Von der Hallertau nach Mexiko:Tequila und "La Cucaracha"

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Während diese beiden Mitglieder einer Mariachi-Band in der Hallertau weilten, waren Manfred Leopold und Fritz Winter als Austauschmusiker in Mexiko. (Foto: privat)

Dellnhauser Musikanten tauschen mit Mitgliedern einer mexikanischen Band fünf Tage lang die Rollen

Von Katharina Aurich, Au

Sie haben sich noch nie gesehen, dennoch verbindet sie jetzt etwas: Neue Einblicke in ein fremdes Land und die Erfahrung, dass es menschlich und musikalisch schnell gefunkt hat zwischen ihnen. Je zwei Mitglieder der Musikgruppe Dellnhauser Musikanten und einer typischen Mariachi-Band aus Mexiko-City sind für die Sendung "Mein Job - Dein Job" des Bayerischen Rundfunks ausgewählt worden, fünf Tage ihre Plätze zu tauschen.

Die Reise- und Unterbringungskosten wurden vom Sender übernommen, die Musiker rund um die Uhr mit der Kamera begleitet. Manfred Leopold und Fritz Winter von den Dellnhausern verbrachten für diesen Kurztrip zweimal elf Stunden im Flugzeug, vor Ort war die Zeit knapp. "Wir wären gerne noch ein wenig länger geblieben, aber so war es kurz und heftig", resümiert Leopold. Denn zu Hause wartete ja wieder der Job, erst im September hatten er und Winter erfahren, dass sie für den Tausch ausgewählt wurden und ihre letzten Urlaubstage zusammengekratzt. Besondere Impfungen oder Visa benötigen die "Austauschmusiker" nicht, dafür wäre auch kaum Zeit gewesen, denn sie erfuhren erst kurz vor Reiseantritt, wohin es gehen sollte.

Leopold spielt bei den Dellnhausern die Klarinette, hatte aber vorsorglich sein Saxofon eingepackt, denn "wir wussten ja nicht, welche Instrumente wir ersetzen sollten". Aber in einer Mariachi-Band, die typische mexikanische Volkslieder spielt, sind Trompeten, Geigen, Gitarren, Bass und Sänger zu hören, aber keine Holzbläser. Die Gastgeber, die die beiden Hallertauer mit einem alten Käfer vom Flughafen abholten, sind davon ausgegangen, dass die Austauschmusiker dieselben Instrumente spielten, wie die beiden aus ihrer Band, die gleichzeitig in der Hallertau ankamen. Da Leopold jedoch studierter Geiger ist, griff er kurzerhand beim ersten Gig in einem kleinen Park vor einer Kirche zum Saiteninstrument. Sein Bandkollege Fritz Winter habe sich mit dem Bass schon etwas schwerer getan, aber es funktionierte. "Wir spielten Evergreens, wie ,La Cucaracha'", die man in Deutschland auch kennt", berichten die beiden, die sich offensichtlich musikalisch nicht verstecken mussten.

Die Musiker der Band seien absolute Profis gewesen, die bis zu 300 Auftritte im Jahr auf Hochzeiten oder in Touristenlokalen spielten und damit ihren Lebensunterhalt verdienten, sagt Leopold. Am zweiten Tag im warmen Mexico-City, das die Hallertauer mit seiner Größe beeindruckte, spielte die Band auf einem Schiff, es wurden Tequila und sehr leckeres Essen aufgetragen, natürlich alles vom Schnurren der Filmkameras begleitet. Eine internationale Produktionsfirma hatte alles für die Sendung organisiert, nichts war dem Zufall überlassen. Die beiden Hallertauer hatten gerade einmal einen halben Tag Zeit zur freien Verfügung. Die Stadt und das Land Mexiko seien faszinierend, er werde sicher wieder kommen, sagt Leopold.

Diese Möglichkeit werden die beiden 18 und 23 Jahre alten mexikanischen Musiker, die drei Tage in der Hallertau verbrachten, wohl nicht haben. Für sie sei die Reise nach Deutschland etwas Einmaliges gewesen, schildert Michael Eberwein, Bandleader der Dellnhauser. Er bedauert, dass der Sender den beiden "unwahrscheinlich netten und sympathischen jungen Männern" nicht noch zwei Tage mehr in Bayern ermöglichte. Gerne hätte man den Gästen noch die Berge oder München gezeigt, so Eberwein. Musikalisch habe es auch in der Hallertau super geklappt, obwohl ja zwischen dem Leben in Mexiko-City und der Hallertau "Welten liegen", wie Eberwein sagt. Verständigt haben sich die Musiker, wenn sie nicht spielten, über Dolmetscher. Die mexikanischen Gästen fanden es ziemlich kalt in Deutschland, dafür hätten ihnen das Bier und die Weißwürste umso besser geschmeckt, erzählt Eberwein.

Er will sich beim Bayerischen Rundfunk dafür einsetzen, dass die ausländischen Gäste in Zukunft noch ein paar Tage länger bleiben könnten. Für sie sei die Reise nach Deutschland schließlich ein einmaliges Erlebnis.

© SZ vom 09.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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