Wegen der Corona-Krise:Uferlos-Macher ziehen die Notbremse

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Solche Szenen wird es in diesem Jahr nicht geben. Das bei jung und alt beliebte Festival in der Luitpoldanlage fällt aus. (Foto: Michaela Handrek-Rehle)

"Schweren Herzens" sagt das Team um Vipo Maat das Freisinger Festival ab - das finanzielle Risiko wäre sonst zu groß

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

In der vergangenen Woche hatte es sich schon abgezeichnet, dass das Uferlos-Festival wegen der steigenden Corona-Fallzahlen im Landkreis womöglich abgesagt werden muss. Schneller als erwartet - ursprünglich hatten die Uferlos-Macher noch zwei Wochen mit einer endgültigen Entscheidung warten wollen - haben sie am Dienstag nun die Reißleine gezogen. "Schweren Herzens müssen wir das diesjährige Uferlos Festival 2020 vom 15. bis 24. Mai absagen. Aufgrund der aktuellen Situation wird es dieses Jahr im Mai leider kein Festival in der Luitpoldanlage geben. Große Erklärungen sind an dieser Stelle vermutlich nicht mehr nötig", heißt es einer Presseerklärung. Und weiter: "Wir drücken allen unseren Ausstellern, Technikern, Künstlern und deren Familien die Daumen, dass sie die kommende Saison trotz eklatanter finanzieller Einbußen überstehen. Wir hoffen, Ihr bleibt alle gesund und kommt gut über die nächsten Wochen und Monate. Haltet zusammen, seid rücksichtsvoll und helft einander! Bis bald!"

"Es ist wirklich furchtbar", sagte Vipo Maat am Dienstag. Am Montagabend hatten er und sein Team die Entscheidung getroffen, das Uferlos abzusagen. "Das Risiko für unsere Firma und das Festival wäre sonst einfach zu groß gewesen, wenn wir weitergemacht hätten", sagte er. "Da geht es ja auch um den Aufbau und die ganze Infrastruktur, angefangen von den Bauzäunen. Da sind dann schnell Rechnungen in sechsstelliger Höhe fällig - und wenn man dann keine Einnahmen hat, dann wird das schwierig." Den Dienstag hat Maat laut eigenen Aussagen mit Telefonaten verbracht. Nicht nur mit den Bands, sondern auch mit den Ausstellern. "Mit vielen arbeiten wir seit zwölf Jahren zusammen und ich wollte, dass sie die Absage von mir persönlich erfahren und nicht nur per Mail". Viele der Aussteller würden von ihrem Geschäft leben. "Für die ist es richtig schlimm, es wird ja jetzt nicht nur das Uferlos abgesagt, auch andere Festivals finden nicht statt". Noch nicht geklärt ist laut Maat, wie mit den Headlinern umgegangen wird, für die Eintritt gezahlt werden muss. Dazu gehört das Konzert mit der englischen Glamrock-Band Sweet und der Auftritt von Gerhard Polt mit den Gebrüdern Well. "Hier sind wir gerade in Verhandlungen, mit dem jeweiligen Management. Sobald wir wissen, wie das geregelt werden kann und ob man sein Geld zurück bekommt, werden wir das bekannt geben, sagte Vipo Maat. Polt und die Wellbrüder hätten selbst ihre Tourtermine umwerfen müssen. "Ein Traum wäre es, wenn wir ihren Auftritt bei uns einfach um ein Jahr verschieben könnten. Das checken sie jetzt gerade". Die finanziellen Einbußen sind natürlich da, doch Vipo Maat und sein Team leben nicht ausschließlich von den Festivaleinnahmen. "Wir haben alle noch andere Berufe". Außerdem sei das Uferlos vergleichsweise klein und regional gehalten und die Firmenstruktur schlank. Schwierig werde das bei größeren Veranstaltern, die jetzt absagen müssten und große Künstler aus Übersee geholt hätten, deren Gagen oft schon vorab gezahlt werden müssten. Ruhiger wird es für die Uferlos-Macher jetzt erst einmal nicht. "Wir müssen vieles organisieren und auch Gespräche mit Steuerberater und Anwälten führen, um zu sehen, wie es jetzt weiter geht."

© SZ vom 18.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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