehen, das über das Treppenhaus Tageslicht bis ins Erdgeschoss liefert. Der Entwurf für das Gebäude fand mit kleinen Abstrichen ebenso den Gefallen der Stadträte wie die Freiflächenplanung. Mit Ausnahme einer im Garten vorgesehenen Pflanzenart, die ihres Wissens giftig ist, wie Julia Neumayr (Fresh) anmerkte. Die zuständige Freiflächenplanerin versprach, das noch mal zu prüfen und zu ändern.

Alles in allem liege "eine sehr ansprechende und funktional durchdachte Planung vor", urteilte Bürgermeister Josef Dollinger (FW). Heinz sprach gar davon, mit dieser Planung befinde man sich "in der obersten Oberliga" - gemeint waren aber vornehmlich die Kosten, die seiner Fraktion "eine Nummer zu hoch" waren. Um im Sinne der Kinder und Eltern keine Zeit zu verlieren, "werden wir den Beschluss heute mittragen", sagte er. Auf seinen Antrag hin wurde jedoch beschlossen, die Baukosten auf Einsparpotenzial zu untersuchen und Sparmöglichkeiten im weiteren Prozess dem Stadtrat vorzulegen.

Der Zug für Mitarbeiterwohnungen in einem zusätzlichen Dachgeschoss, wie von den Grünen gewünscht, ist dagegen abgefahren. Man habe wegen der Überschreitung des Schwellenwertes ein VGV-Verfahren mit europaweiter Ausschreibung durchgeführt - aber laut eines Stadtratsbeschlusses nur für eine Kita mit sechs Gruppen und nicht für Mitarbeiterwohnungen, sagte Josef Dollinger. Wenn man die Wohnungen jetzt dazunehmen wolle, "müssten wir im schlechtesten Fall das gesamte Verfahren neu aufrollen - dann gäbe es eine Verzögerung von mehr als einem guten Jahr", erläuterte Hochbauamtsleiter Adalbert Schwenzl.

Auch würde das "die ganze bisherige Planung ad absurdum führen", sagte der Bürgermeister, "man bräuchte ein zusätzliches Treppenhaus und so weiter". Becher kritisierte das "Friss-oder-stirb-Konzept, wir bekommen heute eine Planung vorgesetzt und können quasi nix mehr ändern". Aber: "Eine Verzögerung von einem Jahr wollen wir nicht verantworten." Deshalb zog seine Fraktion den bereits gestellten Antrag für die Wohnungen wieder zurück.

© SZ vom 16.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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