Vorteile gerade für kleine Verwaltungen:Trauung im Nachbarort

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Viele Aufgaben, wenig Personal - Fachaufsicht des Landratsamts wirbt dafür, Standesämter zusammenzulegen

Von Peter Becker, Freising

Ein Auer soll in Nandlstadt heiraten? Vor nicht allzu langer Zeit wäre dies aus Gründen der Rivalität zwischen den beiden Marktgemeinden schier unvorstellbar gewesen. Doch das ist Schnee von gestern. Heute kooperieren die Rathäuser miteinander, wenn irgendwo zu Engpässen kommt. So zum Beispiel in Au, wo es derzeit aus Krankheitsgründen keinen Standesbeamten gibt. Da stehen dann die Gemeinden aus der näheren Umgebung, Rudelzhausen, Nandlstadt und Mauern, zusammen und helfen aus.

Ginge es nach Edmund Muskatewitz, der im Landkreis Freising die Fachaufsicht über die Standesämter hat, sollten die Rathäuser diese Form der Zusammenarbeit viel intensiver nutzen und Standesämter zusammenlegen. Zu wenig Gemeinden, sagte er während der Bürgermeisterdienstbesprechung am Donnerstag, machten von der Möglichkeit Gebrauch.

Eine Vorreiterrolle habe da Langenbach inne. Die Gemeinde hat die Aufgaben ihres Standesamts 2019 an das der Stadt Freising übertragen. Bürgermeisterin Susanne Hoyer (FW) sagte dazu, sie empfinde das mehr als Erleichterung und nicht als Bürde. Eine Resonanz in Langenbach sei ausgeblieben. "Es gab keine Beschwerde, keine Entrüstung." Wenn es ihr möglich sei, vollziehe sie zumindest die Hochzeiten.

Muskatewitz sagte, es habe durchaus Vorteile, kleine Standesämter zusammenzulegen. Die oft dünne Personaldecke in den Verwaltungen und die komplexen Aufgaben bereiteten diesen zunehmend Probleme. Im schlimmsten Fall sei die Arbeitsfähigkeit gefährdet. Eine Zusammenlegung habe nur Vorteile. Seinem Empfinden nach stehen die Standesbeamten im Landkreis dem sehr wohlwollend gegenüber.

Die Aufgaben eines Standesbeamten haben im Laufe der Jahre immer mehr zugenommen. Mit dem Schließen von Hochzeiten allein ist es nicht mehr getan. Seit 2014 müssen beispielsweise die Personenregister elektronisch geführt werden. Claudia Drescher vom Bayerischen Gemeindetag hatte seinerzeit in der Bayerischen Staatszeitung die Vermutung geäußert, dass sich auf Grund des damit verbundenen hohen personellen und technischen Aufwands manche Rathäuser ein eigenes Standesamt nicht mehr leisten könnten.

Tradition ist schön und gut. Dem Stolz über die kommunale Eigenständigkeit stehen aber hohe Kosten gegenüber: zum Beispiel für Fortbildungsmaßnahmen des Personals, den Kauf entsprechender Fachlektüre oder aber die Aktualisierung der Software.

Ob dies den Aufwand eines eigenen Standesamts wert ist, bezweifelt Edmund Muskatewitz. Eine Bürgerin oder ein Bürger suche in seinem Leben öfter die Kfz-Zulassungsstelle in Moosburg oder Freising auf, sagte er, das Standesamt aber höchstens ein, zweimal im Leben. Wobei dies natürlich jeweils von der Dauer einer Partnerschaft abhänge. Bei einigen Menschen ist da die Frequenz ein wenig höher als bei anderen, merkte er an. Doch bei der Geburt eines Kindes erledigten die Eltern den Behördengang und nach dem Ableben eines Menschen die Hinterbliebenen.

Zugegeben, für eine Hochzeitsgesellschaft ist es einfacher, sich vor dem eigenen Standesamt zu versammeln, als in den Nachbarort fahren zu müssen. "Von Langenbach nach Freising fahr ich mit dem Radl", sagte der Hörgertshausener Bürgermeister Michael Hobmaier (FW) und spielte damit auf die geringe Entfernung an. Da liegen die Orte im nördlichen Landkreis mitunter ein wenig weiter voneinander entfernt. Doch ein bisschen durch die Gegend zu fahren, dürfte der Hochzeitsgesellschaft an dem Freudentag kaum etwas ausmachen.

© SZ vom 17.01.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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