Wohltätige Eheleute in Neufahrn:Hilfe gegen stille Armut

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Seit über zehn Jahren unterstützt die Malenke-Stiftung in Neufahrn Menschen, die in Not geraten sind. Für bedürftige Senioren übernimmt sie Patenschaften und stockt ihre Renten für ein Jahr um 35 Euro pro Monat auf.

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Der junge Mann ist bei den Eltern rausgeflogen und einstweilen bei Verwandten untergekommen. Auf eigene Faust hat er sich einen Ausbildungsplatz gesucht, aber dann wäre der Einstieg ins Berufsleben fast geplatzt: Er konnte sich die Monatskarte nach München nicht leisten. Mehr als schwierig war auch die Situation einer Familie: Die Wohnung war weg, die Frau schwanger und der Mann lange arbeitslos. Einen Job hat er wieder gefunden, aber bis der erste Lohn kam, hätte die Familie kein Geld mehr für Lebensmittel gehabt.

In solchen Fällen hilft in Neufahrn seit mehr als zehn Jahren die Malenke-Stiftung. Das geschieht anonym, wie Christl Malenke betont. Denn immer wieder muss sie erleben, dass die Schamschwelle hoch ist, und sie fürchtet, dass weitere Bedürftige sich womöglich nicht melden aus Angst, dass zu viele Fremde von ihrem Schicksal erfahren könnten. Wie ihre Stiftung arbeitet, wollten Christl und Helmut Malenke eigentlich mit einer Jubiläumsveranstaltung bekannter machen. Doch die Coronapandemie hat das verhindert, und deshalb hat sich das Ehepaar mit einem Pressegespräch an die Öffentlichkeit gewendet.

Die Idee für die Stiftung hatten die kinderlosen Eheleute vor langer Zeit. Christl Malenke hatte bei ihrer Arbeit in einer Bank erlebt, wie viel Not es gibt. Sie selbst und ihr Mann haben "lange sparen müssen". Inzwischen sind sie gut situiert und im Ruhestand und wollen einfach "was Gutes tun", wie Helmut Malenke es ausdrückt. Das sollte ursprünglich im Verborgenen geschehen. Doch wegen der niedrigen Zinsen wurden die Erträge aus dem Stiftungskapital immer weniger, und die Malenkes gingen an die Öffentlichkeit. "Es war ein guter Schritt", sagen sie rückblickend.

Geldgeber, welche die Stiftung mit Spenden, mit sogenannten Zustiftungen und testamentarischen Zuwendungen unterstützen wollen, können jetzt dazu beitragen, dass mehr Erträge aus der Vermögensanlage für den guten Zweck zur Verfügung gestellt werden können. Mehr als 37 000 Euro Spenden seien allein in den vergangenen vier Jahren eingegangen, berichtet Johann Halbinger vom Stiftungsrat.

Neben notleidenden Bürgern unterstützt die Stiftung die Sozialstation. Außerdem übernimmt sie Patenschaften für bedürftige Senioren und stockt ihre Renten ein Jahr lang um 35 Euro pro Monat auf. Hilfe für ältere Menschen ist den Malenkes ein besonders Anliegen. Gerade die Frauen dieser Generation hätten oft auf eine eigene berufliche Karriere verzichten müssen und nun kaum Rentenansprüche, betont Christl Malenke. Damit die Zuwendungen wirklich an den richtigen Stellen ankommen, und weil die tatsächliche Bedürftigkeit der unterstützten Menschen für die Regierung von Oberbayern und das Finanzamt nachgewiesen werden muss, arbeitet die Stiftung etwa mit der Obdachlosenberatung der Gemeinde zusammen.

So eine Stiftung sei "das Beste, was einer Gemeinde passieren kann", stellt Sozialreferentin Beate Frommhold-Buhl fest, die auch selbst dem Stiftungsrat angehört. "Es gibt mehr stille Armut, als man sich vorstellen kann", weiß sie, und Hilfe über Behörden "kommt oft erst spät an". Die Stiftung könne hier schneller agieren und überbrücken. Oft muss sie das zum Beispiel auch tun, weil wieder einmal die "Stromfalle" zuschnappt: Wenn zu viele Rechnungen unbezahlt bleiben, sperren Energieversorger den Strom. Einen älteren, behinderten Mann hat es ebenso erwischt wie eine alleinerziehende Mutter mit einem chronisch kranken Kind. Die Stiftung ist auch hier in die Bresche gesprungen.

Spendenkonto der Malenke-Stiftung: IBAN: DE 69 7009 3400 0006 4260 26, VR-Bank Ismaning-Hallbergmos-Neufahrn

© SZ vom 06.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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