Wieder eine Ausnahme:Flächenfraß geht weiter

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Ein Landwirt will eine Gerätehalle im Landschaftsschutzgebiet errichten, im Kreisausschuss wird das kontrovers diskutiert

Von Alexandra Vettori, Moosburg

Die Stadt Moosburg hat dem Plan eines Niederambacher Landwirts schon zugestimmt, der ein knapp 2000 Quadratmeter großes Grundstück mit einer Gerätehalle bebauen möchte. Weil das Areal aber im Landschaftsschutzgebiet "Ampertal im Landkreis Freising" liegt, muss der Kreistag absegnen, dass es rechtlich herausgenommen wird. Das Argument von Stadt und Bauherr dafür ist, dass der Teilzeitlandwirt mit der Gerätehalle ein zweites berufliches Standbein hat. "Er soll die Chance haben, von seiner Hofstelle aus zu arbeiten", erklärte Jörg Steiner, zuständig für Umweltschutz im Landratsamt Freising.

Dafür gab es andere, die durchaus Argumente gegen den ihrer Meinung nach leichtfertigen Umgang mit Landschaftsschutzgebieten im Landkreis Freising vorbrachten. Kreisrat Albert Schindlbeck (Linke) etwa warnte vor einem Präzedenzfall, "wenn der seine Maschinenhalle in's Landschaftsschutzgebiet stellen darf, dann will der Nächste das auch." Außerdem werde mit der Baumaßnahme vermutlich ein Gräberfeld aus der frühen Römerzeit zerstört. Auch wenn das Bodendenkmal davor geborgen werde, "hätte ich es gerne gerettet haben wollen", so Schindlbeck.

Landrat Josef Hauner (CSU) verwehrte sich jedoch gegen den Vorwurf, leichtfertig Landschaftsschutzgebiete zu verkleinern: "Wir sind äußerst restriktiv, und im vorliegenden Fall handelt es sich um eine sehr kleine Fläche." Das bestätigte auch Jörg Steiner von der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt. Er räumte ein, dass die Geschichte um den Supermarkt im Landschaftsschutzgebiet vor zwei Jahren bei Kirchdorf nicht glücklich gelaufen sei, aber seitdem habe man ein Verfahren gefunden, mit dem solche Bauwünsche geregelt beurteilt werden könnten. "Es ist hier nicht irgendein Gewerbe, sondern ein Gewerbe, das von einem Landwirt ausgeführt wird", so Steiner. Der Verein für Landschaftspflege und Artenschutz in Bayern freilich sieht die Sache anders, angesichts des zunehmenden Flächenfraßes in Bayern seien Bebauungen im Außenbereich grundsätzlich kritisch zu sehen, heißt es in seiner Stellungnahme. Der Einwand wird jedoch zurück gewiesen, weil die Fläche so klein ist und die Herausnahme eben kein typisches Beispiel für den bayrischen Flächenfraß sei, wie es in der Sitzungsvorlage hieß. Vielmehr füge sich die geplante Halle organisch in das bisherige Ortsbild Niederambachs ein.

Waltraud Heinlein-Zischgl (Grüne) dagegen kritisierte das "ständige Herausnehmen" von Grundstücken aus Landschaftsschutzgebieten und erinnerte an das Neufahrner Gewerbegebiet Römerweg, das Tierheim im Neufahrner Außenbereich und den Hausler-Hof in Hallbergmoos. "Da frage ich mich, wieso wir überhaupt Landschaftsschutzgebiete ausweisen", so die Kreisrätin. Landrat Hauner hielt entgegen, dass der Umgriff dieser Gebiete nicht für 30 Jahre in Stein gemeißelt sei. Manche Gemeinden seien durch Landschaftsschutzgebiete eben in ihrer Entwicklung beschnitten und anderen gegenüber benachteiligt. Hauner verwies auf Pläne der Gemeinde Kranzberg, "da kommt noch einiges auf uns zu". Bekanntlich will Kranzberg in den nächsten Jahren rund 20 Hektar Bauland für Wohnen und Gewerbe ausweisen. Kreisrat Rainer Schneider von den Freien Wählern war der Meinung, "dass es dem Kreistag vorbehalten sein muss, die Klassifizierungen anzupassen."

Keine Einwände gab es einige Tagesordnungspunkte später, als das Landschaftsschutzgebiet "Ampertal" in Gesseltshausen, einem Ort, der zu Fahrenzhausen gehört, angepasst wurde. Im Vorjahr hatte die Landkreisverwaltung versehentlich nur zwei neu bebaute Flächen entlang des Ziegelwegs aus deme Landschaftsschutzgebiet entnommen, eine dritte Fläche hatte man zwar genehmigt, aber vergessen. Die Parzelle wird in den nächsten Jahren bebaut.

© SZ vom 24.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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