Viel zu kompliziert:Vorerst kein kostenloser Ortsbus in Hallbergmoos

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Es war ein lobenswertes Ansinnen des Hallbergmooser Gemeinderats: Der Ortsbus der Linie 698 sollte künftig kostenlos durch den Ort fahren und die Bevölkerung so motivieren, das Auto stehen zu lassen. Doch es schaut schlecht aus mit einer Umsetzung dieser Idee, zumindest in den nächsten Jahren.

Nachfragen der Verwaltung beim MVV haben ergeben, dass damit hohe Kosten und Unwägbarkeiten auf die Gemeinde zukämen. Eine Buslinie aus der vertraglichen Bindung an den MVV herauszunehmen, berühre genehmigungsrechtliche und tarifliche Gesichtspunkte, so die Antwort des Verkehrsverbunds. Es sei zwar möglich, einen laufenden Vertrag mit dem Busunternehmen zu kündigen, doch dann wäre dem Unternehmen ein "nicht unerheblicher Betrag" zu erstatten, um dessen finanzielle Nachteile auszugleichen. Wie teuer das im Fall der Buslinie 698 wäre, teilte der MVV noch nicht mit.

Der Vertrag freilich hat noch eine Laufzeit von sieben Jahren. Die Gemeinde müsste die Trägerschaft dann mit allen Konsequenzen, wie etwa einer europaweiten Ausschreibung, alleine übernehmen. Aufgrund der vertraglichen Bindung an die MVV GmbH müsste der Wunsch nach einem kostenlosen Ortsbus für Hallbergmoos außerdem in den Gremien der Gesellschaft beschlossen werden. Da die Herauslösung einzelner Linien aus dem Verbundsystem auch Auswirkungen auf alle anderen Linien hat, geht der MVV davon aus, dass die Gesellschafter das Anliegen kritisch sehen. Außerdem müsste Hallbergmoos auch die zusätzlich im Verbund anfallenden Kosten tragen. Schließlich würde der kostenlose Ortsbus die Tarifeinheit für das gesamte MVV-Gebiet in Frage stellen, denn die Tarifgerechtigkeit, wonach jeder für die genutzte Strecke bezahlt, wäre nicht mehr gegeben. Außerdem, schreibt der MVV, würde das Anspruchsdenken der MVV-Fahrgäste in Richtung weiterer Freifahrtlösungen sicherlich gefördert werden. Schlussendlich riet man davon ab, die Idee weiter zu verfolgen. Dem beugte sich der Gemeinderat und legte das Ansinnen ohne weitere Diskussion erst einmal zu den Akten.

© SZ vom 28.03.2019 / av - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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