Viel Diskussionsstoff:Gemeinderat legt Mini-Hotel auf Eis

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Das alte Bahnhofsgebäude in Neufahrn bleibt vorerst erhalten, die Bahn will es noch nicht verkaufen - obwohl es Interessenten gäbe. (Foto: Marco Einfeldt)

Neufahrn möchte erst einen Bebauungsplan für das Areal nordwestlich des Bahnhofes aufstellen. Dort hängt bereits ein Appartmenthaus-Projekt in der Warteschleife. Anwohner befürchten Lärm und Parkplatzchaos

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Die Zeiten, in denen es am Bahnhof eine Wartehalle mit Ticketschalter und WC gab, sind längst Geschichte. Das Gebäude selbst wird den Neufahrnern aber wohl noch länger erhalten bleiben. Es gebe aktuell keine Bestrebungen, den Bau zu veräußern, erklärte ein Bahnsprecher auf Anfrage der SZ Freising. Verkauft hat die DB dagegen ein weiter östlich gelegenes Grundstück, auf dem der neue Eigentümer nun ein Hotel mit 13 Zimmern errichten möchte - in Nachbarschaft des Areals, auf dem ein anderer Bauherr unter anderem ein Appartementhaus plant.

Dieses Vorhaben hat bei Nachbarn und im Rathaus bereits für erhebliche Diskussionen gesorgt. Wie berichtet, gibt es Befürchtungen, dass "durch die Hintertür" ein weiteres Boardinghaus im Sinne eines Arbeiterwohnheims mit überfüllten Zimmern und zugeparkten Straßen kommt. Ein Bebauungsplan für das Gebiet zwischen Bahnhof, Hotel Maisberger und Vogelweide soll das nach Möglichkeit verhindern, sich auch mit der Verkehrserschließung befassen und überhaupt für eine "geordnete städtebauliche Entwicklung" in dem Viertel sorgen. Der Bauantrag für das Boardinghaus wurde im Sommer erst einmal zurückgestellt, und genau so wird jetzt auch mit dem Antrag für das kleine Hotel verfahren.

Auch hier sieht der Bauausschuss einige Punkte kritisch. Der Übergang vom Hotel zum Boardinghaus sei doch "fließend", meinte etwa Manuela Auinger (SPD). Tatsächlich gebe es "keine klare Definition", bestätigte Bauamtsleiter Michael Schöfer, die Gemeinde könne später auch keine irgendwie gearteten Nachweise für eine Hotelnutzung verlangen. Auch die geplante Zufahrt über die schmale Straße entlang des alten Bahnhofsgebäudes und die "Parksituation" könnten schwierig und "ein bisschen kompliziert" werden, gab Burghard Rübenthal (CSU) zu bedenken. Über einen anderen Aspekt zeigte sich Verkehrsreferent Florian Pflügler (ÖDP) verwundert. Eigentlich habe die Bahn doch immer einen viergleisigen Ausbau zwischen Oberschleißheim/Lustheim und Neufahrn angekündigt, und das wäre mit Blick auf die vielen Verspätungen der S 1 auch wirklich wichtig, sagte Pflügler. Doch nun würde das Hotel genau auf der dafür nötigen Fläche errichtet. Möglicherweise wisse da eine Bahntochter nicht immer so genau, was die andere gerade mache, überlegte Pflügler. Für den Gleisausbau wäre die DB Netz zuständig, für den Grundstücksverkauf aber eine andere DB-Tochter. Vielleicht deute der Verkauf aber vielmehr darauf hin, dass die Pläne für den viergleisigen Ausbau nicht mehr weiterverfolgt würden, überlegte Bauamtsleiter Schöfer. Einig war man sich aber, dass zunächst der Bebauungsplan abgewartet wird, ehe über die Bauvorhaben in der Bahnhofsnachbarschaft entschieden wird. Der Beschluss wurde einstimmig gefasst.

Ein Dauerthema ist in Neufahrn auch der Zustand des Bahnhofs und der Unterführung. Immer wieder gibt es Klagen über Verschmutzung und vor allem auch Geruchsbelästigungen. Hoffnung schöpften die Gemeinderäte deshalb, als sie vor kurzem über einen Zeitungsartikel vom Programm "Zukunft Bahn" hörten, mit dem eine Qualitätsverbesserung an Bahnhöfen - auch in Neufahrn - erreicht werden soll. Größere Maßnahmen sind in Neufahrn aber offenbar nicht geplant. Auf Nachfrage erfuhr die Gemeinde, dass zum Beispiel der Zaun am Bahnsteig 1 und eine Wetterschutzanlage am Bahnsteig 2/3 errichtet wird. Auch soll der Wartebereich am Bahnhofsgebäude neue verputzt und gestrichen werden, und es ist von einer Grundreinigung die Rede.

Empfindlich reagierte man bei der Bahn aber auf die Anmerkung der Gemeinde, dass man von den Plänen leider nur durch die Medien erfahren habe. Es sei nicht erforderlich, die Gemeinde zu informieren, zitierte Bürgermeister Franz Heilmeier (Grüne) jetzt die Antwort der DB. Und er fürchtet, dass man sich wohl auch beim Thema Unterführung und Vorplatzgestaltung "keine allzu große Hoffnung machen darf, dass die Bahn stärker einsteigt".

© SZ vom 06.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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