Die Glocken haben um diese Zeit nur zufällig geläutet, aber sie gaben dem Gedenken einen feierlichen Rahmen: Am Dienstagabend wurde im Ortszentrum an den Einmarsch der deutschen Wehrmacht in die Sowjetunion vor genau 80 Jahren erinnert. 27 Millionen Menschen wurden danach Opfer des Krieges im heutigen Russland, der Ukraine, Belarus und den baltischen Staaten.
Die Veranstaltung hatte die Kreisvereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) organisiert. Ursprünglich sollte sie an der Gedenkstele des KZ-Außenlagers Neufahrn stattfinden. Die Ankündigung hatte aber zu Irritationen beim Neufahrner Heimat- und Geschichtsverein geführt, der die Stele 2017 initiiert hatte. Man sei über die Veranstaltung im Vorfeld nicht informiert worden und sehe auch keinen direkten Bezug zu Neufahrn, erklärt Vorsitzender Ernest Lang auf Nachfrage.
Der VVN-BdA hat das Gedenken dann auf den Marktplatz verlegt und die Gründe öffentlich nicht mehr weiter thematisiert. In seiner Ansprache vor etwa 15 Zuhörern machte Kreisvorsitzender Guido Hoyer aber deutlich, dass in dem Neufahrner Außenlager des KZ Dachau auch Gefangene aus der damaligen Sowjetunion waren. So berichtet er etwa speziell vom Schicksal eines Mannes, der nach einer Odyssee durch mehrere Lager letztlich nach Neufahrn gebracht worden sei.
Am Dienstag, dem Jahrestag des Überfalls auf die Sowjetunion hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gesagt, dass der deutsche Feldzug von Hass, Antisemitismus, Antibolschewismus und Rassenwahn getrieben gewesen sei. Guido Hoyer sprach in Neufahrn auch von einer Sklavenjagd. Sowjetische Gefangene seien dann als Zwangsarbeiter eingesetzt worden. Viele seien dabei verhungert, an Krankheiten gestorben oder ermordet worden.