Weihenstephan:Viel investiert

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Rohre, wohin man schaut: Werkleiter Michael Singer (l.) präsentiert bei einem Rundgang die neue, imposante Butterei der Molkerei Weihenstephan. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Molkerei stellt bei einem Rundgang ihre neue, 20 Millionen Euro teure Butterei vor. Außerdem wird in Freising nach dem Abzug der Joghurt-Sparte auch noch Milch und Sahne produziert

Von Marlene Krusemark, Freising

Es sieht aus wie eine überdimensionierte Waschtrommel aus Stahl, ist aber die Butterungsanlage der Molkerei Weihenstephan. "Es funktioniert an sich wie Sahne schlagen", erklärt Michael Singer, Geschäftsführer Operations bei der Unternehmensgruppe Theo Müller und Werkleiter der Molkerei.

Die Butter-Anlage ist eine der Investitionen, die der Konzern seit der Privatisierung der zuvor staatlichen Molkerei getätigt hat. 2013 wurde das Erhitzungsverfahren optimiert, um den H-Milch typischen Kochgeschmack zu entfernen. 2014 wurde unter anderem in Roboter und eine Schrumpfpackanlage investiert, 2016 kam dann die neue Butter-Anlage hinzu. Die Butterei, in der das neue Produkt "Streichzarte" hergestellt wird, kostete rund 20 Millionen Euro und ist mit neuester Technologie ausgestattet. Auch das Fassungsvermögen ist nun wesentlich größer - die Anlage nimmt nun 100 bis 200 Quadratmeter mehr Platz ein. In dem Netz aus Stahlrohren, Anlagen und Behältern wird die blau verpackte Weihenstephaner Butter einem Rahmreifungsverfahren unterzogen, geschlagen, geknetet, geformt, gekühlt und verpackt: und das seit genau einem halben Jahrhundert. In dieser Zeit hat es einen Führungswechsel, einen Umzug und einiges an technischen Neuerungen gegeben.

Im Jahr 1967 wurde die Staatliche Molkerei in ein kaufmännisch organisiertes Unternehmen des Freistaats Bayern umgewandelt. 1998 zog sie vom Weihenstephaner Berg auf das Gut Schlüterhof um, dort befindet sich seither der Firmensitz der Molkerei. 2000 wurde sie vollständig privatisiert und wird seitdem als Tochter der Unternehmensgruppe Theo Müller geführt. Die hat einen Jahresumsatz von 5,6 Milliarden Euro, 27 000 Beschäftigte und 25 Produktionsfirmen. Die Molkerei Weihenstephan unterhält seit der Übernahme auch eine Lizenzpartnerschaft mit der Käserei Champignon in Moosburg.

Nach der Privatisierung strukturierte die Müller-Gruppe das Geschäftsmodell der Molkerei Weihenstephan um: 2011 wurde bekannt, dass die gesamte Joghurtproduktion von Freising ins schwäbische Aretsried, den Hauptsitz der Unternehmensgruppe Müller, verlegt werde. Die dadurch in Freising wegfallenden Arbeitsplätze sorgten für Aufruhr bei den Mitarbeitern und riefen die Gewerkschaft auf den Plan. "Mittlerweile haben wir die Arbeitsplätze wieder auf das Niveau von vor den Restrukturierungen gebracht. Die Rechnung von damals ist für uns voll aufgegangen, auch für die Mitarbeiter am Standort", sagt Michael Singer.

Das Firmenziel sei jetzt, jährlich zehn bis 15 Prozent mehr Arbeitsplätze zu schaffen. Aktuell arbeiten etwa 150 Beschäftigte im Produktionsbereich der Freisinger Molkerei. Mit Qualitätsmanagement, Forschung, Entwicklung sind es rund 290. Die Molkerei Weihenstephan habe eine Kooperation mit der TU München in Freising, im Zuge derer Studenten an der Entwicklung der Molkerei mitwirken. Aktuell gebe es einen akuten Fachkräftemangel: "Wir leiden natürlich auch massiv unter der geringen Arbeitslosigkeit in der Region", erklärte Singer.

Nach dem Abzug der Joghurtproduktion aus Freising werden in der Molkerei Weihenstephan neben Butter noch Basisprodukte wie Sahne, Frische- und H-Milch hergestellt. "Die Milch kommt aus der Region", betont Frank Uszko, Geschäftsführer der Marke Müller - und meint damit ganz Bayern, wie er auf Nachfrage einräumt. So wirbt die Marke auch mit Alpenlandschaften - eine Kulisse, die für den Freisinger unter Umständen irritierend sein könnte, wie Bürgermeisterin Eva Bönig bei dem Rundgang anmerkt. "Wir sind als bayerische Marke den Siegeszug in ganz Deutschland angetreten", sagt Uszko dazu - seit dem Jahr 2010 sei Weihenstephan von einer regionalen zu einer nationalen Marke gewachsen. Der Absatz von Milchbasisprodukten aus der Molkerei Weihenstephan steige ebenfalls - und solle von 200 Millionen Packungen im Jahre 2014 auf dann etwa 400 Millionen im Jahre 2019 verdoppelt werden.

© SZ vom 22.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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