Wolfgang Ambros:"Ich freu mich narrisch"

Lesezeit: 5 min

In Freising ist er Dauergast: Der österreichische Liedermacher Wolfgang Ambros über seine Wahlheimat, sein Leben als Zwillingsvater und seinen anstehenden Auftritt am Vöttinger Weiher.

Eva-Maria Glück

In Österreich ist er eine Legende, spielt vor 100.000 Zuhörern. In Freising wohnt der Liedermacher Wolfgang Ambros (58) ganz entspannt mit Freundin Anne und den zwei Monate alten Zwillingen nahe der Oberen Hauptstraße. "Fad" wird ihm aber mit Sicherheit nicht, vor alle als frischgebackener Vater von Zwillingen, An diesem Donnerstag spielt Ambros in Freisinger am Vöttinger Weiher (19.30 Uhr), sein erster Auftritt in der Wahlheimat. Das österreichische Urgestein wirkt zufrieden, sitzt bei einem Bier in der Q-Bar, raucht eine (geschnorrte) Zigarette und plaudert mit den Tischnachbarn. Wenn er auf der Straße erkannt wird, freut ihn das, mit vielen Freisingern verbindet ihn eine Freundschaft. SZ-Mitarbeitern Eva-Maria Glück sprach mit ihm über sein neues Leben als Vater, das Lebensgefühl in Freising und musikalische Pläne.

Auf ein Bier mit Ambros an der Q-Bar in Freising: Den Liedermacher verbindet mit vielen Freisingern eine Freundschaft. (Foto: Eva-Maria Glück)

SZ: Seit zwei Monaten sind Sie Vater von Zwillingen. Wie geht's Ihnen?

Wolfgang Ambros: Mit den Kindern hat sich schon alles bei uns verändert. Aber das haben wir uns eh vorher überlegt. Dass es gleich zwei werden, konnte man ja nicht wissen. Aber ich freu mich natürlich narrisch. Man muss halt jetzt den Tag immer genau planen. Gerade war ich in der Drogerie, die Windeln waren aus. An solche Sachen muss ich jetzt eben denken. Und die Kleinen wollen rund um die Uhr bespaßt werden, es geht bei uns also richtig zu. Am Anfang hat totales Chaos geherrscht, aber mittlerweile arrangiert man sich da. Nachts müssen wir auch raus, Flasche wärmen, füttern, in den Schlaf streicheln. Zum Glück kann ich mich danach wieder niederlegen und auch mal bis halb zehn schlafen.

SZ: Müssen Sie denn auch beruflich kürzer treten?

Ambros: Also das kann ich kaum, besonders nicht jetzt im Sommer, wo ich jedes Wochenende Konzerte spiele. Den Juni hab ich mir freigehalten, mehr kann ich mir aber nicht erlauben. Ich steh voll im Beruf, die Band will ja auch was zu tun haben. Da muss mich an Wochenenden eben mal die Oma zu Hause vertreten. Wenn ich da bin, ist das mit der Familie ein Vollzeit-Job.

SZ: Wie oft sind Sie eigentlich tatsächlich hier in Freising und wann in der österreichischen Heimat?

Ambros: In Freising bin ich Dauergast, wohne mit meiner Freundin schon seit drei Jahren hier in ihrer Wohnung. Trotzdem bin ich aber ständig am Pendeln zwischen Freising und Tirol. Da haben wir ein Haus, das sich gerade im Umbau befindet und wohin wir demnächst unseren Hauptwohnsitz verlegen. Heimweh nach Österreich hab ich aber eigentlich gar nicht. Seit ich 16 bin, war ich immer unterwegs, das kenn ich nicht anders. Da bin ich eben dort daheim, wo ich gerade bin. Trotzdem freu ich mich auf unser Haus in Tirol, mitten im Skigebiet. Momentan wohnen wir zu viert quasi in einer Single-Wohnung. Da hab ich auch kein Arbeitszimmer und nix, das wird zu eng.

SZ: Sie kehren Freising den Rücken?

Ambros: Ganz und gar nicht, ich fühle mich hier ja auch schon richtig heimisch. Außerdem ist die Verwandtschaft da und die Anne hat in Freising ihre Wurzeln. Zwar werden wir unsere Wohnung aufgeben, aber bei den nächsten Besuchen einfach bei Annes Eltern unterkommen.

SZ: Wann steht denn der Umzug an?

