Untere Naturschutzbehörde eingeschaltet:Begründete Befürchtungen

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Kraftwerksbetreiber veranlasst offenbar größere Abholzung am Mittleren-Isarkanal. Moosburgs Umweltreferent protestiert

Von Alexander Kappen, Moosburg

Der Aufschrei bei Anwohnern und Umweltschützern war Ende vergangenen Jahres groß, als am Mittleren-Isarkanal zwischen Pfrombach und Aich der dafür verantwortliche Kraftwerksbetreiber Uniper größere Abholzungen vornahm, um seiner Verkehrssicherungspflicht nachzukommen. Vertreter von Stadt und Naturschutzbünden trafen sich an Ort und Stelle mit einer Abordnung des Unternehmens und räumten, so schien es, alle Probleme aus. Weitreichende Abholzungen, so der Konsens, würden nicht vorgenommen. Doch so ganz hat sich das Unternehmen offenbar nicht daran gehalten, wie Moosburger Lokalpolitiker jetzt kritisieren.

Dieser Tage berichtete CSU-Stadtrat Manfred Tristl, dass nun doch eine Firma mit größerem Gerät in dem Bereich zu Gange sei. Das wiederum rief Moosburgs Dritten Bürgermeister und Umweltreferenten Michael Stanglmaier (Grüne) auf den Plan, der "nicht nur mit Erstaunen, sondern mit Entsetzen" feststellen musste, "dass entgegen Ihrer Aussagen am Isarkanal jetzt doch umfangreiche Abholzungen vorgenommen wurden", wie er in einer Protestnote an Johannes Durner, Leiter der Kraftwerksgruppe bei der Eon-Tochter Uniper, schreibt. Auch Tristl hatte sich im Stadtrat überrascht gezeigt. "Manche Bäume sind mit einer Farbe als gefährdend markiert", berichtete er, "aber der Baggerfahrer hat auch andere erwischt, wahrscheinlich hat er ein Farbproblem." Zudem wundere er sich, weil solche Abholzaktionen nach dem 1. März eigentlich verboten seien.

Stanglmaier hält in seinem Brief an die Kraftwerksleitung dieser ihr Schreiben an die Stadt vom 13. Januar vor, in dem es geheißen habe: "Zunächst konnten wir darstellen, dass in Fließrichtung unterhalb des Kraftwerkes Pfrombach auf einer Strecke von rund 3,6 Kilometern keinerlei größere Maßnahmen am Gehölzbestand erfolgen. Wie bislang erfolgt hier auch künftig nur eine Entnahme von Einzelbäumen im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht. Befürchtungen der Bürger in Aich, dass am dortigen Abschnitt des Mittlere-Isar-Kanals Gehölze in größerem Umfang entfernt werden sind demnach unbegründet."

Diese Aussage, so sieht das Stanglmaier, "liest sich wie Hohn angesichts der aktuellen, von der Firma Wurzer durchgeführten umfangreichen Fällungen. Die Firma Wurzer war sogar mit zwei Harvestern an der Arbeit. Sicher ein übertriebener Aufwand für Einzelbäume." Auch der Umweltreferent verweist auf den verstrichenen 1. März und den Umstand, dass die Arbeiten "nach dem Ablauf der erlaubten Fällzeit vorgenommen" worden seien. Laut Stanglmaier war der Bund Naturschutz am Ort des Geschehens und musste feststellen, dass "nicht nur schadhafte Bäume, sondern auch zahlreiche gesunde Bäume gefällt" wurden. "Die Notwendigkeit der Verkehrssicherungspflicht erschließt sich bei diesen umfangreichen Fällungen nicht mehr", schreibt der Umweltreferent an Durner. Erst nachdem Wolfgang Willner vom Bund Naturschutz die untere Naturschutzbehörde informiert habe, seien die Abholzungen von dieser gestoppt worden.

Stanglmaier bittet den Kraftwerksleiter nun "um zeitnahe schriftliche Erläuterung, warum diese Fällungen in diesem Umfang durchgeführt wurden". Zudem hofft er auf Angaben des Unternehmens, warum die Arbeiten nach dem 1. März erledigt wurden, ob es eine Genehmigung dafür gab "und inwieweit möglicherweise von der Firma Wurzer bezüglich des Umfangs der Abholzungen eigenmächtig gehandelt wurde". Stanglmaier will Bürgermeisterin Anita Meinelt (CSU) zudem bitten, das Thema bei der Bürgerversammlung in Aich am 29. März zur Sprache zu bringen.

© SZ vom 23.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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