Universitätsstadt Freising:Rasant gewachsenes Erfolgsmodell

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Die Gewächshäuser der HSWT am Staudengarten sind in die Jahre gekommen, sie sollen saniert oder durch Neubauten ersetzt werden. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Zahl der Studierenden an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf hat sich seit 1971 fast verzehnfacht

Von Petra Schnirch, Freising

638 Studierende zählte die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) im Herbst 1971/72 zum Start des allerersten Wintersemesters - sie hieß damals noch Fachhochschule Weihenstephan. Fast 50 Jahre später, im Herbst 2020, waren es an den beiden Standorten insgesamt 6125. Auf diesem Niveau sollten sich die Zahlen auch in etwa einpendeln, sagt HSWT-Präsident Eric Veulliet. Ein weiteres größeres Wachstum strebt er derzeit nicht an, jetzt gelte es, weiter in die Qualität zu investieren.

Die Einführung der Fachhochschulen 1970 mit ihren praxisorientierten Studiengängen erwies sich als Erfolgsmodell. In Freising konzentrierte man sich von Anfang an auf das grüne Fächerspektrum. Jahrelang war die Hochschule in Weihenstephan zum Teil rasant gewachsen - so stark, dass die Infrastruktur kaum mithalten konnte. Vor allem Mitte der Neunzigerjahre unter Präsident Josef Herz führte das zu erheblichen Platzproblemen, hinzu kam noch, dass einige der vorhandenen Gebäude saniert werden mussten. Eine schwierige Zeit mit einer regen Bautätigkeit, so dass die Hochschule 1997 dann gleich sieben Einweihungen feiern konnte.

Mit ähnlichen Problemen hatte vor zehn Jahren auch sein Nachfolger Hermann Heiler zu kämpfen, vor allem als der doppelte Abiturjahrgang an die Hochschulen strömte. Die Situation entspannte sich erst mit Eröffnung des Neubaus an der Vöttinger Straße im Herbst 2016, der sich um einige Jahre verzögert hatte.

Rechtzeitig vor Beginn des Wintersemesters 2021/22 ist gerade ein weiterer stattlicher Neubau fertig geworden. Am Staudengarten ist ein modernes Gebäude für die Brau- und Getränketechnologie entstanden, bisher waren Büros, Labore und Technikum über den ganzen Campus verteilt. Das war alles andere als ideal. Die Kosten liegen bei etwa elf Millionen Euro.

In der Planungsphase befinden sich die beiden nächsten größeren Projekte: Dazu zählen die Sanierung beziehungsweise der Abriss und Neubau der Gewächshäuser in zwei Bauabschnitten zu je etwa acht Millionen Euro. Außerdem soll ein "Creativity- and Innovationslab" errichtet werden. Wunschstandort ist laut Veulliet die Lange Point. Das Gebäude mit Labor und Werkstätten soll ideale Bedingungen für einen interdisziplinären Austausch bieten. Kostenpunkt: etwa 3,5 Millionen Euro. Angedacht ist zudem eine Lehr- und Forschungsstation für die innovative Milchkuhhaltung mit geschätzten Kosten von etwa zehn Millionen Euro.

Deutlich mehr investiert die HSWT in den kommenden Jahren am Campus in Triesdorf. In Planung sind dort ein Neubau für das Kompetenzzentrum für digitale Agrarwirtschaft für etwa 20 Millionen Euro sowie die Sanierung des Hauptgebäudes A, der Meierei, die mit 40 bis 60 Millionen Euro zu Buche schlagen wird. Angedacht ist laut Veulliet auch eine "Zukunftswerkstatt Schwein", Kostenvolumen voraussichtlich etwa zehn Millionen Euro. Auch im sechsten Jahrzehnt ihres Bestehens wird an der HSWT also viel gebaut werden.

Die Wurzeln der Hochschule reichen weit zurück. Begründet wurde das grüne Zentrum in Weihenstephan bereits 1803 mit Eröffnung einer Musterlandwirtschaftsschule und der Kurfürstlichen Forstelevenschule. Wenig später kam auch die Kurfürstliche Zentralbaumschule, eine Obstbaumschule, nach Weihenstephan. Ihren Sitz erhielt diese im Salettl, dem ehemaligen Gartencasino der Fürstäbte im Hofgarten. Heutzutage nutzt die Hochschule den schönen Barock-Bau für Empfänge, Sitzungen und Feste.

Aus der Zentralbaumschule wurde später die "Höhere Staatslehranstalt für Gartenbau", daraus entstand die "Staatliche Forschungsanstalt für Gartenbau" (1929) und knapp 30 Jahre später, 1958, die Ingenieurschule. Auch dieser Name blieb nur einige Jahre. Mit dem Fachhochschulgesetz vom 17. Oktober 1970 wurden in Bayern die ersten Fachhochschulen errichtet. Am 1. August 1971 wurde aus der "Ingenieurschule für Gartenbau" die Fachhochschule

Weihenstephan.

Angegliedert wurden gleichzeitig die Ingenieurschulen für Landbau in Landshut-Schönbrunn, Triesdorf und Landsberg am Lech. Sitz war Freising, denn in Weihenstephan befand sich die größte der vier Ingenieurschulen. 1991 wurde die Fachrichtung Landbau von Schönbrunn nach Weihenstephan verlagert.

2008 erfolgte die Umbenennung in Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, denn ein Drittel der Studierenden wird inzwischen im mittelfränkischen Triesdorf ausgebildet - auch sie sollen sich im Namen wiederfinden. Seit 2002 ist die Hochschule zudem am Wissenschaftszentrum Straubing beteiligt, Schwerpunkt dort sind die nachwachsenden Rohstoffe.

In all den Jahren ist das grüne Profil an die Herausforderungen angepasst worden, aktuell stehen die Bereiche "Landnutzung, Ernährung und Gesundheit", "Umweltvorsorge, Biodiversität und Klimawandel" sowie "Nachwachsende Rohstoffe, erneuerbare Energien und Energieeffizienz" im Fokus.

© SZ vom 02.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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