Update:Weiter Unmut über Freisinger Blindenleitsystem

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Betroffener schreibt offenen Brief an den Oberbürgermeister

In der Rubrik "Update" beleuchtet die Freisinger SZ aktuelle Entwicklungen bei verschiedenen Projekten im Landkreis. Auf welchem Stand ist das jeweilige Vorhaben? Was wurde schon umgesetzt und was ist das Ziel? Diesmal geht es um das Blindenleitsystem in der Freisinger Innenstadt. Betroffene bemängeln dieses schon seit längerem, einer von ihnen hat nun einen offenen Brief an OB Tobias Eschenbacher und die Mitglieder des Stadtrates geschrieben.

Bereits in der Planungsphase des Altstadt-Umbaus seien kritische Anmerkungen und Hinweise in Hinblick auf eine gleichberechtigte Teilnahme von Blinden und Sehbehinderten am Leben im öffentlichen Verkehrsraum "in den Wind geschlagen" worden, empört sich darin der Freisinger Johannes-Jürgen Meister. Die nach Protesten inzwischen vorgesehenen Lösungen blieben jedoch weiterhin "weit hinter den Bedürfnissen der Menschen mit Sehbeeinträchtigungen" zurück.

Nach einem Treffen am runden Tisch Ende April hatte die Stadt angekündigt, das bestehende Leitsystem ()anzupassen. Erkennbarkeit und Funktionalität der taktilen Leitkante würden dadurch deutlich verbessert, hieß es. Auch das Problem fehlender Durchgängigkeit werde gelöst. An manchen Stellen wollte man aber bewusst keine Rillen zur taktilen Wahrnehmung fräsen, etwa entlang der nördlichen Seitengassen, bei denen auch nach Abschluss des verkehrsberuhigten Umbaus mit Autoverkehr zu rechnen sei.

Für Meister unverständlich. "Wenn, dann kommen Menschen mit Sehbeeinträchtigungen gerade aus dieser Richtung in die Innenstadt, denn dort befinden sich die eigentlichen Wohngebiete. Sie sollen und müssen sich ein langes Stück des Weges orientierungslos bis zur Entwässerungsrinne vortasten." Auch, wie Blinde sich entlang der Rinne im Herbst und Winter bei entsprechender Verschmutzung orientieren sollen, ist für Meister ein Rätsel.

In seinem Brief stellt er an Verwaltung und Stadtrat diverse Fragen: Was nützten etwa Orientierungsfelder an geplanten Haltestellen, wenn der Weg dorthin für Blinde nicht erkennbar sei? Warum seien Rillen zur Orientierung über den Marienplatz geplant, an anderer Stelle in der Oberen und Unteren Hauptstraße aber nicht? Wie wolle die Stadt effektiv verhindern, dass Entwässerungsrinnen und Orientierungskanten freigehalten werden, was derzeit oft nicht der Fall sei?

Bei der Stadt verweist man auf Nachfrage auf das einst einstimmig vom Stadtrat beschlossene Konzept zur Barrierefreiheit. Der vorangegangene Abstimmungsprozess sei "vorbildhaft erfolgt" und die Maßnahmen würden "erfolgreich umgesetzt", sagt Hauptamtsleiter Rupert Widmann. Auf den offenen Brief werde der OB direkt antworten. Die Anregungen und Hinweise darin nehme die Stadt gerne in die weiteren Planungen auf, "um möglichst allen Betroffenen einen sicheren und angenehmen Aufenthalt in der Freisinger Innenstadt zu ermöglichen".

© SZ vom 29.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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