Ambros: Gerade wird der Estrich gelegt. Ich schätze, es dauert noch etwa zwei Monate bis das Haus fertig ist. Dann müssen wir uns einrichten und dann ziehen wir ein, das wird dann wohl Mitte Oktober. Ich hab mir vorgenommen, bevor der erste Schnee liegt, muss alles funktionieren.

SZ: Was schätzen Sie an Freising?

Ambros: An Freising gefällt mir alles. Naja, vielleicht nicht diese aberwitzige Umleitungsgeschichte. Am Wochenende kam ich nachts zurück von einem Auftritt und hab kaum mehr heim gefunden mit dem Auto. Abgesehen davon ist Freising als Stadt wunderbar. Die Kleinstadt-Atmosphäre, die schöne Innenstadt, super. Von den Freisingern wird man freundlich gegrüßt und die sind auch kein bisserl aufdringlich. Eher zurückhaltend wird man mal nach einem Foto oder Autogramm gefragt. Da freu ich mich auch immer, das gehört ja als Künstler dazu. Mittlerweile kenn ich hier auch so viele Leute, auch durch die Anne, da sind schon einige gute Freundschaften entstanden.

SZ: Was unternehmen Sie, wenn sie in Freising mal etwas Freizeit haben?

Ambros: Ich wollte eigentlich mit der Familie noch einen Spaziergang zum Vöttinger Weiher machen, da wollt ich mir mal anschauen, wo ich heute so spiele. Ansonsten gehen wir auch gern am Weihenstephaner Berg spazieren, da schieb ich dann den Kinderwagen hoch. In der Q-Bar bin ich auch oft, ist ja nur ein paar Schritte von zu Haus. Dann geh ich noch ins Huber Weiße, da gefällt es mir sehr gut. In Freising kann man viel zu Fuß machen, das taugt mir. Größere Ausflüge in die Umgebung mit den Kindern würde ich natürlich auch gern machen, aber das ist immer ein Riesenaufwand.

SZ: Jetzt mal zum Beruflichen: Was sind Ihre nächsten Projekte?

Ambros: Nächstes Jahr habe ich mein 40-jähriges Bühnenjubiläum. Das wird natürlich entsprechend begangen. Es gibt zu dem Anlass auch ein neues Studioalbum, kein Recycling-Produkt wie in den letzten Jahren. Das befindet sich gerade alles in der Vorbereitung, jeder in der Band sammelt so seine Ideen. Ich schreib meine ganzen Einfälle immer auf einen Zettel und das wird dann gesammelt. In Tirol, wenn der Umzug über die Bühne gegangen ist, kann ich mich mit der Band austauschen und dann die Sachen, die ich im Kopf habe, fertig machen. Im neuen Haus gibt es auch einen Proberaum und die Möglichkeit zum Aufnehmen. Etwa um März und April herum geht's dann ins Studio, da wird relativ flott alles eingespielt. Mit den Jahren sind wir alle anspruchsvoller geworden, das soll so gut wie möglich werden, da wird hier und da auch nachgebessert. Die Platte kommt dann im Oktober raus und dann gibt's eine fette Tour.

SZ: Wieder mit Stopp in Freising?

Ambros: Mal schauen, ihr habt hier ja keine so große Halle und die Open-Air-Saison ist dann schon vorbei. Oben im Lindenkeller könnt ich höchstens mit meinem kleinen Programm nur mit Keyboarder spielen, das wär vielleicht was. Aber es findet sich auch sonst sicher was in der Nähe. Jetzt steht erstmal das Konzert am Vöttinger Weiher an, ich freu mich schon. Über Jahrzehnte hinweg hab ich hier in der Gegend ja in jedem kleinen Kaff gespielt, nur nie in Freising. Jetzt ist es endlich soweit, das ist ja fast schon eine Frage der Ehre für mich. Besonders freu ich mich auf die Anna Katharina, die im Vorprogramm spielt, da muss ich gleich mal Werbung machen. Allein sie wäre schon ein Grund hinzugehen. Ich habe sie auf meiner Watzmann-Tour kennengelernt und mich mit ihr angefreundet. Anna spielt Violine zusammen mit ihrer eigenen Band, das ist wirklich hörenswert.

Was erwartet die Freisinger denn, wenn Sie am Vöttinger Weiher auf der Bühne stehen?

Ambros: Na Sommer, Sonne, Hitparade. Ich spiel, was die Leute hören wollen, die sollen glücklich sein, singen und tanzen. Jetzt hoffe ich nur noch, dass es auch mit dem Wetter passt.

© SZ vom 05.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: