Verkehrskonzept:Abgehängt

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Im interkommunalen Verkehrskonzept für den Münchner Norden, dessen Entwicklung die so genannte "Dachauer Erklärung" vorsieht, gehört Freising nicht zum engeren Projektraum. Die Kreisräte wollen das ändern

Von Peter Becker, Freising

Viele Wege führen nach Freising und von der Kreisstadt wieder hinaus ins Umland. Darum wundert sich der Planungsausschuss des Kreistags, dass dieser Dreh- und Angelpunkt in der Region nicht zum "engeren Projektraum" eines interkommunalen Verkehrskonzepts im Münchner Norden gehört, dessen Entwicklung Kommunen und Landkreise in der sogenannten "Dachauer Erklärung" beschlossen haben. Die Kreisräte stimmten am Donnerstag zwar zu, sich weiter an dem Konzept zu beteiligen. Das kostet den Landkreis ersten Schätzungen zufolge etwa 75 000 Euro. Freising soll aber in den "engeren Projektraum" aufgenommen werden, fordern sie. Zusätzlich wünschen sich die Kreisräte, zwei Mitarbeiter des Landratsamts in das Gremiums entsenden zu dürfen, das über die Vergabe des Projekts nach einer europaweiten Ausschreibung an einen Bewerber entscheidet.

In der "Dachauer Erklärung" haben sich Gemeinden, Städte und Landkreise im Münchner Norder unter anderem dazu verpflichtet, interkommunal bei der Lösung der Probleme im Straßenverkehr zusammenzuarbeiten. Am Anfang dieses Prozesses steht wie üblich erst einmal eine Bestandsaufnahme. Es folgen Workshops und irgendwann präsentieren die Beteiligten konkrete Lösungsvorschläge. Untersucht wird vor allem ein "enger Projektraum". Dem gehören im Landkreis die Gemeinden Eching, Neufahrn und Hallbergmoos an.

Die Stadt Freising hingegen gehört nur zum "erweiterten Projektraum". Ein Unding, wie die meisten Kreisräte im Planungsausschuss finden. Da zog auch der Einwand von Kreisbaumeisterin Antonia Seubert, die das Vorhaben vorstellte, nicht: "Es ist der kleinste gemeinsame Nenner", sagte sie zur "Dachauer Erklärung". Die solle nur den gemeinsamen Willen zur interkommunalen Zusammenarbeit zum Ausdruck bringen. Michael Stanglmaier (Grüne) findet zwar, dass es "Sinn macht, über die Landkreisgrenzen hinauszudenken". Insgesamt geht ihm aber inhaltlich "das Fleisch ab". Statt Hallbergmoos, das seiner Meinung nach weniger von Straßenverkehrsproblemen betroffen sei, sähe er lieber Freising im "engeren Projektraum". Manfred Reuss (ÖDP) hält das Vorhaben für "überfällig" und würde den Projektraum am liebsten bis Wolfersdorf und Moosburg erweitern. Auch wenn dies bedeutet, "mehr Geld in die Hand zu nehmen". Das findet wiederum der Moosburger Anton Neumaier (SPD) für übertrieben. Trotz Lokalpatriotismus hält er in diesem Fall "Moosburg für nicht so bedeutend wie Freising". Letzteres sei "Zentralpunkt", sagte er. So sieht es auch Maria Lintl, die den Landkreis insgesamt als "Einfallstor aus Niederbayern" betrachtet. Robert Scholz (FW) erklärt zwar Freising auch zum Verkehrsknoten, will es aber beim vorgestelltem Projektumfang belassen. "Sonst machen wir dem Planungsverband Konkurrenz", warnte er. Josef Deliano (CSU) sagte, er sehe das alles nicht so dramatisch. Neumaier warnte indes vor einer Gefahr: Die Beziehung der Landeshauptstadt zum nördlichen Umland sei noch nie eine Liebesbeziehung gewesen, stellte er fest. Die Münchner könnten gelassen zusehen, wie die Verkehrsprobleme gelöst würden. Dann könnten sie zu dem Schluss kommen, dass die Region reif für eine dritte Startbahn sei.

© SZ vom 11.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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