Viel Lob und ein Tänzchen zum Abschied:Schöne Erinnerungen und etwas Wehmut

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Pfarrer Reinhold Henninger geht in Ruhestand. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Neufahrner verabschieden sich bei einer sechsstündigen Feier vom evangelischen Pfarrer-Ehepaar Irene und Reinhold Henninger. Die beiden Ruheständler packen gerade für ihren Umzug nach Ebersberg

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Der Resturlaub und der anschließende Ruhestand beginnen für die evangelischen Pfarrer Irene und Reinhold Henninger eher unruhig. Die nächsten Tage werden sie Kisten packen für den Umzug nach Ebersberg. Und am Mittwoch haben sie beim Aufräumen in der OMG-Aula geholfen, die für ihre sechsstündige Abschiedsfeier mit 400 Gästen in eine Kirche samt Bühne und Café verwandelt worden war. Sogar für das Original-Glockengeläut der Auferstehungskirche war gesorgt: Es war eigens dafür aufgezeichnet worden. Den ursprünglichen Plan, den Gottesdienst mit der Entpflichtung durch Dekan Jochen Hauer in der Kirche zu veranstalten und danach in der Alten Halle weiterzufeiern, hatten die Henningers aus Platz- und Brandschutzgründen aufgeben müssen.

Die Gäste und Grußworte kamen nicht nur aus Neufahrn, wo die Eheleute 23 Jahre lang zu Hause waren, sondern auch aus Orten ihres vorherigen Wirkens seit 1982. Nach Tätigkeiten in München-Denning beziehungsweise Ismaning/Unterföhring hatten sie sich Stellen in Kirchseeon und Wasserburg geteilt. Anschließend übernahm Reinhold Henninger die erste Pfarrstelle der Kirchengemeinde Neufahrn. Seine Frau wurde Krankenhauspfarrerin in Landshut, dann in München und schließlich in Freising. In Neufahrn unterstützte sie ihren Mann ehrenamtlich etwa mit Predigten und in der Seelsorge.

Reinhold Henninger war nicht nur Pfarrer, sondern als Pfarramtsleiter auch Bauherr - etwa bei der Errichtung der Magdalenenkirche in Eching, das damals noch zur Kirchengemeinde Neufahrn gehörte. Auch andere Herausforderungen kamen hinzu: Henninger leitete das von ihm mitgegründete Diakonische Werk Freising und den Flüchtlingshelferkreis in Neufahrn. Dort habe er allen, die sich engagierten, Rückendeckung geboten, hob Bürgermeister Franz Heilmeier hervor. Die Leistungen Henningers in der Ökumene betonte sein katholischer Kollege Wolfgang Lanzinger. Jedes Jahr fänden mehr als 30 gemeinsame Gottesdienste und Veranstaltungen statt. Ein Abschiedstänzchen gab es von Kindern aus den Kindergärten, in denen die Diakonie mittlerweile die Trägerschaft übernommen hat.

Henninger hat das alles sichtlich genossen. In seiner Abschiedspredigt gab er sich aber auch nachdenklich. Sicher habe er Menschen "auch mal verletzt" oder Wertschätzung nicht so wie gewünscht gezeigt, sagte er etwa. Im Vordergrund standen freilich die vielen schönen Erlebnisse. Er sei schon "wehmütig in Bezug auf die Menschen", so Henninger. Dass er und seine Frau Neufahrn dennoch verlassen, erklärte er damit, dass man der Nachfolgerin ein "freies Wirken" ermöglichen wolle. Wenn ein Vorgänger nicht loslassen könnte, sei das "nicht gut" - Henninger bezog sich auf eigene Erfahrungen in einer früheren Gemeinde. Am 1. Juni tritt Karin Jordak, die in den 1990er Jahren Pfarrerin in Hallbergmoos war, die Nachfolge an. Henninger und seine Frau freuen sich unterdessen auf mehr Zeit für Bergwanderungen, Bücher, Theater- und Konzertbesuche. Und er wird als eingefleischter Löwen-Fan auch mal ins Grünwalder Stadion gehen: Die Pfarrjugend hat ihm zum Abschied eine Eintrittskarte spendiert.

© SZ vom 02.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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