Die Zahl steigt immer weiter: Mehr als 100 Freiwillige haben sich inzwischen gemeldet, die bei der Betreuung der Flüchtlinge in der geplanten Traglufthalle helfen wollen. Wann die Halle aufgebaut wird, ist offen. Zuletzt war von Anfang Januar die Rede. Aber die Vorbereitungen im bestehenden Unterstützerkreis unter der Leitung des evangelischen Pfarrers Reinhold Henninger laufen auf Hochtouren. So ist unter anderem auch eine eigene Homepage entstanden.
Unter "www.flüchtlingshilfe-neufahrn.de" wird potenziellen Helfern erläutert, welche Arbeitsgemeinschaften es gibt, was in denen gemacht wird, und welche weitere Unterstützung gebraucht werde. In der AG "Betreuung, Unterkünfte" erklären die Helfer den Flüchtlingen zum Beispiel "die Regeln unseres Zusammenlebens". Denn es hat sich gezeigt, dass etwa der Lebensrhythmus, Mülltrennung, Kindererziehung und Geschlechterrollen sowie "andere Elemente der Alltagskultur" den Neuankömmlingen oft fremd sind. Immer wieder ist es einfach nötig, ihnen erst einmal die Funktion einer Waschmaschine, eines Kühlschranks oder einer Mikrowelle zu erklären.
Eine weitere Arbeitsgemeinschaft kümmert sich um den Deutschunterricht und Sprachpatenschaften. Viele Flüchtlinge haben die lateinische Schrift nie gelernt oder sind in ihrem Land womöglich nie in eine Schule gegangen, in der sie die Schrift ihrer Muttersprache erlernt hätten. Zwar hat das Landratsamt Freising Alphabetisierungskurse an der Volkshochschule Neufahrn eingerichtet. Aber daneben braucht es auch dringend ergänzenden Unterricht ",der überwiegend aus Festigungs- und Übungsphasen bestehen muss", wie auf der Homepage erklärt wird. Im Deutschunterricht des Helferkreises lernen die Flüchtlinge zum Beispiel, wie sie sich beim Einkaufen oder bei der Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel verständigen können. Daneben gibt es "Sprachpaten", die mit den Unterrichtsteilnehmern den Stoff wiederholen und üben.
Die Arbeitsgruppe "Kinder (Kindergarten, Schule)" möchte insbesondere für Mütter da sein. Die Unterstützer begleiten Schwangere zu Arztbesuchen, besorgen Babykleidung, Kinderwagen und Babyausstattung. Bei Bedarf helfen sie dabei, einen Platz in einer Kindertagesstätte zu organisieren.
Den Flüchtlingen "etwas Abwechslung in den Alltag bringen" möchte die Arbeitsgruppe "Freizeit". Mit Ausflügen und Stadterkundungen, mit gemeinsamem Kochen etwa, sollen "die schier endlosen Tage in der Unterkunft ein wenig erträglicher gemacht werden. Bei der Job-Vermittlung und bei Behördengängen hilft die AG "Behörden, Berufsleben".
Zwei weitere Arbeitsgruppen kümmern sich um Arztbesuche und um Fahrräder für die Flüchtlinge. Fahrräder, Ersatzteile, Kindersitze und ähnliches wird laut Homepage nach wie vor gesucht. Gedacht ist an eine richtige Fahrradwerkstatt, in der die Flüchtlinge ihre Fahrräder selber reparieren und auf Vordermann bringen können. Der Unterstützerkreis wirbt außerdem um Freiwillige, die Fahrrad-Übungsstunden geben.
Ebenfalls gebraucht werden noch klassische Dolmetscher und "Kulturdolmetscher" - Menschen, die selbst einen Migrationshintergrund haben und den Flüchtlingen vieles besser erklären können. Speziell um Menschen mit "weniger frequenten Sprachkenntnissen (Kurdisch, Arabisch, afrikanische Lokalsprachen)" wird geworben.
Auf der Homepage, die Josef Bornhorst zusammen mit dem Webteam des Oskar-Maria- Graf-Gymnasiums erstellt hat, können die Neufahrner auch erfahren, welche Sachspenden aktuell gebraucht werden. Wann auch immer die Flüchtlinge kommen: Der Unterstützerkreis wird vorbereitet sein. "Und wir werden es regeln - auch wenn es am 24. Dezember ist", sagt Pfarrer Henninger überzeugt. Wie lange die Traglufthalle stehen bleibt, ist ebenfalls offen: Der Vertrag mit dem Landkreis für das Grundstück am Keltenweg läuft laut Bürgermeister Franz Heilmeier ein Jahr, für ein weiteres Jahr gebe es eine Option.