Verträge unterzeichnet:Bader Energie übernimmt Nahwärmenetz

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Der neue Betreiber Ulrich Bader und Bürgermeisterin Anita Meinelt unterschreiben die Verträge für die Übertragung des Moosburger Nahwärmenetzes. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Weiterbetrieb des defizitären Kommunalunternehmens war für Moosburg keine ernsthafte Option mehr

Von Alexander Kappen, Moosburg

Dass das Moosburger Nahwärmenetz zukunftsfähig ist, steht für Bürgermeisterin Anita Meinelt nach wie vor außer Zweifel. Nur hat es die Kommune selbst halt nicht im Kreuz, ein solches Netz wirtschaftlich zu betreiben - sie blieb bisher regelmäßig auf einem Defizit von bis zu 200 000 Euro im Jahr sitzen. "Wir haben festgestellt, dass das nicht unsere Kernkompetenz ist und dass wir Hilfe brauchen," sagt Meinelt. Deshalb beschloss der Stadtrat im vergangenen November, die Vermögensgegenstände des zu 100 Prozent der Stadt gehörenden Kommunalunternehmens Moosburg (KUM), welches das Netz bislang betreibt, zu veräußern. Am Mittwoch wurde nun offiziell der Vertrag mit der Bader Energie GmbH unterschrieben, die in der Gemeinde Buch am Erlbach im Kreis Landshut ansässig ist und dort bereits eine Biogasanlage samt Nahwärmenetz betreibt. Die Firma setzte sich gegen zwei Mitbewerber durch.

Geschäftsinhaber Ulrich Bader, der zudem einen Landwirtschaftsbetrieb mit Bullenmast führt, sprach am Mittwoch von langen, aber stets sehr fairen Verhandlungen. Erste Gespräche zwischen ihm und der Stadt wurden bereits vor rund einem Jahr geführt. Danach zog sich alles ein wenig in die Länge, viele rechtliche Details mussten mit den Anwälten und Landratsämtern geklärt werden. "Und auch den Städtetag haben wir das noch mal anschauen lassen, weil es ja nicht so einfach ist, wenn man ein Kommunalunternehmen abwickelt", sagte die Bürgermeisterin. Neben dem Kaufvertrag mussten auch ein Pachtvertrag für das Gelände sowie der Wärmeliefervertrag mit der Moosburger Kläranlage erarbeitet werden. Die Auflösung des im April 2011 gegründeten KUM ist vom Stadtrat in einer nicht öffentlichen Sitzung vorab bereits entschieden worden. In der öffentlichen Sitzung am kommenden Montag, 6. Juni, 18.30 Uhr (Feyerabendhaus), folgt nun der offizielle Beschluss. Das KUM soll zum 30. Juni aufgelöst werden, Bader übernimmt den Betrieb am 1. Juli.

Die Vermögenswerte hat er für mehr als nur einen symbolischen Betrag erworben, versichert die Bürgermeisterin: "Das war nicht nur ein Euro, sondern eine Summe im fünfstelligen Bereich." Aber mehr war auch nicht drin, denn "wenn man ein Unternehmen hat, das ständig Defizite schreibt, kann man sich ja vorstellen, dass das finanziell nicht allzu hoch bewertet wird". Das Nahwärmenetz selbst weiterzubetreiben, sei für die Stadt jedenfalls keine ernsthafte Option gewesen: "Die einzige Alternative zum Verkauf ist gewesen, dass wir das Netz zurückbauen und jedem Kunden wieder einen Heizölkessel reinstellen."

Diese Gefahr ist jetzt gebannt. Die Verträge der Kunden - angeschlossen sind derzeit 25 Objekte, darunter auch Wohnblöcke - genießen Bestandsschutz, an den Preisen wird sich durch den Verkauf des Nahwärmenetzes nichts ändern. Bei Neukunden allerdings "muss man mal schauen, wir müssen ja auch mit Öl und Gas konkurrieren, versuchen aber trotzdem, attraktive Preise zu bieten", sagte Bader. Der Unternehmer beschäftigt in seinem Betrieb zwei Festangestellte, zwei Teilzeitkräfte und einen Lehrling. An das Nahwärmenetz im Gemeindegebiet Buch sind derzeit 85 Häuser angeschlossen, demnächst soll es auf 100 Anschlüsse erweitert werden. Auch in Moosburg ist einer Erweiterung geplant, aktuell haben drei potenzielle Neukunden angefragt. Zunächst einmal möchte Bader aber in einen Heizzentrale mit neuem Spitzenlastkessel investieren, "um die Versorgungssicherheit zu garantieren".

Dass Bader das Netz im Gegensatz zur Kommune ohne Defizite betreiben kann, "liegt daran, dass er das Know How und die ganze Struktur hat", erklärte Meinelt: "Wir müssen uns für alles Fachleute von außen holen, das kostet richtig Geld." So habe man "enorme Kosten für Rechtsberatungen gehabt und waren bei jeder Maßnahme mit 25 Prozent für Ingenieursleistungen dabei ". Zudem kann Bader auf Synergie-Effekte setzen. Während die Stadt der Zukauf von Hackschnitzel finanziell stark belastet hat, nutzt Bader seine Biogasanlage im Sommer, um selbst Hackschnitzel zu trocknen.

© SZ vom 02.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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