Vier Monate auf Bewährung:Unverbesserliche Schrottsammler

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Er nenne das, was er auf den Fotos sehe, Dreck, sagt der Richter. Juristisch handelt sich um unerlaubten Umgang mit gefährlichen Abfällen.

Alexander Kappen

Freising - Er als Altbayer bezeichne das, was er auf den Beweisfotos sehe, "als einen Verhau und Dreck", sagt Richter Jakob Wanderer. Juristisch gesehen handelt sich bei dem vielen Müll und Schrott auf dem Bauernhof am Ortsrand von Attaching um eine Abfallentsorgungsanlage ohne Genehmigung und einen unerlaubten Umgang mit gefährlichen Abfällen. Und weil die Grundstückseigentümerin und ihr Schwiegersohn vor acht Jahren bereits einschlägig verurteilt worden sind, belässt es der Richter bei der Verhandlung am Freisinger Amtsgericht nicht bei einer Geldstrafe. Er verhängt vier Monate Gefängnis auf Bewährung.

Das Grundstück, ganz in der Nähe des Flughafens gelegen, geriet in der Vergangenheit immer wieder ins Visier von Landratsamt und Staatsanwaltschaft. Bereits 1993 habe man erstmals eine Beseitigungsanordnung an die Grundstückseigentümerin geschickt und Zwangsgeld angedroht, berichtet ein Mitarbeiter des Landratsamtes bei der Verhandlung am Mittwoch. Der Bescheid zeigte keinerlei Wirkung. Später machte das Landratsamt ernst und zog ein Zwangsgeld von gut 1000 Euro ein. Zudem wurden die heute 66-jährige Rentnerin und ihr Schwiegersohn, ein 48-jähriger Kraftfahrer, früher bereits zu Bewährungsstrafen verurteilt, weil sie gefährlichen Abfall auf ihrem Grundstück gelagert hatten.

Die Verurteilten besserten sich, beseitigten ihren Müll - und fielen wieder ins alte Verhaltensmuster zurück. Bei einer Besichtigung im März 2010 stellten Polizei und Landratsamt, das im Januar 2011 schließlich eine neue Zwangsgeldandrohung in Höhe von 4000 Euro verhängte, erneut mehrere abfallrechtliche Verstöße fest. Auf dem verwahrlosten Grundstück, auf dem die Eigentümerin sowie ihre 44-jährige Tochter, ihr Schwiegersohn und deren neun und 14 Jahre alten Kinder leben, sah es abermals wie auf einem Schrottplatz aus. Es befanden sich dort auf unbefestigtem Untergrund unter anderem zwei marode Traktoren mit ölverschmierten Motoren, ein alter Kühlschrank mit Kühlflüssigkeit, ein Wohnmobil mit ölverschmiertem Motor, ein ausgebauter Motor mit vier Litern Öl in der Ölwanne, diverse Batterien und ein unverschlossenes Fass mit einem Diesel-Wasser-Gemisch.

Inzwischen haben die Angeklagten die meisten gefährlichen Abfälle entsorgt und damit begonnen, auch den restlichen Müll und Schrott in Containern zu trennen, um ihn wegzuschaffen. Das Verfahren gegen die ebenfalls angeklagte Frau des Kraftfahrers - offenbar nur für das von ihr bereits entsorgte Dieselfass verantwortlich - wird eingestellt. Sie muss lediglich 20 Stunden gemeinnützige Arbeit verrichten. Ihre Mutter und ihr Mann, denen der Staatsanwalt "keine kriminelle Energie" unterstellt, "aber eine allgemeine Überforderung mit der Situation", kommen nicht so glimpflich davon. Man müsse bedenken, "dass dort ja auch Kinder aufwachsen müssen", sagt Richter Wanderer. Die Freiheitsstrafe setzt er zwar zur Bewährung aus, aber er warnt: "Das nächste mal schepperts."

© SZ vom 03.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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